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Ehemaliger Libero des ETuS Haltern war Halterns erster Nationalspieler
Fussball
Nicht Höwedes, auch nicht Metzelder. Der erste Fußballnationalspieler aus Haltern genießt bereits seinen Ruhestand. 1971 hat er vor über 60.000 Zuschauern gegen England gespielt.
Die Zeit vergeht, aber die Erinnerung bleibt – so auch an die Halterner Fußball-Nationalspieler, bei denen man als Sportbegeisterter zuerst immer an Benedikt Höwedes oder Christoph Metzelder denkt.
Höwedes, zur Zeit bei Lokomotive Moskau aktiv, schaffte es über die Stationen TuS Haltern, SG Herten-Langenbochum und FC Schalke 04 bis zum Fußball-Weltmeister 2014 im Maracanã-Stadion von Rio de Janeiro (Brasilien). Danach ging es noch zu Juventus Turin, der alten Dame Italiens, und schließlich nach Moskau.
Christoph Metzelder holte im Jahr 2002 mit dem DFB-Team die Vizeweltmeisterschaft in Yokohama (Japan) nach einer 0:2-Niederlage im Finale gegen den späteren Weltmeister Brasilien. Er kickte für den TuS Haltern, FC Schalke 04, Preußen Münster, Borussia Dortmund und Real Madrid.
Einladung zum Sichtungslehrgang
Aber was viele nicht wissen: Der erste Fußballnationalspieler Halterns kam vom ETuS Haltern und machte vor 49 Jahren seine beiden Spiele in der Schülernationalmannschaft (heute U16). Die Rede ist von Heinz Sylla. „Es war eine schöne, aber auch ganz andere Zeit“, sagt er.
Nach Lehrgängen mit Spielen in der Kreis- und Westfalenauswahl erhielt er im Jahre 1970 eine Einladung zum Sichtungslehrgang des Deutschen Fußball Bundes für die DFB-Schülerauswahl. Nach Übungsspielen am 13. und 14. Februar 1971 in Frankfurt und Offenbach wurde die endgültige Nominierung der DFB-Schülerauswahl vorgenommen, die am 13. März 1971 in Holland und am 24. April und 27. April 1971 in Karlsruhe und Berlin gegen England antrat. Es war zum damaligen Zeitpunkt auch ein Dank für gute und beständige Leistungen in der Westfalenauswahl, mit denen er DFB-Trainer Karl-Heinz Heddergott auf sich aufmerksam gemacht hatte.
„Gespielt habe ich gegen Holland und auch dann im Berliner Olympiastadium gegen England vor sagenhaften 66.000, meist jungen Zuschauern. Das Spiel endete 2:2. Und es begann auch wie heute – mit den Nationalhymnen beider Länderteams.“

Heinz Sylla mit seinem eingerahmten DFB-Auswahl-Trikot von 1971. © Willi Overkott
Auch aus der ETuS-Familie waren damals Fans (u.a. Herbert May, stellvertretender Fußball-Abteilungsleiter) mit in Berlin. Damit ist und war er der bisher einzige Spieler des ETuS Haltern, der stolz den Adler auf der Brust tragen durfte und den Sprung in den Kreis einer Auswahlmannschaft des DFB geschafft hat. „Gespielt habe ich auf der Position des rechten Verteidigers, obwohl ich ein Linksfuß bin,“ so Heinz Sylla. Aber seine Technik, sein Auge für den Mitspieler und seine Grundschnelligkeit beim Antritt mit dem Ball machten ihn stark.
Als A-Jugendlicher wechselte Heinz Sylla zur Spvgg. Erkenschwick, wo er in der damals höchsten deutschen A-Jugendklasse auch gegen den FC Schalke 04 und den Nachwuchs anderer namhafter Bundesligisten spielte. Von der A-Jugend ging es dann in den Seniorenbereich. Weil er seinerzeit noch keinen Führerschein hatte, bildete er eine Fahrgemeinschaft mit Karl-Heinz Porschke und Dieter Breuer (beide damals vom TuS Haltern). Aber unter dem damaligen Trainer Fritz Langer (u. a. später FC Schalke 04) sei es schwer gewesen, in die erste Mannschaft zu kommen.
Im Internet und auf Listen des Vereins wird er bei einem Spiel in der 2. Bundesliga Nord (1974/1975) bei Wacker 04 Berlin aufgeführt. Sylla: „Das haben wir 1:0 gewonnen – aber erinnern kann ich mich daran nicht so richtig.“
Beckenbauer als Idol
Auf seiner Lieblingsposition spielte Heinz Sylla, der wie sein großes Vorbild Franz Beckenbauer am 11. September geboren wurde, erst wieder, als er nach vier Jahren Seniorenfußball in Erkenschwick zum ETuS Haltern zurückkehrte. Dort spielte er schließlich bis zum Bezirksligaabstieg 1987 auf der Position des Liberos.
1992 kehrte er auf Wunsch der Verantwortlichen als aktiver Spieler zurück auf den Fußballplatz und absolvierte bis zur Saison 1999/2000 in den Seniorenmannschaften noch Meisterschaftsspiele. Mit 45 Jahren hat er dann aber endgültig seine Fußballschuhe an den Nagel gehangen.
Die große Karriere blieb aus – aber für die ETuS-Familie war er immer eine verlässliche Konstante und ein guter Kamerad. Einige Jahre hat Heinz Sylla in der Jugendabteilung seines Heimatvereins auch als Trainer sein Wissen weitergeben.
Ein Halterner Junge, sehr Sport interessiert, bedingt dadurch, dass er von der Jugend bis zum Ausscheiden aus den Senioren in einem Haltener Fußballverein (ETuS) aktiv war, die Leidenschaft gehört dem Fußball und seiner Heimatstadt.
