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Spritpreise treffen Dortmunder Amateurfußballer hart: „Steuerliche Entlastung muss her“
Amateurfußball
Amateurfußballer kommen oft nicht aus der Nachbarschaft. In vielen Dortmunder Klubs sind Sportler aktiv, die lange Wege in Kauf nehmen. Meist mit dem Auto. Die Spritpreise treffen sie hart.
Nils Dietz, Florian Juka und Sebastian Tyrala kommen langsam ins Grübeln und ans Rechnen. Alle drei nehmen gehörige Wege auf sich, um zu ihren Dortmunder Klubs zu kommen. Nils Dietz aus Bad Sassendorf zu Westfalia Wickede - eine Strecke 50 Kilometer. Florian Juka aus Wuppertal zu Türkspor Dortmund - eine Strecke 65 Kilometer. Sebastian Tyrala vom Möhnesee zum TuS Bövinghausen - eine Strecke 70 Kilometer.
„Na klar fängt man da an zu rechnen, wenn der Spritpreis solche Sprünge nach oben macht“, sagt Dietz. „Und bei mir ist die Lage ja trotz der 100 Kilometer hin und zurück noch halbwegs erträglich. Erstens trainiere ich aus beruflichen Gründen nur zweimal die Woche. Das spart eine Fahrt. Und ich hab obendrein das Glück, mit einem Hybridauto zu fahren. Der Akku kann zwar nur 50 Kilometer - aber immerhin. Die Hinfahrt krieg ich so ohne Benzin hin. Trotzdem ist diese Entwicklung natürlich katastrophal.“
Florian Juka von Türkspor Dortmund ist auf einen Verbrenner angewiesen. „Ich wohne in Wuppertal, arbeite in Witten und spiele Fußball in Dortmund. Der Arbeitsplatz liegt zwar auf dem Weg, das ist erstmal gut. Aber an der Strecke ändert das natürlich nichts.“
Jukas Rechnung ist denkbar einfach: Dienstag, Donnerstag und Freitag ist in Dortmund Training und am Sonntag Spiel. Das Pendeln zwischen Wuppertal und Dortmund bringt pro Woche über 500 gefahrene Kilometer auf die Uhr. Bei einem Literpreis von 2,20 Euro summiert sich das schnell auf 100 Euro pro Woche, 400 Euro pro Monat. Und da sind die Arbeitstage Montag und Mittwoch noch gar nicht berücksichtigt. „Ich hab mal gerechnet und komme auf 500 Euro Spritgeld pro Monat - im Moment.“ Vor wenigen Wochen waren es noch 100 Euro weniger.

Sebastian Tyrala würde sich Entlastungen wünschen. © Folty
Florian Juka und Niels Dietz sind keine Einzelfälle. Ein Blick in die Kader einiger Dortmunder Klubs offenbart jede Menge Reisetätigkeit. So kommt Aplerbecks Maurice Werlein aus Werdohl (50 Kilometer eine Strecke). Onur und Kubilay Tekin reisen aus Iserlohn zum FC Brünninghausen (35 Kilometer), Harry Coleman vom SV Brackel 06 kommt aus Essen (45 Kilometer). Youngster Michael Rheza vom BSV Schüren wohnt in Hamm (45 Kilometer). Hombruchs Simon Bank kommt aus Iserlohn (35 Kilometer). Yann Buderus von Aplerbecker Zweiter ist Bochumer (35 Kilometer). Robert Meyer (TuS Eichlinghofen) kommt ebenfalls aus Bochum (17). Bei Kemminghausen kommt Juri Marinelli aus Hagen (40) angefahren. Kirchhördes Kapitän Mustafa Yüksel kommt aus Duisburg (60).
Ordentlich Strecke macht auch Bövinghausen-Trainer Sebastian Tyrala. Vom Möhnesee in den Dortmunder Westen sind es locker 70 Kilometer. „Da kommt richtig was zusammen und ich gucke gerade echt nicht freundlich auf die Spritpreise. Weil da am Ende des Monats auch bei mir 500 Euro nur für Benzin zu Buche stehen.“
Nicht viele Reaktionsmöglichkeiten
Viele Reaktionsmöglichkeiten auf andere Verkehrsmittel umzusteigen hat Tyrala wie Millionen andere Menschen nicht. „Der Tag ist mit Arbeit und Training so eng getaktet. Ich arbeite bis 17 Uhr, fahr dann nach Bövinghausen, um da um 18.30 Uhr zu trainieren. Wenn ich da noch zwischendurch eine halbe Stunde auf Bus oder Zug warten soll, dann geht das alles nicht auf.“
Dass es beim Fußball um sein Hobby geht, daran lässt Tyrala keine Zweifel. „Daher muss ich auch nicht rumheulen. Das ist was, wofür ich mich frei entscheide, weil ich es will und gerne mache. Aber ich sehe eben auch, dass Leute für die Arbeit solche Strecken in Kauf nehmen. Und für die muss einfach eine steuerliche Entlastung her.“
Auch für Wickedes Niels Dietz ist klar, dass er als Amateurfußballer natürlich zu 100 Prozent im Freizeitbereich unterwegs ist. „Trotzdem wird für Spieler die zahlreiche Kilometer zurücklegen, ihr Sport mittlerweile zum teuren Privatvergnügen. Der der finanzielle Aufwand ist einfach nicht zu übersehen.“
61er-Jahrgang aus Bochum, seit über 35 Jahren im Journalismus zu Hause - dem Sport und dem blau-weißen VfL schon ewig von Herzen verbunden - als Sportredakteur aber ein Spätberufener.
