
Wickede-Kapitän Franck Sonna (r.) war einer der Spieler, der nach dem Derby gegen Brackel ins Krankenhaus musste. © Schaper
Zwei Spieler nach Derby-Schlägerei im Krankenhaus: „Hatte Angst, dass noch mehr passiert“
Fußball-Landesliga 3
Zwei Spieler müssen nach der Schlägerei beim Derby zwischen dem SV Brackel und Westfalia Wickede im Krankenhaus behandelt werden. Sie sprechen über ihre Verletzungen.
Unschönes Ende des Derbys zwischen dem SV Brackel und Westfalia Wickede: Kurz vor Schluss brechen Tumulte aus und es kommt zu einer Schlägerei. Im Anschluss müssen zwei Spieler im Krankenhaus behandelt werden, die Polizei leitet Ermittlungsverfahren ein. Der Schiedsrichter pfeift die Partie dennoch wieder an. Einem Spieler passt das gar nicht. Der Unparteiische begründet seine Entscheidung.
Wickede-Spieler David Kampa hatte kurz vor Schluss seinen Gegenspieler Abdellah Mohammed gefoult an der Seitenlinie. Später zeigte er zwei Brackeler wegen Körperverletzung an. Denn einigen waren die Sicherungen durchgebrannt.
Derby zwischen SV Brackel und Westfalia Wickede eskaliert
„Bei meinem Foul war Frust dabei. Das gebe ich zu“, sagte Brackels Kampa am Tag nach dem Derby gegen Wickede im Gespräch mit dieser Redaktion. Zum Zeitpunkt des Fouls, das letztendlich die Tumulte ausgelöst hatte, lag Westfalia Wickede mit 1:3 hinten gegen den SV Brackel. „Ich komme zu spät, wollte aber den Ball treffen. Bei einem Derby geht es eben mal etwas heftiger zu“, sagte Kampa. Im Derby zwischen Brackel und Wickede ging es dann aber viel zu heftig zu.
Nach dem Foul habe der Gefoulte Kampa ins Gesicht gespuckt. „Ich war geschockt in dem Moment“, sagte er. Der Schiedsrichter habe sich daraufhin mit seinem Linienrichter beraten und dem angeblich Spuckenden die Gelbe Karte gezeigt. „Ich bin dann zum Schiedsrichter hin und habe ihn gefragt, ob er mich verarschen will, weil er ihm nur die Gelbe Karte gezeigt hat“, sagte Kampa. Für diese Intervention sah er die Ampelkarte. Daraufhin habe er seinen Gegenspieler weggeschubst. Das bestätigen auch entsprechende Videoaufnahmen. Dann eskalierte die Situation.
Schlägerei im Derby Brackel – Wickede: „Da war so viel auf einmal los“
Ein Auswechselspieler der Brackeler, Sefa Ayaz, stürmte auf das Feld und schlug Kampa von hinten mit der Faust gegen den Kopf. Sofort entwickelte sich eine Rudelbildung, an der sich auch Zuschauer beteiligten. „Ich habe plötzlich einen Schlag von hinten gespürt. Da war so viel auf einmal los, auch Zuschauer sind auf das Feld gerannt“, erzählte Kampa. Die Folgen: eine leichte Gehirnerschütterung und eine kleine Beule am Hinterkopf sowie Kratzer am Rücken. „Der ist irgendwie an mir hochgesprungen. Mir war abends dann schwindelig und ich hatte Kopfschmerzen. Also habe ich es vorsichtshalber im Krankenhaus abklären lassen“, sagte Kampa. Er war nicht der einzige Spieler, der dorthin musste.
Auch Franck Sonna, Kapitän von Westfalia Wickede, suchte nach der Derby-Schlägerei noch das Krankenhaus auf. Ein Zuschauer hatte ihm ins Gesicht geschlagen, er selbst mischte ebenfalls ordentlich mit bei dem Tumult. „Das ist Fußball. Wenn man Fußball spielt, geht der Puls hoch. Irgendwann ist dann alles schiefgelaufen“, sagte Sonna, der nach einem „Faustschlag ins Gesicht“ über Kieferschmerzen klagte. „Zur Sicherheit bin ich also ins Krankenhaus gefahren. Ich soll alles kühlen und viel Wasser trinken, am Montag soll noch mal ein Arzt draufschauen“, sagte Sonna.
Derby-Schlägerei bei Brackel gegen Wickede: „Ich finde es peinlich“
Wer oder was letztendlich die Derby-Schlägerei ausgelöst hatte, lässt sich im Nachhinein nur noch schwer rekonstruieren. Beide Seiten hätten sich nicht korrekt verhalten, meinte auch Dennis Wegner vom SV Brackel. „Ich finde es peinlich für alle Beteiligten. Das gehört nicht auf den Fußballplatz. Beide Seiten haben sich da nicht gut verhalten“, sagte Wegner. In so einer Situation würden die Emotionen eben überkochen, derart eskalieren dürfe es dennoch auch in einem Derby nicht, sagte Wegner. Ihn störte noch eine weitere Sache.
„Ich finde es schade, dass das Derby jetzt so auf diese wenigen Minuten heruntergebrochen wird“, sagte Brackel-Keeper Wegner. Bis dahin sei es eine faire Partie gewesen. Ihn dürfte es gefreut haben, dass das Spiel nach den Tumulten dann auch wenigstens noch ein sportliches Ende gefunden hat. Schiedsrichter Hendrik Maaz pfiff die Partie nämlich noch einmal an und ließ sie zu Ende spielen. Das sorgte für Unverständnis bei Wickedes Kampa.
Nach Schlägerei: Schiedsrichter pfeift Derby zwischen SV Brackel und Westfalia Wickede wieder an
„Ich fand, es war eine Zumutung“, sagte Kampa, „dass das Spiel wieder angepfiffen wurde.“ Er habe sich „unglaublich unsicher gefühlt“ und „Angst gehabt, dass noch mehr passiert.“ Schiedsrichter Maaz begründete am Tag nach dem Derby seine Entscheidung folgendermaßen: „Durch die Ordnungskräfte des Heimvereins schien mir die Situation sicher genug zu sein, um das Spiel fortzusetzen.“ Auch aus „Deeskalationsgründen“ habe er das Spiel wieder anpfeifen wollen, „um die Gemüter zu beruhigen“. Zudem sei ein Spielabbruch „immer das letzte Mittel“.
Der weitere Verlauf bestätigte schließlich die Einschätzung des Schiedsrichters. Nach der Derby-Schlägerei kam es zu keinen weiteren Zwischenfällen. Die, die es gab, werden nun aufgearbeitet werden müssen. Spieler und Vereine wollen sich möglichst zeitnah zusammensetzen. Das gemeinsame Ziel: Szenen wie die vom Wochenende sollen sich nicht mehr wiederholen. Wem welche Konsequenzen drohen, wird sich aber wohl erst in den nächsten Tagen sicher sagen lassen.
Jahrgang 1993, Dortmunder Junge und Amateurhandballer mit großer Liebe für den Fußball und den Ruhrpott. Studium der Journalistik an der TU Dortmund, nach kurzer Zwischenstation beim Westfälischen Anzeiger in Hamm wieder seit 2020 zurück bei den Ruhr Nachrichten. Schreibt über Thekenmannschaften bis hin zur Champions League.
