
© Pascal Albert
Ein Leben für den Fußball: TuS-Haltern-Urgestein Werner Schemmer wird 80
80. Geburtstag
Der Halterner Werner Schemmer hat als Spieler und Trainer viel erlebt. Zu seinem 80. Geburtstag blickt er noch mal zurück - auf eine erfolgreiche Fußballlaufbahn mit einigen lustigen Anekdoten.
Viele Fotos von früher hängen an den Wänden im Keller, unter jedem Mannschaftsfoto stehen die einzelnen Namen aller abgelichteten Spieler und Trainer. All die Bilder hat Werner Schemmer, Ehrenvorsitzender des TuS Haltern am See, aufbewahrt. Auch viele Zeitungsartikel zu den zahlreichen Spielen, die er sowohl als Trainer als auch als Spieler erlebt hat, hat er bis heute sorgsam archiviert. Zum 80. Geburtstag ist er mit uns noch mal seine sportliche Laufbahn durchgegangen. Es ist eine Geschichte voller Erfolge. Es ist die Geschichte eines Mannes, der den TuS während seiner aktiven Zeit geprägt hat.
Auch seine Spieler wussten, dass er alle Artikel über seine Spiele aufbewahrte, erzählt Werner Schemmer. Seine Augen strahlen dabei. Manchmal, sagt er dann, sei es vorgekommen, dass sich Spieler mitten in der Nacht meldeten. Dann wollten sie immer das Gleiche wissen: Den Endstand irgendeines Spiels vor einigen Jahren - weil sie nach dem ein oder anderen Bier gewettet hatten, wie die Partie damals ausgegangen war.
Ein Spiel wurde wegen eines unzufriedenen Zuschauers abgebrochen
Es ist nicht die einzige Anekdote, die Werner Schemmer auf Lager hat. Der nun 80-Jährige blickt zufrieden auf seine sportliche Laufbahn zurück. Begonnen hatte sie, als er neun Jahre alt und der Krieg gerade ein paar Jahre vorbei war - allerdings nicht beim TuS Haltern, sondern beim ETuS Haltern. Damals spielte der Verein allerdings noch nicht an seinem heutigen Standort, sondern einige Meter daneben, auf dem Gelände, wo heute der REWE-Markt steht.
Schemmer durchlief alle Jugendabteilungen, ehe er mit 18 Jahren erstmals in der Seniorenmannschaft auflief. Gleichzeitig wurde der gerade erst aus der Jugend gekommene Halterner auch noch der neue Jugendleiter beim ETuS. Zudem agierte er als Jugendtrainer.
An ein Spiel erinnert sich der Halterner noch besonders: Ein Mann habe immer von seinem Fenster aus die Spiele des ETuS verfolgt. Einmal, als der Schiedsrichter aus Sicht des Mannes keine gute Leistung zeigte, sprang er über den Zaun, rannte auf den Platz „und nahm den Ball mit, weil er unzufrieden war“. Das Spiel wurde abgebrochen, die Punkte bekamen später die Gäste zugesprochen.
Als B-Lizenz-Inhaber bekam Schemmer damals wie andere Trainer sogar ein „Übungsleitergeld“ vom Staat. Das nahm er allerdings gar nicht an, beziehungsweise leitete er es direkt weiter an den Verein, der gerade mit dem Bau der noch heute an der Conzeallee 20 stehenden Sporthalle beschäftigt war. 1968 wurde sie dann fertiggestellt.
Im selben Jahr verließ Schemmer den ETuS. „Nach einer nicht mehr ganz so schönen Zeit“, wie er heute sagt. Es habe Streitereien im Verein gegeben, weshalb sich einige dann zu einem Wechsel entschieden. Rund 15 Mitglieder gingen daraufhin zu anderen Vereinen. „Die meisten gingen zum TuS“, erinnert sich der 80-Jährige, der in seiner aktiven Zeit als sogenannter Mittelläufer spielte.
Werner Schemmer war als Trainer „an der Linie sehr aufbrausend“
„Ich war kein großer Techniker“, gesteht er, „ich war mehr der Kraftfußballer“. Damals habe ihn vor allem sein kräftiger Schuss ausgezeichnet. Seine Fähigkeiten konnte er dann nach seinem Wechsel beim TuS Haltern präsentieren. Zu Beginn spielte er in der zweiten Mannschaft, während er gleichzeitig auch als Jugendtrainer aktiv war. Später kickte er auch in der ersten Mannschaft.
Mit 32 Jahren - der TuS war gerade aus der Landesliga in die Bezirksliga abgestiegen und der ETuS in eben diese aufgestiegen - wechselte er dann nach Merfeld, wo er seine erste Seniorentrainerstation antrat. „Ich bin aber nicht im Bösen gegangen“, betont Werner Schemmer. Mit Merfeld schaffte er in seiner dritten Saison den Aufstieg in die Bezirksklasse.
Es sollte nicht sein letzter gewesen sein. Nach seiner Zeit in Merfeld kam er nach Rhade, wo er in der 1. Kreisklasse ebenfalls Meister wurde und den nächsten Aufstieg feierte. Doch es gab einige Unstimmigkeiten im Verein, Schemmer verließ Rhade daraufhin und kehrte zum TuS Haltern zurück. Der Ehrgeiz, höher zu spielen, sei damals auch ausschlaggebend für seine Rückkehr gewesen, erzählt er. Danach übernahm er nach und nach immer mehr Aufgaben im Verein.
Gleichzeitig stand Schemmer auch noch an der Seitenlinie und lief für die Senioren auf. Bis zu seinem 50. Lebensjahr war er noch Teil der Alten Herren des TuS Haltern. Seine Trainerkarriere beendete er hingegen schon mit etwa 40 Jahren. Sein Hausarzt - ein ehemaliger Spieler Schemmers - warnte ihn vor den möglichen gesundheitlichen Folgen seiner Trainertätigkeit. „Ich war an der Linie sehr aufbrausend“, erzählt er.
Noch heute hat Schemmer viel Kontakt zu ehemaligen Wegbegleitern
Einmal, erinnert er sich, wurde er vom Schiedsrichter während eines Spiels im Winter sogar des Platzes verwiesen. „Ich habe mir dann einen anderen Mantel angezogen und bin zurück zum Platz gegangen“, erinnert er sich. Mit dem TuS schaffte er derweil sogar noch etwas, das es auch heute nur selten gibt: Er stieg zweimal in kurzer Zeit hintereinander auf. Dann war Schluss, er ging nach Gescher. „Ich hatte Lust, noch mal etwas anderes zu machen“, erklärt er seine damaligen Beweggründe.
Auf Gescher folgte die letzte Trainerstation: Meckinghoven. „Die waren aufstiegsreif“, erzählt er, „da brauchte ich nur Disziplin und Ordnung in die Mannschaft bringen“. Doch es gab auch ein Problem. Meckinghoven hatte nur einen Ascheplatz und „du kriegtest keine Spieler dahin, weil die den Ascheplatz scheuten“. Er blieb nur wenige Monate. „Keiner konnte verstehen, dass ich da wieder weggegangen bin.“
Meckinghoven war letztendlich der einzige Verein, von dem er sich nicht im Guten trennte. „Ich bin sonst nirgendwo im Bösen gegangen“, sagt er. Noch heute habe er viel Kontakt zu ehemaligen Kollegen, Mitspielern und Spielern. Werner Schemmer ist dadurch nicht nur innerhalb Halterns, sondern auch über die Stadtgrenzen bekannt. Als Mann, der für den Fußball lebte und es auch heute noch tut - nun aber nur noch als Zuschauer bei Spielen des TuS oder des SV Lippramsdorf, wo sein Enkel mittlerweile in der ersten Mannschaft spielt.
Erst als Praktikant, dann als freier Mitarbeiter und nach dem Volontariat seit 2021 als Redakteur für Lensing Media im Einsatz. Am liebsten im Lokalsport unterwegs - denn abseits der reinen Ergebnisse hat jedes Spiel und jeder Sportler eine spannende Geschichte zu erzählen.
