Im Fokus der Verhandlung: Der Kapitän des C4-Ligisten FC 96 Recklinghausen III. Der soll den Unparteiischen im Heimspiel gegen TuS Sythen II (5:5) am 12. Mai zumindest mit der flachen Hand an der Schulter gepackt und geschubst haben. Oder war da noch mehr? Im Raume stand eine sechsmonatige Sperre wegen einer Tätlichkeit. Am Ende wurden es acht Spiele, die der Spielführer pausieren muss, wegen einer groben Unsportlichkeit - drei davon hat er bereits ausgesetzt.
Es hört sich nach einem milden Urteil an, schließlich gilt der Schiedsrichter im Fußball als tabu - auf dem Platz hat ihn niemand anzufassen, schon gar nicht zu schubsen. Aber trotz zahlreicher Zeugen aus beiden am Spiel beteiligten Vereinen: So richtig Licht kam nicht ins Dunkel. So blieb dem Sportgericht nur, sich an den Aussagen des Schiedsrichters wie des Beschuldigten zu orientieren.
Der Unparteiische hatte am12. Mai den Kapitän in der 49. Minute des Feldes verwiesen, da dieser seinen Gegenspieler mit dem Wort „Bastard“ beleidigt haben soll. Das schrieb der Referee in seinen Sonderbericht und das wiederholte er auch vor dem Sportgericht. Daraufhin sei der Kapitän auf ihn zugekommen und habe ihn mit einer Schimpftirade in nichtdeutscher Sprache überzogen, dabei an der Schulter gepackt und weggeschubst, dass er einen Ausfallschritt machen musste. Dass der Schiedsrichter Angst hatte, machte der deutlich: „Der ist zwei mal zwei Meter, ich dagegen bin ein Hänfling.“
Halbes Jahr Sperre stand im Raum
Erst nach und nach beruhigte sich die Sache wieder. Das Spiel, das in einem friedlichen Rahmen begonnen hatte, wie alle Beteiligten sagten, konnte fortgesetzt werden. Wie schlimm der Schubser wirklich war? War nicht herauszufinden. Der Beschuldigte beteuerte seine Unschuld, will auch nicht seinen Gegenspieler nach dem Zweikampf, bei der er sich an der Leiste verletzte, mit dem Wort „Bastard“ überzogen haben. Akzeptierte aber sofort das Strafmaß von acht Spielen Sperre. Offenbar hatte die Drohung des Sportgerichtsvorsitzenden Thomas Radolla (SV Titania Erkenschwick; „Es stehen auch ein halbes Jahr Sperre im Raum“) gewirkt. Das Urteil ist damit rechtskräftig.
Aber wie geht es weiter? Die 3. Mannschaft des FC 96 Recklinghausen gilt in der Kreisliga C4 als Problemtruppe. Der SV Hullern war in der vergangenen Saison nicht zum Rückspiel angetreten - zu vergiftet sei die Atmosphäre im Hinspiel gewesen. Zwei Spielabbrüche mit Beteiligung des FC 96 III stehen in der Statistik. Die Sythener konnten beim FC96 III eine bedrohliche Stimmung nicht wahrnehmen: „Es war ein ganz normales Spiel“, sagte etwa Trainer René Kownatka vor dem Sportgericht.
Aufsteigen und Fair-play-Wertung gewinnen
Nach der Verhandlung konfrontierte unser Redakteur die Vertreter des FC 96 III mit ihrem Image, wollte wissen: Was ist die Zukunft? Trainer Ahmad Omayrat stand in der Runde, Vereinsmanager Tim Hertling als Vereinsvertreter und natürlich der Kapitän. Der ergriff das Wort, versprach: „Wir werden uns zusammensetzen. Wir wollen sportlich sein und von jedem gut aufgenommen werden in der nächsten Saison.“
Dass es die geben wird, gilt als sicher. Nach den Aufstiegen der ersten drei Mannschaften FC Leusberg II, Borussia Ahsen II und VfB Waltrop II in der Staffel ist die Zuversicht am Hohenhorst groß: „Wir wollen aufsteigen“, sagt der Kapitän. Ein hehres Ziel. Vorstand Tim Hertling sagte noch - mit einem Augenzwinkern: „Die Fair-play-Wertung wollen wir auch gewinnen.“ In der abgelaufenen Saison reichte es für den Tabellenfünften FC96 III hier nicht zu einem Spitzenplatz. Schlusslicht der Staffel war das Team aber auch nicht. Letzter ist hier, für alle einsehbar beim Portal fussball.de, der SV Hullern.