Kevin Leifels kommt in dieser Vorbereitung erst so richtig auf Trab.

© Nils Foltynowicz

Wie ist es, neben einem ehemaligen Bundesliga-Spieler zu verteidigen, Kevin Leifels?

rnFußball-Westfalenliga

Eineinhalb Jahre spielte Kevin Leifels kein Fußball, dann schloss er sich 2019 dem BSV Schüren an. Zwei Jahre mit etlichen Corona-Pausen brauchte er, um um in Tritt zu kommen. Nun läuft es besser.

Dortmund

, 16.08.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Der BSV Schüren präsentierte sich bislang als echte Turniermannschaft. Der Westfalenligist spielte homogen, die Mischung aus Jung und Alt funktioniert bereits. Und hinten bildet mit dem langjährigen Ex-Profi des VfL Bochum Jonas Acquistapace einer, der vor ein paar Jahren selbst im Bochumer Nachwuchs kickte, eine gut harmonierende Innenverteidigung. Bringt das VfL-Gen den BSV jetzt nach vorne? Wie es für einen Youngster, mit einem gestandenen und erfahrenen Ex-Profi zu kicken? Und was hat der 20 Jahre alte Innenverteidiger für Ziele?

Zunächst einmal stellt sich im Gespräch heraus, dass Kevin Leifels (20) ein total geerdeter junger Mann ist mit klaren Ansichten, Visionen und auch viel Dankbarkeit.

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Kevin Leifels, als Jonas Acquistapace zum BSV kam, wussten Sie da, dass in Zukunft eine Verteidigung der Bochumer Schule Schüren hinten dichthalten soll?

Um ehrlich zu sein, hatte ich ihn gegoogelt, als unser Trainer Arthur Matlik Jonas vor einem Jahr ankündigte und davon sprach, in welchen Vereinen er so in seiner Karriere gespielt hatte. Ich selbst war 2016 nur ein paar Monate beim VfL. Daher gab es da damals keine Berührungspunkte. Ich bin dann schnell wieder zurück in die Hombrucher Juniorenabteilung, wo ich dann ja auch Bundesliga spielen durfte.

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Bevor wir Ihren Werdegang würdigen, gewähren Sie uns doch bitte den Einblick, wie es für einen jungen Spieler wie Sie ist, neben dem für den Dortmunder Amateurfußball einzigartigen Acquistapace zu spielen…

Anfangs dachte ich und auch heute entfährt mir öfter ein ‚Wow‘. Jonas ist der Wahnsinn. Wie er spielt, welche Erfahrung er hat, seine Ausstrahlung. Wie er die gesamte Mannschaft auf dem Platz von hinten coacht und auch mich ständig unterstützt, das ist einfach klasse. Er redet auch vor den Spielen viel mit uns. Ich kann sehr viel von ihm lernen. Und ich denke, das klappt mit uns beiden in der Viererkette auch schon ganz gut.

Dürfen Sie in seiner Gegenwart Fehler machen?

Das hat nichts mit Jonas zu tun. Auch Profis machen Fehler. Ich habe im Finale des Hecker-Cups ja ein Eigentor gemacht und dann vor dem 1:2 einen Fehlpass gespielt. Ich wollte kurzspielen, das hat nicht funktioniert. Da gab es keine Vorwürfe vom gesamten Team, eher aufmunternde Worte.

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Was passierte danach in Ihrem Kopf?

Ein, zwei Minuten dachte ich „Mist, was war da los?“. Dann aber geht es in mir sehr schnell, dass ich umschalte und mich voll auf das Spiel fokussiere. Dabei hilft natürlich ein aufbauender Nebenmann wie Jonas Acquistapace und dessen Sicherheit.

Dann sind wir ja auch bei Ihnen selbst angekommen. Diese Fehler passierten während der Vorbereitung sehr selten. Ihre Karrieredaten weisen vor Ihrem Schüren-Engagement eine eineinhalbjährige Pause auf. Was war los? Und kommen Sie jetzt wieder in den Tritt?

Durch meine Hombruch-Zeit waren meine Schulnoten nicht gerade überragend. Daher habe ich dann den Fokus auf mein Abitur gelegt – und es auch bestanden.

Hut ab vor dieser Entscheidung! Dann möchten wir natürlich auch wissen, welcher Beruf, welche Ausbildung oder welches Studium es jetzt wieder zulassen, für den BSV in der Westfalenliga zu spielen…

Ich wollte ursprünglich Sport auf Lehramt studieren, hatte dann aber keine Lust auf die Wartezeit, ehe ich einen Studienplatz erhalten sollte. Ich habe dann ein freiwilliges soziales Jahr gemacht und absolviere jetzt in Recklinghausen eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. Irgendetwas mit Sport sollte es schon sein. Mein Traum wäre es, mal für einen Bundesligisten zu arbeiten.

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Ein Verbleib beim VfL Bochum und vielleicht sogar Profi zu werden, blieb damals offenbar auch nur ein Traum. Warum?

Ach, ich wollte einfach sofort wieder zurück zu meinen Hombruchern. Da fühlte ich mich wohl. Und mit dem HSV in der U17-Bundesliga zu spielen, war ja bestimmt nicht das Schlechteste. Natürlich denke ich oft und gerne an meinen Heimatverein FC Herdecke-Ende zurück. Aber Hombruch hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin.

Dann also die Pause. Wie kamen Sie nach Schüren?

Arthur Matlik kannte mich von den Stützpunkt-Trainings. Dann fragte er mich, ob ich es nicht doch wieder versuchen wollte. Dazu gab es die Verbindung von Hombruchs damaligen Juniorentrainer Benjamin Seifert zum BSV. Denn sein Vater Peter ist ja unser Vorsitzender.

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2019 also wechselten Sie zum BSV. So richtig in Fahrt kommen Sie für Außenstehende erst jetzt in dieser Vorbereitung. Was passiert da gerade mit oder in Ihnen?

Natürlich war das wegen Corona für alle schwierig. Seit dem ich in Schüren angefangen war, plagte ich mich oft mit eher kleiner erscheinenden, aber doch langwierigen Verletzungen herum. Erst in diesem Sommer bin ich beschwerdefrei. Und ich freue mich wirklich, wenn jemand mir sagt, dass ich positiv auffalle. Neben meinen Nebenleuten, die mich immer ermutigen, verschaffen mir Komplimente Selbstvertrauen.

Ein, zwei Fehler hatten Sie ja bereits erwähnt. Also haben wir jetzt genügend Platz für Gutes. Wo sehen Sie Ihre Qualitäten?

Unser Trainer ermuntert uns immer wieder, mutig zu spielen. Daher komme ich auf die vorige Frage nach Fehlern gerne zurück. Denn sie dürfen laut Arthur dann auch passieren. Ich sehe neben meinem Kopfballspiel meine Spieleröffnung als Qualitäten. Meine Pässe spiele ich bei Bedarf mit beiden Füßen. Den linken Fuß habe ich nicht nur zum Stehen. Insgesamt fühle ich mich in einer sicheren Viererkette mit einem lautstarken Torwart Sascha Samulewicz dahinter gut. Ich war als Jugendlicher auch mal Sechser, habe diese Position auch noch einmal während des Brackeler Turniers probiert. Aber nein: Ich fühle mich deutlich wohler in der Innenverteidigung.

Sie wirken in Ihrem routinierten Auftreten auf dem Platz nicht viel jünger als Ihr Mitverteidiger Acquistapace, der 32 Jahre alt ist.

Da das bestimmt positiv gemeint ist, bedanke ich mich für das Lob. Ich bin auch nicht so der Lautsprecher. Aber wenn ich mich dann gereizt fühle, platzt mir auch mal der Kragen. Dann schreie ich los. In Brackel war das wohl auch zu hören.

Das war Ihnen gestattet. Viel funktionierte bereits während der Vorbereitung gut. Sehen wir einen anderen BSV Schüren als in der abgebrochenen Saison 20/21?

Davon gehe ich ganz stark aus. Das war im Herbst zu wenig, gerade mal hatten wir vier Punkte. Ich sehe aber viel Qualität in unseren Reihen und auch, wie wir uns während der vergangenen Wochen gesteigert haben. Daher hoffe ich schon auf einem Platz im oberen Mittelfeld.

Und Ihre eigenen Ziele?

Gesund bleiben und möglichst viele Spielanteile.

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