„Besser hätte ich es mir nicht vorstellen können“ Phillip Oligmüllers perfekter ETuS-Abschied

„Viel besser hätte ich es mir nicht vorstellen können“
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Tränen gab es rund ums Spiel keine. Weder – wie Phillip Oligmüller zuvor für durchaus möglich hielt – vor der Partie noch nach dem Schlusspfiff. Emotional war das letzte Saisonspiel des ETuS Haltern dennoch.

Nachdem Schiedsrichter Marvin Winkler abpfiff, blieb es nicht bei einigen Handschlägen wie sonst üblich. Eine innige Umarmung folgte der nächsten, manch einer schnappte sich Oligmüller nach seinem letzten Spiel als Trainer des A-Ligisten gleich zweimal.

Einige Minuten später leerte sich das Feld auf der Anlage an der Conzeallee. Bis nur noch der ETuS-Coach selbst auf dem Kunstrasen stand. „Viel besser hätte ich es mir nicht vorstellen können“, sagte er sichtlich berührt. Seine Spieler und auch alle anderen drumherum bescherten ihm den perfekten Abschied.

7:2 rundet den Abend ab

Das Ergebnis, so hatte er im Vorfeld angedeutet, sei nicht mehr allzu wichtig. Dass sein Team am Ende BW Wulfen mit 7:2 abschoss, rundete den Abend, der mit einer Planwagenfahrt enden sollte, dann aber doch ab.

„Ich bin so glücklich darüber, wie das Spiel gelaufen ist“, so Oligmüller, „und dass die Jungs wirklich so Gas gegeben haben“. Auch dass es selbst Timm Henniges, der bis nachmittags in Berlin arbeiten musste, noch zum Spiel schaffte „und dann so eine Halbzeit raushaut“.

Doppeltorschütze Malte Powierski war einer der ersten, der sich Phillip Oligmüller nach dem Abpfiff schnappte.
Doppeltorschütze Malte Powierski war einer der ersten, der sich Phillip Oligmüller nach dem Abpfiff schnappte. © Andreas Hofmann

Wenige Minuten nach dem Anpfiff kam der Flügelspieler, der vor Kurzem schon mit dem SSC Teutonia 1899 in die Berlinliga aufgestiegen ist, in Haltern mit dem Zug an. Von Bahnhof ging es schnell zum ETuS-Platz. In der 56. Minute wurde der Halterner dann eingewechselt.

3:1 stand es da noch, nachdem BW Wulfen gut begonnen, aber die Gastgeber die Tore erzielt hatten. Erst traf Yannick Stark von rechts (14.), dann legte Malte Powierski mit einem Flachschuss von links im Strafraum direkt nach (15.). Zwar verkürzten die Gäste durch den freistehenden Gianluca John schnell (18.), doch in der 37. Minute baute der ETuS seine Führung wieder aus.

Tobias Heidemann trifft im letzten Spiel

Auch das passte zu diesem Abend: Das 3:1 erzielte Tobias Heidemann per Foulelfmeter. Für den Verteidiger war es das letzte Spiel, kommende Saison wird er als Co-Trainer die zweite Mannschaft der Eisenbahner coachen. Das Knie macht einfach nicht mehr mit. Für einen letzten Einsatz sollte es aber noch reichen. Und für den gab Jens Quinkenstein gerne die Kapitänsbinde ab.

Jens Quinkenstein vom ETuS Haltern im Zweikampf mit Stanislav Ziegler.
Jens Quinkenstein (M.) trug diesmal nicht von Beginn an die Kapitänsbinde, sondern erst nachdem Tobias Heidemann (l.) bei seinem letzten Einsatz für den ETuS Haltern das Feld verließ. © Andreas Hofmann

So führte „Heidi“, wie er von vielen im Verein nur genannt wird, seine Mannschaft bis zu seiner Auswechslung in der 67. Minute an, ehe er unter großem Applaus das Feld verließ. Das Spiel war da längst entschieden. Ein weiterer Halterner Doppelschlag hatte dafür gesorgt – und Timm Henniges.

Der Joker legte erst Malte Powierski nach einem starken Sprint über die rechte Seite das 4:1 auf (60.), dann erlief er einen Ball nahe der Torauslinie und spielte in die Mitte zu Dennis Klüsener, der nur noch einschieben brauchte (64.). Die Wulfener Abwehr war gedanklich schon in der Sommerpause.

Gröner per Kopf in die Maschen

Und es sollte noch schlimmer kommen für die Gäste. Kurz nach Tobias Heidemanns Auswechslung fand Powierski mit einer Ecke Marius Gröner, der viel zu frei gelassen wurde und den Ball mit Wucht per Kopf in die Maschen jagte (68.). Beinahe hätte der Verteidiger sogar noch einen Doppelpack feiern können, doch bei der nächsten flachen Hereingabe von Henniges war ein Wulfener zuerst am Ball – Eigentor (88.).

Das 7:2 durch Gianluca John kurz darauf war nur noch nebensächlich (89.). Wenig später war dann ohnehin Schluss. Dass mit dem Abpfiff für ihn als Trainer des ETuS Haltern Schluss sein würde, daran hatte Phillip Oligmüller während des Spiels nicht gedacht.

Timm Henniges (l.) gab nicht nur bei Sprints über die rechte Seite eine gute Figur ab, sondern auch beim Sprung in die Arme von Dennis Klüsener, nachdem er dem Torjäger das 5:1 vorbereitet hat.
Timm Henniges (l.) gab nicht nur bei Sprints über die rechte Seite eine gute Figur ab, sondern auch beim Sprung in die Arme von Dennis Klüsener, nachdem er dem Torjäger das 5:1 vorbereitet hat. © Andreas Hofmann

„Als ich nach dem Abpfiff mit den Jungs da stand, habe ich noch gedacht: Krass, dass ich so im Tunnel war. Ich habe überraschenderweise gar nicht darüber nachgedacht“, erzählte er wenig später.

Nur einen Wermutstropfen hatte die Partie für den Trainer: „Schade, dass ich nicht alle einwechseln konnte.“ Mit einem 20-Mann-Kader war der ETuS in das Spiel gegangen. Keiner wollte sich den Abschied von Phillip Oligmüller entgehen lassen.

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