Einige Vereine sind mit der Vorgehensweise der Stadt und des StadtSportBundes bei der Öffnung der Sportanlagen nicht einverstanden. Der SSB hat kein Verständnis für die Kritik. © Folty
Sport in Dortmund
StadtSportBund schießt gegen Vereine: Manche Forderungen sind unerträglich
Die Öffnung der öffentlichen Sportanlagen in Dortmund sorgt weiter für Wirbel, einige Vereine hatten Kritik an der Vorgehensweise geäußert. Das kann der StadtSportBund nicht nachvollziehen.
Seit vergangener Woche ist es Sportvereinen wieder erlaubt, auf öffentlichen Sportanlagen zu trainieren – wenn sie denn der Stadt ein geeignetes Hygienekonzept vorlegen und die volle Verantwortung und Haftung für die Umsetzung übernehmen.
Thomas Richarz, Vorsitzender des Hombrucher SV, hatte vergangene Woche in unserer Gastkolumne Kritik am StadtSportBund (SSB) und den Dortmunder Sport- und Freizeitbetrieben geäußert, ihm fehle die Unterstützung. Richarz hatte klare Vorgaben vom SSB für die Hygienekonzepte gefordert. Diese Kritik wiederum kann Jörg Rüppel, Vorstandsvorsitzender beim SSB überhaupt nicht nachvollziehen – und schießt zurück.
Herr Rüppel, was halten Sie von Thomas Richarz‘ Kritik?
Ich kann das nicht nachvollziehen. Erstens haben wir sehr viele verschiedene Sportanlagen: Turnhallen, Sporthallen, Gymnastikhallen, Außensportanlagen. Die Nutzung dieser Anlagen erfolgt auf sehr unterschiedliche Art und Weise, was einer sehr unterschiedlichen Regelung bedarf. Was noch schlimmer ist: Es gibt ja auch verschiedene Altersgruppen und im Umgang mit Kindern und Jugendlichen wird es sicherlich noch schwieriger, die Sportlerinnen und Sportler auf Disziplin zu trimmen. All das kann der StadtSportBund einfach nicht im Detail vorgeben, das muss der Verein vor Ort regeln. Das hat Herr Richarz wohl nicht erkannt.
Jörg Rüppel, Vorstandsvorsitzender beim SSB © Nils Foltynowicz
Ist es im SSB eine Überlegung, wenigstens Konzepte für die unterschiedlichen Sportarten zu erstellen?
Nein, sowas muss Vereins-, Mannschafts-, Sportart- und Raum-spezifisch sein. Man muss im Voraus verbindliche Regelungen treffen, aber auch Verantwortlichkeiten. Etwas ganz banales: Türklinken. Wer desinfiziert die? All das sind Dinge, die zu beachten sind, aber die manche wohl nicht überschaut haben... Aber es vor dem Hintergrund als „Frechheit“ zu bezeichnen, dass wir das im Detail nicht vorgeben, das halte ich für unerträglich.
Beim SSB vertreten Sie die Interessen der Vereine gegenüber der Sportverwaltung. Haben Sie vor den Gesprächen mit der Stadt und vor der Entscheidung mit den Vereinen gesprochen?
Ich nicht, sondern unser Geschäftsführer Mathias Grasediek. Er hat mit einigen Vereinen telefoniert.
Mit wie vielen?
Das weiß ich nicht, darüber führt Herr Grasediek sicher auch keine Aufzeichnungen. Alles, was ich jetzt sagen würde, wäre eine Kalkulation, das wäre jetzt nicht passend. Aber Mathias Grasediek hat sich auch bei anderen Stadtsportbünden erkundigt, wie das dort geregelt ist, und da liegen wir eigentlich auf einer Wellenlänge.
„Die Interessenvertretung der Dortmunder Vereine und Verbände ist eine unserer originären Aufgaben.“ So steht es auf der Homepage des SSB. Zu der Entscheidung bezüglich der Sportanlagen-Öffnung gab es jetzt Kritik wie von Thomas Richarz. Haben Sie die Interessen der Vereine bestmöglich vertreten?
Die Kritik gibt es nicht, sondern es gibt in den Vereinen Ängste, dass das alles viel zu früh läuft und nicht bis ins letzte Detail behandelt werden kann. Die Vereine haben uns gegenüber selbst die Sorge geäußert, ob das nicht vielleicht doch alles ein bisschen zu früh ist. Insofern habe ich volles Verständnis dafür. Aber wir sind nicht dazu in der Lage, alles bis ins Detail zu regeln, generelle Vorschriften zu machen, das geht nicht. Es ist auch von Vereinen geäußert worden, die Sport- und Freizeitbetriebe müssten die Anlagen herrichten, sodass da nichts passiert. Stellen Sie sich mal vor, Vereine nutzen eineinhalb Stunden eine Sporthalle: Soll danach immer einer von der Stadt Dortmund kommen und alles desinfizieren, einschließlich Toiletten? Das ist teilweise unerträglich, was da von den Vereinen an Forderungen gestellt wird.
Melden sich aktuell viele Vereine bei Ihnen, die nach Hilfe verlangen?
Wir informieren die Vereine über die aktuellen Richtlinien, aber in einer so großen Anzahl laufen die Anfragen bei uns gar nicht ein. Es kommen vereinzelte Anfragen, ob wir neue Informationen haben. Das stellen wir dann den Vereinen zur Verfügung. Aber auf die Umsetzung vor Ort haben wir überhaupt keinen Einfluss.
Viele Vereine in Dortmund sind ehrenamtlich organisiert. Wenn ein Vereinsvertreter nicht genau weiß, was er jetzt tun muss und bei Ihnen anruft, wie helfen sie ihm dann?
Wir verweisen dann auf die allgemeinen Richtlinien. Und wenn jemand spezielle Fragen hat, dann kann man die beantworten. Aber für die einzelne Nutzung können wir nur allgemeine Vorschläge machen.
Was ist ihr Rat an Vereine, die mit der Erstellung eines Hygienekonzepts überfordert sind?
Ich empfehle wirklich erst einmal, die Richtlinien durchzulesen und dann vor Ort im Vorstand mit den Betroffenen zu prüfen: Können wir das hier überhaupt umsetzen? Oder setzen wir unsere Mitglieder nicht doch einer Gefahr aus, für die wir die Verantwortung gar nicht übernehmen können? Lieber mit angezogener Handbremse vorgehen, dafür aber gründlich planen und alle Risiken ausschließen.
Andreas Edelstein, Kreisvorsitzender der Fußballjugend Dortmund hat die Sorge geäußert, dass Vereine Mitglieder verlieren könnten, weil sich Kinder in der trainingsfreien Zeit andere Hobbys suchen.
Die Sorge ist berechtigt, aber ich habe kein Verständnis dafür, wenn Eltern ihre Kinder abmelden oder Erwachsene sich abmelden. Sportvereine sind eine Solidargemeinschaft. Das, was auf uns alle eingebrochen ist, auf den Sport in ganz Deutschland, das muss man dann auch solidarisch tragen. Bei desen schlimmen äußeren Bedingungen kann ich es nicht verstehen, wenn Mitglieder monetär reagieren.
Aber wie sollen die Vereine, die Sie ja vertreten, mit dieser Sorge umgehen?
Ich versuche, den Vereinsvorsitzenden immer wieder zu sagen: Sprecht doch mit den Mitgliedern, verweist darauf, dass ihr gemeinnützig seid und eine Gemeinschaft bildet. Es gibt nur leider immer wieder Mitglieder, die ihre Mitgliedschaft in einem Verein als Leistungsaustausch betrachten: Ich zahle den Beitrag und der Verein gewährt mir den Sport. Das finde ich in der heutigen Zeit erschreckend.
Wie wird der StadtSportBund seinen Mitgliedern in der kommenden Zeit zur Seite stehen?
Unser Geschäftsführer steht jederzeit für Gespräche zur Verfügung und kann auch die Links weiterleiten, unter denen man die allgemeinen Richtlinien herunterladen kann.
Würden Sie auch vor Ort bei einem Hygienekonzept helfen?
Wir haben 540 Sportvereine, da können wir auf keinen Fall vorbeikommen. Wir können die Vereine nicht aus der Verantwortung entlassen.
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