Selbstständige Tennistrainer wegen Corona in Existenzängsten: Müssen von Reserven leben

Coronavirus

Tennistrainer sind meist selbstständig und lehren in Privatstunden und für Vereine. Damit können sie als Trainer vom Amateursport leben. Jetzt bedroht jedoch das Coronavirus Existenzen.

Dortmund

, 19.03.2020, 11:00 Uhr / Lesedauer: 2 min
Olaf Kirchner sieht sich durch das Coronavirus in seiner Existenz gefährdet.

Olaf Kirchner sieht sich durch das Coronavirus in seiner Existenz gefährdet. © Felix Püschner (Archiv)

Die Sonne scheint, die Plätze sind bestens präpariert: Es herrschen optimale Bedingungen, um mit dem Tennisschläger dem ein oder anderen Ball nachzujagen. Doch wie alle anderen Sportarten sind auch die Tennisspieler von den Maßnahmen der Stadt Dortmund betroffen.

„Es tut schon weh, dass man jetzt nicht auf den Platz gehen darf, um dort zu spielen“, sagt Olaf Kirchner, Cheftrainer des Tennisclubs Eintracht Dortmund und Tennislehrer. Kirchner lebt davon, wenn Privatleute ihn buchen oder er Jugendliche oder Erwachsene trainiert.

Olaf Kirchner: „In den nächsten Wochen muss ich von meinen Reserven leben“

Das ist aktuell leider nicht möglich. Bis zum 19. April hat das Land NRW das Spielen und das Trainieren verboten. „Momentan bin ich arbeitslos. In den nächsten Wochen muss ich von meinen Reserven leben“, berichtet Olaf Kirchner, der trotzdem häufig auf dem Vereinsgelände des TC Eintracht ist und viele organisatorische Aufgaben übernimmt. „Ein Trainingslager in der Türkei muss abgesagt werden. Dazu bin ich dabei, eine Rundmail an alle Vereinsmitglieder zu verfassen.“

Auch Sven Bendlin trifft die Coronakrise hart. Bendlin leitet mit zwei Partnern die R2S Tennis Academy, die ihre Standorte unter anderem in Hörde, Lünen, Alstedde und Unna hat. „Wir rechnen damit, dass wir acht Wochen geschlossen sein werden. Die Plätze für den Außenbereich waren gerade fertig geworden“, erzählt der Tennislehrer.

Sven Bendlin: „Wir sind zu 90 Prozent von unseren Kunden abhängig“

Der Bundesligaspieler, der in der Altersklasse Herren 30 antritt, hofft nun in der Corona-bedingten Pause auf die Solidarität seiner Kunden. „Wir sind zu 90 Prozent von unseren Kunden abhängig. Momentan sind wir dabei, ein Modell zu entwickeln, bei dem Kunden im Voraus für Leistungen zahlen, die sie dann später erhalten.“

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Ein genaues Zeitfenster, wie lange Bendlin mit seiner Tennis Academy ohne Trainingsstunden auskommen könnte, kann er nicht sagen. „Das hängt wie gesagt von der Solidarität unserer Kunden ab. Aber ich bin optimistisch, dass das klappt. Wir haben ein gutes Verhältnis zu unseren Kunden.“

Oliver Janz: Wenn die Pause über den 19. April hinausgeht, wird es existenzbedrohend“

Oliver Janz, Tennislehrer und Cheftrainer beim TSC Hansa, hat schon schlimme Befürchtungen: „Die Zeit bis zum 19. April wird hart und geht ins Portmonnaie. Wenn die Pause danach noch länger andauert, wird es existenzbedrohend. Einen Monat könnte ich mit Reserven gerade so überstehen. Aber danach wird es schwer.“

Das größte Problem der meisten Tennislehrer: Sie sind selbstständig und werden nur dann entlohnt, wenn sie auf dem Platz stehen – was momentan nicht möglich ist. Die Schwierigkeit ist auch, dass die staatliche Unterstützung zuerst für angestellte Arbeitnehmer greift.

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„Es wäre gut, wenn es für Selbstständige externe Lösungen der Unterstützung gibt. Das trifft alle selbstständigen Sporttrainer – egal welche Sportart“, meint Kirchner, der auf Steuerstundungen hofft. Aktuell werden Steuerstundungen von Politik und Wirtschaft diskutiert.

Oliver Janz: „In den nächsten Wochen wird sich mein Kind wohl freuen, wenn es mich häufiger sieht“

Nun müssen die Coaches erstmal Beschäftigungen finden, mit der sie die Zeit füllen, die sie sonst auf dem Trainingsplatz verbringen. „Ich bin normalerweise von morgens bis abends auf dem Platz. Vormittags gebe ich Privatstunden und nachmittags trainiere ich dann die Jugend. In den nächsten Wochen wird sich mein Kind wohl freuen, wenn es mich häufiger sieht“, blickt Oliver Janz voraus.

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Der Arbeitsalltag Sven Bendlin sieht momentan so aus, dass er die Planungen für den Sommer vorantreibt: „Es werden Aktionen vorbereitet und viele Dinge organisiert. Wir machen momentan das, was wir sonst im normalen Alltag nicht schaffen.“

Alle drei hoffen nun, dass die Tennis-freie Zeit bald vorbeigeht und dass sich der Staat mit einem Lösungsvorschlag für Selbstständige einschaltet. „Sport ist essentiell in der Gesellschaft“, meint Kirchner und verweist abschließend auf die Bedeutung des Sportes für die Bevölkerung.

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