
Ein Dortmunder Kreisligist sorgt für Furore. © Günther Goldstein
Trotz Riesenumbruch: Dortmunder Kreisligist marschiert durch die Liga und steht an der Spitze
Fußball-Kreisliga
Ein Dortmunder Kreisliga-Klub hat einen großen Umbruch hinter sich. Die neuformierte Truppe mitsamt des Trainerteams erwischte aber einen Start nach Maß und steht sogar an der Tabellenspitze ihrer Liga.
Einmal halb und halb! Der eine oder andere bekommt jetzt beim Lesen Appetit. Wenn er aus Brechten kommt, dürfte ihm die Mischung sogar besonders gut bekommen. Denn halb und halb in einem Topf machen zusammen einen Tabellenführer namens TV Brechten mit ganz viel Substanz.
Keine halben Sachen macht der Traditionsverein aus Dortmunds äußerstem Norden in dieser Spielzeit. Da führt der TVB schon ein wenig überraschend die Tabelle der Kreisliga B3 an. Vier Spiele, vier Siege und beeindruckende 25:2 Tore sind nicht nur für eine Mannschaft im Umbruch an sich spitze, sie sind es auch in der Liga. Halb und halb meint nicht das Trainerteam René Harder und Maurice Erny, die sich allerdings seit Ewigkeiten in der E-Jugend des TuS Eving-Lindenhorst kennen und laut eigenem Bekunden bestens harmonieren. Halb meint eher verbliebene Spieler des TVB, das andere Halb neue, die mit ihnen vom VfL Kemminghausen II ans Scharfe Eck wechselten.
Brechten-Trainer Maurice Erny: „Wir haben schnell zusammengefunden“
„Wir haben schnell zusammengefunden. Das hat mehrere Gründe“, erläutert Maurice Erny (30). Einer liege in den Bedingungen, die der Verein dem Trainergespann biete. „Es sind ja nicht nur René und ich. Unser Trainerstab umfasst sechs Leute, darunter einen Torwarttrainer und einen Fitnesscoach. Das sieht dann so aus, dass wir alle in unserem 28-Mann-Kader fördern. Einer trainiert Abwehrabläufe, einer den Angriff, wieder einer trainiert unsere Torhüter, ein weiterer die Rekonvaleszenten.“ Und dann fügen die Trainer die Puzzleteile zusammen und erhalten eine auf den Punkt funktionierende Mannschaft.
Erny möchte keinen hervorheben, keinen Torjäger René Menebröcker mit sieben Treffern, keinen Torwart Patrick Dobras, der erst zwei mickrige Törchen kassierte. „Das wäre ja fast schon eine Frechheit von mir, da jemanden zu nennen, da es wirklich jeder einzelne richtig gut macht.“
Etwas vager aber geht es: „Die Kemminghauser Jungs kannten wir natürlich schon lange, also noch besser als die Brechtener. Unter den Brechtenern sind unwahrscheinlich viele talentierte Jungs. Wir sind glücklich, dass sie in diesem von den Alten Herren bis zu den Minikickern hervorragend organisierten Verein geblieben sind.“
Brechten-Trainer zeigt Größe und lobt Christian Wichert
Sie hätten ja auch mit dem TVB-Urgestein Christian Wichert zu Phönix Eving wechseln können. Der fristet ein unerwartetes Dasein im Tabellenkeller. „Nichts gegen Christian. Er ist für mich eine absolute Persönlichkeit im Fußball.“ Größe haben sie aus Kemminghausen also auch mitgebracht. Sollten es wegen Wicherts Abgang noch verschiedene Meinungen im TVB gegeben haben, so versöhnten Harder und Erny sie offenbar schnell.
Denn bereits im ersten Spiel bekam Aufsteiger Lüner SV III den geballten „Willen, uns zu beweisen“ (O-Ton Erny) mit. Auf das 11:1 folgte ein 7:0 gegen SuS Derne. „Die starken Gahmener forderten uns dann richtig. Umso erfreulicher, dass wir auch knappe Führungen wie das 1:0 über die Zeit bringen.“ Jetzt gegen Türkspor II habe die Lust am Toreschießen wieder die Federführung im Brechtener Motivationskonstrukt übernommen und 6:1 gewonnen.
Wo soll das nur alles hinführen? Erny lacht: „War klar, dass diese Frage kommt. Also: Wir möchten schon unter die besten Vier. Das Potenzial dafür ist auch da. Aber selbst das ist kein Muss. Schon gar nicht der Aufstieg.“ Sollte halb und halb dann aber doch einen Titel bringen, holt Erny den Topf bestimmt nicht vom Herd. „Natürlich haben wir auch nichts gegen Rang eins.“
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
