Benedikt Höwedes spricht über seine Pläne mit dem TuS Haltern am See
Fußball Regionalliga West
In einem Interview mit dem Fußballfachmagazin „Kicker“ haben sich TuS-Marketingchef Raphael Brinkert und Weltmeister Benedikt Höwedes jetzt zur geplanten Neustrukturierung geäußert.

Fußballspieler Benedikt Höwedes freut sich auf die Arbeit beim TuS Haltern. © picture alliance/dpa
Unsere Zeitung hat vor einigen Tagen exklusiv darüber berichtet, dass Regionalligist TuS Haltern am See künftig fast ausschließlich auf Spieler aus der eigenen Stadt setzen möchte. Selbst, wenn das auf Kosten des sportlichen Erfolges gehen sollte. Bei der Umsetzung hilft Eigengewächs Benedikt Höwedes, Weltmeister von 2014.
Der TuS nutzt die Corona-Krise zu einem Paradigmen-Wechsel und will nach eigener Auskunft das „Athletic Bilbao des Amateurfußballs werden“. Der Heimatverein der Ex-Nationalspieler Höwedes und Christoph Metzelder will künftig unter dem Motto „Unser Star ist die Stadt“ wie der baskische Klub fast ausschließlich auf einheimische Spieler setzen und würde dafür sogar einen sportlichen Abstieg in Kauf nehmen.
TuS-Marketingchef Raphael Brinkert und Fußballprofi Benedikt Höwedes haben sich in der aktuellen Ausgabe des Kicker Fachmagazin über die Pläne geäußert.
Freiwillige Selbstbeschränkung
„Unsere Sichtung umfasst die beiden Senioren-Teams sowie die U19. Insgesamt sprechen wir somit über rund 50 Spieler, wovon bereits 40 Prozent das Seestadt-Konzept erfüllen. Hinzu kommen gebürtige Halterner, die bislang außerhalb von Haltern am See bei hochklassigen Vereinen spielen“, so Brinkert.
Die Gespräche im Sport hätten mit Bekanntgabe des Strategiewechsels begonnen. Das Feedback sei bis auf wenige Ausnahmen sehr positiv. Es werde aber auch Härtefälle geben. Brinkert: „Das war und ist uns bewusst. Mit dem Konzept wollen wir kein beliebiger, sondern von Bevökerung, Fans und Mitgliedern geliebter Verein sein und werden. Das bedingt auch, dass wir über die Kurzfristigkeit von Toren und Punkten hinaus denken und verstärkt auf langfristige Themen wie Jugendförderung - und ausbildung, Nachhaltigkeit und infrastrukturelle Voraussetzungen setzen.“
Mit dem Seestadt-Konzept gebe man sich eine freiwillige Selbstbeschränkung. „Für die Seniorenmannschaften werden wir - dank zahlreicher Talente aus Haltern am See - dennoch eine Scouting-Spannbreite von der Junioren-Bundesliga, über die Regionalliga bis hin zur Bezirksliga haben. Je nach Spielstärke werden diese in Team A oder B eingesetzt, wie wir die Seniorenmannschaften ab sofort nennen. Übergeordnet gibt es nur ein Team: Haltern am See“, erklärt Raphael Brinkert weiter.
Der TuS Haltern am See habe sich in der Vergangenheit als Talentschmiede einen Namen gemacht. „Daran werden wir anknüpfen und die Durchlässigkeit Schritt für Schritt erhöhen, ohne eine feste Quote anzusetzen.“ Der Vereine sei und bleibe ein leistungsorientierter Amateurfußball-Verein.
„Haltern am See ist meine Heimatstadt und der TuS mein Heimatverein“, betont Fußballprofi Benedikt Höwedes in dem Interview. Der Kontakt sei nie abgebrochen und es sei klar gewesen, dass er im Herbst seiner sportlichen Karriere wieder verstärkt in der Region Fuß fassen werde. „Mit meinem Beitrag im Strategie-Stab des Vereins kann ich helfen, dass wir uns auf unsere Herkunft besinnen und gleichzeitig die Zukunft aus Haltern am See für Haltern am See angehen“, so Höwedes.
Langfristige Potentiale
„Wir haben bereits mit der Strategiebekanntgabe gesagt, dass für uns die höchste Priorität kein Liga-, sondern eine Heimatzugehörigkeit besitzt. Ich sehe die langfristigen Potentiale - gerade in der Jugend und Infrastruktur - sehr viel höher, als die Gefahr oder die vielleicht sogar bewusste Inkaufnahme eines temporären Liga-Verzichts“, stellt Höwedes außerdem klar.
Ist es möglich, dass er sich als gebürtiger Halteraner, selbst noch einmal das Trikot des TuS überstreifen wird? Höwedes: „Für die Allstars durfte ich ja schon spielen (lacht). Nein, Scherz beiseite: Ich bin fest davon überzeugt, dass ich irgendwann wieder mit meinem Bruder und alten Freunden in der Alten Herren Mannschaft des TuS spiele. Bis dahin geht aber sicherlich noch einiges Wasser durch die Lippe.“