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Vereine dürfen doch keinen Sport im öffentlichen Raum machen – „Eine Zumutung der Politik“
Amateursport
Die Amateur-Sportvereine haben angesichts der zuletzt beschlossenen Lockerungen aufgeatmet. Jetzt rudert der Landessportbund zurück. Die Vereine müssen sich wieder neu einstellen.
Und wieder wird die Planung von Sportvereinen über den Haufen geworfen. Der Landessportbund NRW nimmt seine Auslegung der den Sport betreffenden Punkte der Coronaschutzverordnung teilweise zurück. Das wirft Sportvereine erneut zurück.
Landessportbund NRW rudert zurück - kein Sport im öffentlichen Raum
Der Stadtsportbund leitete den Dortmunder Vereinen am Dienstag Informationen aus dem Corona-Update des Landessportbunds NRW weiter. Die Mail liegt unserer Redaktion vor. In diesem Corona-Update heißt es in einer Passage „Achtung Korrektur! Keine Sportangebote im öffentlichen Raum!“, dann folgt die ausführliche Korrektur:
„In unserem update 4/2021 vom 05.03.21 hatten wir unsere Auslegung des §9 (1) in Fortschreibung der Regelungen aus der Zeit vor dem letzten Lockdown so formuliert, dass die beschriebenen möglichen Sportangebote auch im „öffentlichen Raum“ unter freiem Himmel umgesetzt werden können. Diese Formulierung entspricht jedoch aktuell nicht der gültigen Verordnung! Somit bleibt der Sportbetrieb zunächst beschränkt auf die Sportanlagen unter freiem Himmel. Wir bitten um Berücksichtigung und Nachsicht für dieses Missverständnis.“
Bei Frank Fligge, Abteilungsleiter Handball beim ASC 09 Dortmund und stellvertretender Vorsitzender des Gesamtvereins, sorgt die Kommunikation des Landessportbunds - wie zuletzt so oft - für Kopfschütteln. „Genau dieser Punkt ist vor 14 Tagen intensiv diskutiert worden, dann kam die Auslegung des Landesportbunds, jetzt fällt ihnen ein, dass es eine Fehlinterpretation ist“, zeigt sich Fligge verärgert über dieses Vorgehen.
„Das allein zeigt, wie Gaga das ist“
Seiner Auffassung nach bedeute das nun, dass alle, die sich nun im öffentlichen Raum verteilt haben, nur noch auf den Sportplätzen treffen dürfen. Im Falle des ASC also im Emscherstadion, nicht aber im Rombergpark. „Dann drubbelt sich alles auf den Plätzen. Das allein zeigt ja, wie gaga das ist“, findet Fligge.
„Hinter der Halle 1 in Aplerbeck gibt es ein Tartanfeld. Das würde ich als Sportanlage verstehen. Demnach habe ich unseren Sportlern gesagt, dass ich davon ausgehe, dass Sport dort erlaubt ist“, interpretiert der stellvertretende ASC-Vorsitzende die Korrektur.
Und dieser Interpretationsspielraum ist genau das, was ihn neben der Korrektur an sich ärgert. Vor drei Wochen habe es ein Gespräch zwischen Dortmunder Vereinsvertretern und Andrea Milz, Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, gegeben, erzählt Fligge.
Die Bitte der Vereine fasst er mit „klare Regeln und Planungssicherheit“ zusammen und etwas ausführlicher so: „Wenn es neue Verordnungen gibt, müssen die klar formuliert sein und nicht so, dass wir uns mit einem Rechtsanwalt dahinsetzen müssen, um zu überlegen, was das jetzt bedeuten soll.“
„Unsere Bitte war, dass das nicht mehr geschieht - und dann passiert wenig später genau das“
Außerdem sei an die Staatssekretärin herangetragen worden, dass die Ungewissheit es den Vereinen enorm schwierig mache. „Wenn gelockert wird, müssen die Maßnahmen länger Bestand haben und nicht innerhalb einer Woche wieder gekippt werden.“ Es sei schließlich ein enormer organisatorischer Aufwand, Konzepte zu erarbeiten und diese an Mitglieder oder Eltern zu kommunizieren, erklärt Fligge.
„Da hängt ein enormer Rattenschwanz an Organisation dran, und dann zerschießen sie es dir wieder. Unsere Bitte war, dass das nicht mehr geschieht, und dann passiert wenig später genau das. Das, was ehrenamtlichen Vereinen jedes Mal aufs neue an Denksportaufgaben gestellt wird, ist eine Zumutung der Politik.“
Lockerungen für den Sport sind in NRW kein Automatismus
Und der Landessportbund schränkt in seinem Corona-Update noch etwas ein, womit viele Vereine in NRW fest gerechnet hatten. Das von vielen Medien nach der bislang letzten Bund-Länderkonferenz veröffentlichte Schaubild zu einem möglichen Öffnungsplan in Stufen habe auf Landesebene keine Gültigkeit. Es gelte allein die Coronaschutzverordnung des Landes NRW.
In dieser heißt es, dass ab dem 22. März weitere Öffnungen folgen werden, wenn die landesweite Inzidenz gegenüber dem 8. März stabil oder mit sinkender Tendenz unter 100 liegt. Explizit genannt wird dabei auch die Aufnahme des kontaktfreien Sportbetriebs im Innenbereich. Viele Vereine haben deshalb auf den 22. März geschielt. Vom Landessportbund heißt es dazu aber nun:
„Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass diese Ankündigung keinen Automatismus begründet. Eine Umsetzung scheint uns nach jetzigem Stand und angesichts weiter steigender Werte auch nicht wahrscheinlich. Trotzdem befinden wir uns in einem täglichen Austausch mit der Sportabteilung der Staatskanzlei, um [...] die Regeln für den Sport ab dem 22.03.21 abzustimmen.“
Die Ungewissheit für die Sportvereine bleibt also weiterhin.
Als gebürtiger Dortmunder bin ich großer Fan der ehrlich-direkten Ruhrpott-Mentalität. Nach journalistischen Ausflügen nach München und Berlin seit 2021 Redakteur in der Dortmunder Stadtredaktion.
