BVB und der Oberliga-Kracher zwischen Türkspor und Aplerbeck Spannender Blick in die Historie

BVB und der Oberliga-Kracher zwischen Türkspor und Aplerbeck: Spannender Blick in die Historie
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Traumziel Regionalliga West – zum Greifen nahe ist diese mit bekannten Namen gespickte Liga für zwei Dortmunder Vereine, die am Samstag (4. Mai, Anstoß: 19 Uhr, live auf rn.de/sporttv) eines der wichtigsten Spiele der Amateurfußball-Geschichte dieser Stadt bestreiten. Es sind die Oberliga-Spitzenteams Türkspor Dortmund und der ASC 09 Dortmund. Der Aufstieg wäre historisch. Bislang gab es nämlich nur einen Dortmunder Verein, der in dieser Liga überhaupt mal vertreten war. Und das war der BVB.

Trauriges Kapitel für den BVB

Zwei Jahre lang spielte die Borussia von 1972 bis 1974 nach dem Abstieg aus der Bundesliga im damaligen Unterhaus der ersten Liga, ehe die 2. Bundesliga kam. Da rangierte der BVB sogar mal hinter Vereinen wie dem 1. FC Mülheim-Styrum. In der Parallelliga Südwest kickte ein Klub mit dem einprägsamen Namen ASV Gummi Mayer Landau. Die Regionalliga damals: für viele ein Traum, für den späteren Champions-League-Gewinner BVB ein eher trauriges Kapitel. Von 1963, also mit Einführung der Bundesliga, bis 1974 lief die erste Phase der Geschichte der Regionalliga West.

Später gab es eine zweigleisige Regionalliga, in der nach der Jahrtausendwende der BVB mit seiner zweiten Mannschaft vertreten war. Seit der Wiedereinführung 2008 der Westliga als vierte Division bis heute vertrat auch nur der BVB die Dortmunder Farben.

Regionalliga West: Großkreutz-Cousin spielte für den BVB

Gleich im ersten Jahr, also 2008/2009, feierten die Borussen den Aufstieg. Und so bekam die Liga jetzt ein hübsches Gesicht für viele Dortmunder. Mit dabei war der Ex-Spieler von Phönix Eving, Marcel Großkreutz (38). Und der Cousin von Weltmeister Kevin Großkreutz geht aus Anlass des Spitzenspiels gerne noch mal auf Zeitreise: „Ich erinnere mich an ein Spiel in Münster, wo wir mit 4000 Dortmundern waren. Spiele mit fünfstelliger Zuschauerzahl waren gegen die Traditionsvereine keine Seltenheit. Natürlich hatten wir damals mit unserem Trainer Theo Schneider auch kräftig gefeiert.“

Marcel Großkreutz in der Saison 2007/2008 gegen Braunschweig.
Marcel Großkreutz (l.) in der Saison 2007/2008 mit der BVB-Reserve gegen Braunschweig. © imago

Nach einem Jahr in der Dritten Liga stiegen die Borussen wieder ab. Großkreutz wechselte zum Wuppertaler SV. „Ich habe da zwar nur 19 Einsätze, aber das war trotzdem ein schönes Jahr in einem prominenten Verein.“ Dann wechselte er nach 20 Drittligaspielen und 99 Regionalliga-Einsätzen zum damaligen Westfalenligisten ASC 09 Dortmund.

Da besteht also eine Verbindung, die es ihn den Aplerbeckern wünschen lässt, den Sprung zu schaffen. Vor dem Kracher zwischen Türkspor und dem ASC aber gibt sich Marcel Großkreutz diplomatisch: „Ich freue mich, wenn es überhaupt mal ein Verein aus dem Amateurfußball schafft. Ich habe noch gute Kontakte zum ASC, habe mit Co-Trainer Marcel Stiepermann zusammengespielt und kenne seinen Bruder Marco sehr gut. Aber ich habe auch zur Türkspors Trainer Sebastian Tyrala, mit dem ich auch in einem Team war, immer ein gutes Verhältnis gehabt.“

Marcel Stiepermann spielte mit Großkreutz zusammen.
Marcel Stiepermann spielte mit Großkreutz zusammen. © Nico Ebmeier

Vor Ort wird Großkreutz nicht sein: „Ich wäre sehr gerne gekommen, habe aber meinem Sohn eine Karte für das Spiel des 1. FC Köln gegen Freiburg geschenkt. Da freut er sich sehr drauf. Aber ich werde mich natürlich informieren, wie es ausgeht. Ich denke, dass es völlig offen ist.“

„Das werden Spiele, die einfach Spaß machen“

Spannender als die eher neutrale Großkreutz-Prognose ist das, was er den Teams zutraut. Denn der ehemalige Führungsspieler spricht aus Erfahrung: „Das wird schon sehr schwierig. Denn der Sprung von der Oberliga in die Regionalliga ist alleine spielerisch deutlich größer als der von der Westfalenliga in die Oberliga. Alemannia Aachen steigt vor 30 000 Zuschauern auf. Du hast RW Oberhausen und andere Traditionsvereine mit Ex-Profis aus Bundesliga und zweiter Liga. Dazu kommen zweite Mannschaften der Profivereine, die da hervorragende Fußballer mit großer Zukunft oder Vergangenheit aufbieten. Das ist alles eine ganz andere Hausnummer.“

Aber Marcel Großkreutz nimmt Türkspor und ASC nicht die Vorfreude: „Überhaupt mal in dieser Liga zu spielen, ist etwas ganz Großes für unsere Dortmunder Fußballer. Ich weiß ja auch nicht, wie viel Geld die beiden Klubs in die Hand nehmen, um konkurrenzfähig zu sein. Und Überraschungen gibt es immer.“

Günstiger sähe die Prognose aus, hätten die Nordstädter oder Aplerbecker echte Heimspiele: „Das ist total schade, dass unsere Stadt den Vereinen kein Stadion ermöglicht und sie dafür nach Hagen schickt. Und das bei der großen Fußballbegeisterung in Dortmund.“ Aber wieder möchte der Ex-Profi nicht schwarzmalen: „Das werden Spiele, die einfach Spaß machen. Ich werde mir einige Partien ansehen, da ich im Sommer auch offiziell meine Karriere in Brünninghausen beende.“

Marcel Großkreutz will auf seinen Körper hören. Den jüngeren Kollegen, seien sie nun von Türkspor oder vom ASC, gönnt er den Aufstieg neidlos und von ganzem Herzen: „Wer aufsteigt, soll das einfach nur genießen. Da warten einmalige Erlebnisse auf sie. Hauptsache, es sind Dortmunder.“ Wäre dem Aufsteiger zu wünschen, dass es dann mit Marcel Großkreutz ganz viele Menschen aus dieser Stadt halten.

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