Schnelltests im Amateurfußball: Für einen Dortmunder Klub würde es teuer werden

© Jens Lukas

Schnelltests im Amateurfußball: Für einen Dortmunder Klub würde es teuer werden

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Wie realistisch sind Schnelltests im Amateurfußball? Wir haben uns ein Fallbeispiel eines Dortmunder Klubs angesehen und haben mit einem Verantwortlichen über die Testmöglichkeiten gesprochen.

Dortmund

, 25.02.2021, 06:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Helfen Corona-Schnelltests den Amateurfußballern dabei, schneller wieder auf die Plätze zurückzukehren? DFB-Präsident Fritz Keller hat diese Idee in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ ins Spiel gebracht. Manfred Schnieders, Vizepräsident Amateurfußball beim Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) äußerte sich skeptisch zu Kellers Vorschlag, hat allen voran finanzielle Bedenken. Wir haben mal bei einem Dortmunder Fußballverein nachgefragt, für wie realistisch er den Vorschlag hält.

„Wir haben unser Netzwerk an Ehrenamtlichen angeboten, um Tests durchzuführen, damit die Kids, Jugendlichen und Amateure auch wieder auf die Plätze kommen. Aber das allein ist es ja nicht. Es geht auch darum, dass die Kinder wieder in die Schule können“, wird Keller im Welt-Interview zitiert. Zunächst einmal ein löblicher Vorschlag, da der DFB auch die Basis des Amateursports im Blick behält. Auf den zweiten Blick jedoch grenzt die Idee fast schon an Utopie.

Im Gespräch mit Manfred Schnieders klang durch, dass der FLVW-Vizepräsident Keller Plan für schwer umsetzbar hält. „Wir hatten uns auch schon Gedanken über Schnelltests gemacht, aber aufgrund der Kosten ganz schnell verworfen“, so Schnieders deutlich. „Wenn Herr Keller Sponsoren dafür findet, wäre das natürlich okay.“

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Gesprochen wird in Westfalen von einer Summe von rund 3 Millionen Euro, die an jedem Wochenende fällig würde. 15.000 Spiele finden im Schnitt an jedem Wochenende statt. Rechnet man jedem Team etwa 20 Personen zu, dann sind jeweils 600.000 Spieler und Trainer im Einsatz. Derzeit ist der billigste Schnelltest für rund fünf Euro zu erwerben. Die Kosten würden bei etwa drei Millionen Euro im FLVW-Verbreitungsgebiet liegen.

„Das ist eine Summe, die wir als Verband gar nicht stemmen können. Wir wollen den Vereinen auch nicht zumuten, die Schnelltest selbst zu bezahlen“, sagt er.

Aber wie sehen die Vereine die Angelegenheit? Für Dortmund hat sich unsere Redaktion den Hombrucher SV als Fallbeispiel herausgepickt, der laut aktueller Daten von fussball.de momentan 23 Mannschaften ins Rennen schickt. Neben zwei Seniorenteams zählen noch 19 Jugendmannschaften und zwei Altherren-Truppen dazu.

Die Kosten wären sehr hoch für den Klub

So gehen - klammert man die beiden Altherren-Teams einmal aus - an jedem Wochenende 21 HSV-Truppen an den Start und spielen natürlich gegen 21 andere Mannschaften. Wenn im Durchschnitt jedes der insgesamt 21 Hombrucher Teams 15 Spieler umfasst, wären das in diesem Fallbeispiel 315 Fußballer. Würde jeder Spieler, jede Spielerin einen Schnelltest benötigen, der rund 5 Euro pro Person kostet, wären das jedes Wochenende Kosten von 1575 Euro für den HSV. Trainer und Betreuer sind da noch nicht inbegriffen.

Müsste der Hombrucher SV die Schnelltests selbst finanzieren, wäre es eine teure Angelegenheit für den Klub.

Willi Tiemann, Geschäftsführer des Klubs, will gar nicht erst anfangen zu rechnen. „Ich halte den Vorschlag für Quatsch. Neben dem finanziellen gibt es ja auch noch ein logistisches Problem. Außerdem bin ich mir sicher, dass der Amateurverein dann auch belastet würde“, so Tiemann, der ein Szenario vorspielt: „Wenn Jugendspieler morgens um 9 Uhr spielen sollen, wie soll man die dann am Wochenende testen? Da haben wir keine Leute für. Wir hatten schon mit den Hygienekonzepten eine große Belastung und waren an der Grenze. Deswegen bin ich absolut kein Befürworter davon“, sagt der HSV-Geschäftsführer.

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Stattdessen wolle Tiemann mit dem HSV - auch wenn es schwerfällt - weiter warten, bis die Corona-Fallzahlen wieder sinken. „Erst wenn es grünes Licht von Stadt gibt, dann werden wir langsam wieder hochfahren“, so Tiemann weiter. Die Stadt Dortmund hatte am Montagabend auf ihrer Homepage in einer Mitteilung bekanntgegeben, dass die Sportplätze trotz erster NRW-Lockerungen noch geschlossen bleiben.