
© Dieter Menne
Eine kleine Gruppe Dortmunder darf unter strengen Auflagen für ihren Traum noch trainieren
Olympia
Ob die Olympischen Spiele überhaupt stattfinden werden? Selbst das ist ungewiss. Aber die besten Athleten und Athletinnen bereiten sich trotzdem vor auf Tokio. In Dortmund sind es 16.
Die Corona-Krise bremst nicht nur alle denkbaren Wettkämpfe aus, sondern bringt zudem das Trainingsgeschehen für die meisten Athletinnen und Athleten zum Erliegen. Wie andere Städte auch hat die Stadt Dortmund sämtliche Trainingsanlagen gesperrt.
Doch es gibt einige wenige Ausnahmen, und die betreffen jene Sportlerinnen und Sportler, die bereits für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert sind oder sich noch berechtigte Hoffnungen auf eine Qualifikation machen. Diese kleine Gruppe wird weiter trainieren können.
„Allerdings unter sehr strengen Auflagen“, erklärt Thomas Friedhoff, Leiter des Dortmunder Olympiastützpunktes. „Es wird eine kurze Namensliste geben, die den Sport- und Freizeitbetrieben der Stadt Dortmund übermittelt wird. Und darin werden auch Zeiten genannt sein, zu denen trainiert wird – und zwar möglichst effektiv und individuell.“
Bei den Ruderern sind die Achter, Vierer und Zweier gerade erst aus dem Trainingslager in Portugal zurückgekehrt. „Und nach neun Wochen dort wären sie ohnehin nicht sofort mit den Booten raus aufs Wasser gegangen. Das Training wäre zwangsläufig angepasst worden,“ sagt Friedhoff.
Am Montag waren die Ruderer aus Lago Azul in Portugal zurückgerufen worden. Martin Sauer, Steuermann des Deutschlandachters, war wenig begeistert:
„Wir waren eigentlich am sichersten Ort der Welt. Abgeschotteter und isolierter konnte man nicht sein. Ohnehin haben wir im Olympiajahr unsere sozialen Kontakte auf ein Minimum zurückgefahren, versuchen Krankheiten zu vermeiden und sind nun wirklich keine Risikogruppe. Unsere Saison bricht nach den Weltcup-Absagen nach und nach zusammen. Das ist schon frustrierend, denn wir brauchen dringend Wettkämpfe. Momentan hängen wir ziemlich in der Luft und wissen nicht, wie es weitergeht. Sollte Olympia um ein paar Monate verschoben werden, wäre das für uns Ruderer aus dem Team Deutschlandachter wahrscheinlich kein Problem. Sollte es aber um ein Jahr verschoben werden, würde es für die Älteren von uns wie Richard Schmidt oder mich schwierig, wir haben ja auch noch ein Leben nach dem Sport geplant. Jetzt hoffe ich, dass das IOC keine übereilte Entscheidung trifft“.
Thomas Friedhoff rechnet damit, dass die Liste der Athleten, die unter erschwerten Bedingungen noch in Dortmund weiter trainieren können, etwa 16 Namen umfassen wird.
Ein wenig erleichtert wird die Trainingslage laut Friedhoff dadurch, dass das Training sowohl der Ruderer als auch der Leichtathleten zu dieser Jahreszeit nicht mehr besonders hallenintensiv ist. „Es wird viel draußen trainiert, die Sportler kommen mit extrem wenig Leuten in Berührung. Und wenn wir darauf achten, dass die Athleten Wechselklamotten mitbringen und zuhause duschen, dann wird das auch im Sinne aller Vermeidungsstrategien möglich sein, hier so zu trainieren. Natürlich ist das alles, was sich hier gerade ereignet der „Worst case“ – aber unter den Dortmunder Bedingungen eben doch noch der bessere Fall des „Worst case“.“
61er-Jahrgang aus Bochum, seit über 35 Jahren im Journalismus zu Hause - dem Sport und dem blau-weißen VfL schon ewig von Herzen verbunden - als Sportredakteur aber ein Spätberufener.

Die Liebe zum Sport im Großen wie im Kleinen und die Liebe zum Schreiben führten 1988 direkt in die Sportredaktion des Medienhauses Lensing. Persönliche journalistische Highlights: die Berichterstattung von den Olympischen Spielen 2000 in Sydney und 2008 in Peking. Immer noch mit Begeisterung am Ball.
