Ein türkischer Klub aus Dortmund stürzte aus der Landesliga heftig ab

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Ein türkischer Klub aus Dortmund stürzte aus der Landesliga heftig ab

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Türkspor Dortmund ist nicht der erste türkische Klub der Stadt, der in die Landesliga aufgestiegen ist. Das hat schon der SC Fatih geschafft. Hier die Geschichte des Auf- und Abstiegs des Klubs.

Dortmund

, 16.05.2020, 08:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Türkspor Dortmund ist gerade in aller Munde. Der Klub hat große Ziele. Bis in die Oberliga möchte der Klub hoch. Dafür investiert der Präsident Dr. Akin Kara in den Verein. Innerhalb von drei Jahren hat sich der Klub von der B- in die Landesliga katapultiert.

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Ein Ende ist nicht in Sicht. Die Verpflichtungen werden immer ambitionierter. Acht Spieler hat der Klub für die anstehende Runde verpflichtet. Unter anderem den Ex-Profi Marcel Reichwein und Westfalia Hernes Oberliga-Kapitän Maurice Temme.

Türkspor Dortmund ist aber nicht der erste türkische Verein aus Dortmund, der den Sprung in die Landesliga geschafft hat. Das gelang in der Spielzeit 1999/2000 schon dem SC Fatih, der im Dortmunder Norden beheimatet war. Der Klub hatte damals einen engagierten und finanzstarken Hauptsponsor.

Holzwickedes Trainer Axel Schmeing blickt gerne auf die Fatih-Zeit zurück.

Holzwickedes Trainer Axel Schmeing blickt gerne auf die Fatih-Zeit zurück. © Stephan Schuetze

Der Unterschied zu Türkspor war, dass der SC Fatih auch eine funktionierende Jugendabteilung hatte. So kickte zum Beispiel der heutige Türkspor-Spieler Ömer Akman in der Fatih-Jugend. Auch Hüsseyin Bulut, der später mit der U19 des BVB Deutscher Meister wurde.

1988 wurde der SC Fatih gegründet. Ende der 1990er-Jahre wuchsen die Ambitionen innerhalb des Klubs. Die Macher begnügten sich nicht mehr damit, in der B-Liga herumzudümpeln. Mindestens die Bezirksliga sollte her. Und es wurde ein Durchmarsch von der B-Liga in die Landesliga.

Im Jahr 2000 war das Team in der Landesliga angekommen. Nur der BVB II spielte innerhalb der Stadt noch höher. Plötzlich stand der Klub sportlich auf einer Stufe mit den Traditionsvereinen FV Hombruch 09 (heute Hombrucher SV), Phönix Eving oder TuS Eving.

Der Klub war topgeführt. Zwei Jahre war ich da. Und rückblickend muss ich sagen, dass es zwei tolle Jahre waren.“
Axel Schmeing, ehemaliger Spieler SC Fatih

Anders als Türkspor Dortmund bediente sich der Klub nur bei Dortmunder Teams, wenn es um Neuzugänge ging. Hakan Tasli, Osman Erdogan, Axel Schmeing, Rene Bleschke oder Roland Barth Neto kickten plötzlich für den SC Fatih. Alles Spieler, die zu den besten Amateurkickern der Stadt gehörten.

„Der Klub war topgeführt. Zwei Jahre war ich da. Und rückblickend muss ich sagen, dass es zwei tolle Jahre waren. Ich habe Freunde gefunden, wie zum Beispiel den damaligen Geschäftsführer Ercan Turan“, blickt Axel Schmeing zurück.

Natürlich wurde beim SC Fatih ordentlich bezahlt, das streitet Schmeing nicht ab. „Aber es war jetzt nicht exorbitant mehr, als ich bei Hombruch oder Brechten in der Landesliga verdient habe. Das waren keine Unsummen bei Fatih“, sagt Schmeing.

Hasan Kayabasi war lange bei Fatih aktiv.

Hasan Kayabasi war lange bei Fatih aktiv. © Stephan Schuetze

Es hat ihm Spaß gemacht, für den Klub zu spielen. „Es wird den südländischen Teams immer vorgeworfen, undiszipliniert zu sein. Dass da die Emotionen zu schnell hochkochen. Das war bei Fatih gar nicht der Fall“, sagt Schmeing. In seiner Zeit bei Fatih sah genau ein Spieler die Rote Karte, und die sah Schmeing selbst nach einem Foulspiel.

Der Vorstand setzte überwiegend auf deutsche Trainer. Eckehard Eigenwillig Volker Krumtünger oder Michael Griehsbach standen an der Linie. Unter Eigenwillig landete Fatih auf Platz fünf der Landesliga, vor Hombruch, Phönix oder TuS Eving. Vier Jahre hielt sich der Klub in der Landesliga.

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Im Winter 2004 zog sich dann der Hauptsponsor zurück. Etliche Topspieler traten in der Rückrunde gar nicht mehr an. Trainer Michael Griehsbach machte auch nicht mehr weiter. So fehlte die Qualität, um die Klasse zu halten.

Hasan Kayabasi, der später unter anderem den Lüner SV als Sportlicher Leiter in die Westfalenliga führte, versuchte als Trainer, den kompletten Absturz zu verhindern. Ein Jahr lang hielt er noch die Klasse in der Bezirksliga. Unter anderem kickte der berühmte deutsche Rapper 18 Karat in seinem Team.

„Aber irgendwann wurde das Geld komplett zurückgeschraubt. Es war kaum mehr möglich, gute Spieler zu bekommen“
Hasan Kayabasi, ehemaliger Fatih-Trainer

„Aber irgendwann wurde das Geld komplett zurückgeschraubt. Es war kaum mehr möglich, gute Spieler zu bekommen“, erinnert sich Kayabasi. Ein Jahr lang hielt sich Fatih noch in der Bezirksliga, dann ging es wieder in die A-Liga. Dann direkt in de B-Liga.

Und 2008 zog sich der Klub komplett zurück, weil auch die Jugendarbeit nicht mehr funktionierte. „Das große Problem war, dass die Vereine um uns herum Kunstrasenplätze bekamen, Fatih aber auf Asche spielen musste. Das sind die Talente lieber gewechselt“, sagt Kayabasi.

Rückblickend schwärmt Kayabasi von der Fatih-Zeit. Er habe da viele Freunde gefunden. Er hat noch heute Kontakt zu vielen Spielern von damals. Er kennt natürlich auch die Strukturen von Türkspor Dortmund, möchte da aber keinen Vergleich zu Fatih und dem plötzlichen Absturz ziehen.

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Es gibt nicht wenige Kritiker in Dortmund, die glauben, dass Türkspor irgendwann auch abstürzen wird wie der SC Fatih damals. Kayabasi findet, dass Türkspor gut geführt ist. „Wichtig ist, dass die Strukturen immer mit dem sportlichen Erfolg wachsen“, sagt Kayabasi,

Nur so habe ein Projekt wie Türkspor Dortmund die Chance, nachhaltig zu sein. Er kann es sich aber gut vorstellen, dass das Türkspor glückt. Ein Zeichen dafür ist, dass Türkspor in Tim Eibold einen erfahrenen Sportdirektor verpflichtet hat, der schon in der Oberliga aktiv war. Kayabasi, wünscht es sich auf jeden Fall, dass Türkspor seine ambitionierten Ziele erreicht und der Klub nachhaltig arbeitet.

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