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Der 137-Tore-Mann kommt nach Dortmund: Wieso geht er aus der Oberliga nach Kemminghausen?
Bezirksliga
In seiner Heimat Schleswig-Holstein war er über Jahre als Knipser bekannt. Jetzt hat es Fabian Kolodzick mit 32 ins Ruhrgebiet verschlagen. Eine Reise aus dem Urlaubs- ins Malocherland.
Er hat es wirklich getan. Fabian Kolodzick sagt am Telefon tatsächlich „Moin“. Kann es noch norddeutscher werden? Wohl kaum. Aber ein bisschen Klischee ist schon erlaubt. Denn der Kontrast könnte nicht schöner sein: Kolodzick kommt aus Lübeck, aus jener Stadt, die so mancher Ruhrgebietsmensch untrennbar mit der Durchreise in Richtung Ostsee verbindet.
Und wenn am anderen Ende jemand „Moin“ zur Begrüßung sagt, dann klingt das für den Westfalen eben immer auch ein bisschen nach Ferien. Dabei steht Fabian Kolodzick beim Telefonat schon gar nicht mehr mit der Nase im norddeutschen Wind, sondern mit den Füßen in einem Dortmunder Garten. „Ich hab ein bisschen was umgegraben“, sagt er lachend und erzählt dann, wie es so weit kommen konnte.
Was hat Sie nach 32 Jahren aus ihrer Heimat Schleswig-Holstein ins Ruhrgebiet gebracht?
Meine Freundin. Sie ist Dortmunderin. Wir sind seit sieben Jahren zusammen, sind in der Zeit immer viel gependelt. 400 Kilometer hin, 400 Kilometer zurück. Und damit sollte langsam Schluss sein. Und jetzt bin ich hier.
Das heißt, wenn Sie in all den Jahren viel gependelt sind ist ihnen Dortmund nicht ganz fremd?
Ich kenn mich hier schon ganz gut aus. Und wo der Signal Iduna Park ist, weiß ich natürlich auch. Stadiontour ist bereits erledigt. Das lag aber nah, weil ich schon als Kind BVB-Fan war. Von daher passt alles ganz gut zusammen. Mit den Königsblauen aus der Nachbarstadt hab ich hingegen noch nie viel zu tun gehabt. Wenn, dann gibt es aus alter Verbundenheit eher noch Sympathien für den Hamburger SV. Das liegt bei meiner Herkunft einfach nah.
Sie sind ausgebildet worden beim VfB Lübeck, haben neun Jahre beim SV Eichede in der Oberliga und später in der Landesliga gespielt. Die Bilanz ist stattlich: 137 Tore in 218 Spielen. Jetzt schließt Sie sich dem VfL Kemminghausen in der Bezirksliga an. Wie kam es dazu?
Auch durch meine Freundin. Die kennt Tuna Kayabasi, Trainer und Sportlichen Leiter von Kemminghausen, gut, hat uns einfach mal einander vorgestellt. Wir haben uns dann zusammengesetzt, und das hat von Anfang gepasst. Und dass der Verein im nächsten Jahr nicht nur in der Liga mitspielen, sondern auch weiter oben anklopfen will, hat mir außerdem gefallen. Dazu möchte ich gerne meinen Teil tun. Ich bin ja schließlich noch richtig fit.
Beim SV Eichede haben Sie neun Jahre gespielt - und das überaus erfolgreich. Dann kam Corona, und jetzt sind Sie weg. Kein schöner Abschied.
Nein, gar nicht. Eichede ist für mich ja zu einer zweiten Heimat geworden. Dahin bin ich ja direkt vom VfB Lübeck gewechselt. Und nach all den Jahren verbindet mich vieles mit dem Klub. Dann ist das natürlich schmerzhaft, wenn man sich gar nicht von den alten Klubkollegen verabschieden kann. Dazu kommt auch noch, das Eichede nun wirklich ein sehr familiärer Verein ist. Auch wenn der Klub in Schleswig-Holstein als Oberligist sportlich eine wirklich guten Namen hat, ist das eben auch immer noch ein Dorf. Darum ist mir das auch so wichtig, dass ich mich da, wenn die Zeiten wieder ruhiger sind, nochmal blicken lasse und richtig mit allem, was dazugehört, verabschiede.
Abgesehen von der Pandemie waren die letzten zwei Jahre für Sie auch sportlich nicht so leicht.
Ja, richtig. Ich hab mir im Sommer 2019 einen Riss der Achillessehne zugezogen. So eine Verletzung ist langwierig und es hat seine Zeit gedauert, bis ich wieder ganz gesund war. Aber das ist jetzt so. Ich bin absolut beschwerdefrei und hab mich auch während der langen Zwangspause durch Corona gut fit gehalten.
In Eigenregie?
Nee, da haben die Kumpels aus der Heimat gut mitgeholfen. Wir haben eine Whatsapp-Gruppe, in der wir jeden Monat Challenges machen, die sich von Monatsanfang bis -ende kontinuierlich steigern. Natürlich ist das alles nicht mit richtigen Trainingseinheiten zu vergleichen. Aber es ging vor allem darum, mit kontinuierlicher Beanspruchung das Verletzungsrisiko für den Tag, wenn es wieder losgeht, zu minimieren.
Sie sind , so liest es sich zumindest aus allen Statistiken, gelernter Mittelstürmer. War das eigentlich schon immer so?
Nee, das war nicht immer so. Bis zur D-Jugend hab ich was ganz anderes gemacht. Da hat man ja noch mit dem „letzten Mann“ gespielt, und der war ich - also der Libero. Erst danach ist ein Trainer auf die Idee gekommen, mich an entgegengesetzter Stelle einzusetzen. Das hat ja dann auch richtig gut geklappt. Und so wird es hoffentlich beim VfL Kemminghausen weitergehen.
Mit 32 baut der VfL sicher nicht nur auf Ihre Tore, sondern auch darauf, dass Sie als erfahrener Spieler viel Verantwortung übernehmen. Der Typ für die Tore sind Sie. Sind Sie auch der Typ für die Verantwortung?
Das bin ich auch jeden Fall. Ich bin ein ziemlich ehrgeiziger Typ. Das gebe ich an meine Mitspieler weiter. Ich kann von Fall zu Fall ganz gut laut werden und seh mich schon in der Verantwortung jüngere Mitspieler mitzunehmen. Ich hoffe nur, dass ich das schon bald wieder tun kann.
61er-Jahrgang aus Bochum, seit über 35 Jahren im Journalismus zu Hause - dem Sport und dem blau-weißen VfL schon ewig von Herzen verbunden - als Sportredakteur aber ein Spätberufener.
