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Umfrage vor Entscheidung der Politik: Wie sinnvoll ist ein Sport-Lockdown?
Meinung
Kanzlerin Angela Merkel trifft sich am Mittwoch mit den Ministerpräsidenten in einer Videokonferenz. Im Raum steht ein sogenannter „Lockdown light“. Der könnte auch den Amateursport betreffen.
Die Corona-Zahlen steigen deutschlandweit weiter an. Auf Nordrhein-Westfalen bezogen liegt mit Soest lediglich ein einziger Kreis unter dem Grenz-Inzidenz-Wert von 50 (40,8 - Stand: Dienstag, 27. Oktober). Daher reagiert die Politik erneut. Bundeskanzlerin Angela Merkel trifft sich am Mittwoch mit den Ministerpräsidenten in einer Videokonferenz. Im Raum steht ein „Lockdown light“. Der könnte auch den Amateursport betreffen, da Veranstaltungen für die erste Zeit verboten werden sollen. Wir diskutieren einen möglichen Sport-Lockdown und seine Sinnhaftigkeit.
Noch ist unklar, was die Politiker am Mittwoch während ihrer Videokonferenz beschließen werden. Derzeit ist bekannt, dass Kanzlerin Angela Merkel härtere Maßnahmen anstrebt. Zudem hat das Land NRW in einem Thesenpapier eine Maßnahme vorgeschlagen, die bei der Bekämpfung hoher Infektionszahlen helfen soll: die Schließung von Sport- und Freizeitangeboten in geschlossenen Räumen sowie ein Verbot von Kontaktsport und ein Verbot von Veranstaltungen. Droht damit die komplette Stilllegung - auch des Amateursports? Dürfen die Sportler demnächst weder trainieren noch Wettkämpfe austragen?
Nehmt an unserer Umfrage teil und stimmt für die Variante ab, die für euch am sinnvollsten ist. Falls ihr euch noch nicht sicher seid: Wir haben für euch die drei Meinungen noch einmal genauer ausgeführt.
Meinung 1: „Ein vollständiger Sport-Lockdown wäre kontraproduktiv“
Entschließt sich die Politik zu einem kompletten Sport-Lockdown, dann denkt sie zu kurz. Ein vollständiger Sport-Lockdown, ohne jede Möglichkeit Sport zu treiben, wäre in jeder Hinsicht kontraproduktiv. Nicht falsch verstehen, ich bin klarer Verfechter einer sofortigen Wettkampfunterbrechung - in allen Sportarten.
Die vielen Spielausfälle, vor allem im Amateurfußball, zeigen deutlich, dass unter den aktuellen Voraussetzungen kein vernünftiger Spielbetrieb möglich ist. Zudem ist noch immer nicht geklärt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass sich ein Amateursportler auf dem Sportplatz oder in der Halle ansteckt.
Erst wenn sich das Infektionsgeschehen beruhigt hat und die Gesundheitsämter die Infektionsketten besser nachvollziehen können, sollten die Sportler wieder an Wettkämpfe und an den Ligenbetrieb denken. Solange sollte die Regierung Wettkämpfe im Kontaktsport absetzen.
Den Amateursport jedoch komplett einzufrieren, halte ich für falsch. Die Politik sollte in ihrer Entscheidungsfindung bedenken, dass Sport für die Bevölkerung mehr ist, als bloßer Wettkampf. Er ist Ausgleich, er ist Ventil, er ist zum Teil auch Gemeinschaft, bildet und stärkt soziales Leben - für Erwachsene, Jugendliche und auch Kinder.
Der Trainingsbetrieb sollte demnach - mindestens im Freiluftsport - mit einem entsprechenden Hygienekonzept und großen Abständen in kleineren Gruppen weiterlaufen. Den Vorzug erhalten sollten in dieser Angelegenheit überwiegend Jugendliche und Kinder, um privaten Treffen dieser Altersklasse - womöglich in geschlossenen Räumen - entgegenzuwirken.
Meinung 2: „Weiter Wettkämpfe durchzuführen, wäre vermessen“
Klar, Sport ist wichtig für die Gesellschaft und die Gesundheit. Trotzdem muss man gerade auf ihn verzichten, denn die Gesundheit wird von einer ganz anderen Seite bedroht. Und die heißt nun mal Corona. Eine Besserung der Lage ist vorerst nicht in Sicht. Weiter Wettkämpfe durchzuführen, wäre vermessen. In Städten, in denen die 7-Tage-Inzidenz von 50 überschritten wird, - also praktisch überall in NRW - dürfen sich nur noch fünf Personen gleichzeitig treffen.
Mannschaftssportarten verstoßen bei Spielen und im Training regelmäßig gegen diese Regel - auf dem Platz und in der Kabine. Die Verbände argumentieren immer wieder, dass das Ansteckungsrisiko während der Spiele - egal in welcher Sportart - gering sei. Gesicherte Erkenntnisse dafür gibt es nicht. Gering ist aber nicht gleich Null.
Nun werden wir das Risiko in der Gesellschaft niemals ganz auf Null schrauben, aber wir sollten es da minimieren, wo es geht. Alleine joggen zu gehen, ist okay. Mannschaftssport ist es nicht. Fußball ist die schönste Nebensache der Welt, heißt es immer. Andere Sportarten sagen über sich dasselbe. Wer recht hat, wird nie ganz zu klären sein. Die Aussage hat aber einen wahren Kern. Sport, egal welcher, ist eben nur eine Nebensache.
Ansteckungen während dieser Nebensache können aber schnell die wirklich wesentlichen Dinge betreffen, die eigene Gesundheit, die Gesundheit der Familie, den Arbeitsplatz. Deshalb sollte der Sport eine Pause einlegen. Darüber, wann es weitergeht, reden wir dann, wenn die Zahlen es zulassen.
Meinung 3: „Ein kompletter Sport-Lockdown wäre das falsche Signal“
Die ganze Welt befindet sich gerade in einer schwierigen Situation. Die Coronavirus-Pandemie ist allgegenwärtig und hat durch unterschiedliche Schutzmaßnahmen auf fast alle Lebensbereiche Einfluss. So auch auf den Sport.
Das ist auch wichtig und richtig. Aber ein kompletter Sport-Lockdown von Seiten der Politik wäre genau das falsche Signal - eine Kapitulation vor dem Virus. Das Coronavirus wird uns leider noch lange begleiten, deshalb müssen wir lernen, damit zu leben. Und zum Leben gehört nun einmal der Sport.
Natürlich geht die Gesundheit immer vor. Aber genau aus diesem Grund wurden ja auch die ganzen Vorsichtmaßnahmen, die bereits existieren, ins Leben gerufen. Zuschauerbeschränkungen, Maskenpflicht, Abstandsgebot, Spielabsagen. Natürlich gibt es durch die aktuell steigenden Infektionszahlen von letzterem gerade viele. Aber das zeigt doch nur, dass die Sportwelt sich richtig verhält und verantwortungsvoll mit dem Virus umgeht.
Gibt es Corona-Infektionen oder auch nur einen Verdacht, werden Spiele abgesagt. Richtig so. Aber liegt weder ein Fall noch ein Verdachtsfall vor, warum sollten die Sportbegeisterten dann nicht ihrer Leidenschaft - die dazu ja auch noch gesund ist - nachgehen?
Ein Sport-Lockdown würde außerdem ein Riesenchaos hinter sich herziehen. Wie würden die Spielzeiten in den einzelnen Sportarten gewertet werden? Wer steigt auf? Wer steigt ab? Wann geht es weiter? Wird bei einer Wiederaufnahme des Betriebs wieder abgebrochen, wenn die Zahlen steigen?
Ein Lockdown würde nicht nur die meisten Sportvereine vor den finanziellen Ruin stellen, weil ihnen die Mitglieder davonlaufen, nein, es würde auch noch dazu führen, dass manche Sportler sich heimlich treffen würden - ohne Einhaltung der Schutzmaßnahmen. Deshalb sollte der Sportbetrieb geregelt weiterlaufen.
Ist bereits seit Kindesbeinen an von Ballsportarten – insbesondere Fußball – fasziniert. Stets neugierig auf der Suche nach Geschichten, auch abseits des Ballsports. Die Liebe zum Journalismus entdeckte er über sein großes Hobby: Fotografie.

Als gebürtiger Dortmunder bin ich großer Fan der ehrlich-direkten Ruhrpott-Mentalität. Nach journalistischen Ausflügen nach München und Berlin seit 2021 Redakteur in der Dortmunder Stadtredaktion.

Jahrgang 1993, geboren und aufgewachsen in Dortmund. Liebt den Sport und die Emotionen dabei privat und beruflich, vor allem den Handball. Seit 2014 bei Lensingmedia - nach Praktikum, freier Mitarbeit und Volontariat jetzt Sportredakteurin.
