
Ein Fußballverein ist aufgrund des neuen Trikot-Sponsors seiner E2-Jugend in Erklärungsnot. © Timo Janisch
Anwalt von Rechtsterrorist sponsert Jugendteam – Verein kassiert Trikots ein
Fußball
Der bekannte Anwalt der rechtsextremen Szene, Heiko Urbanzyk, hat einer Jugend-Fußballmannschaft neue Trikots gesponsert. Auf dem Trikot werden das „S“ und das „A“ besonders hervorgehoben.
Als Vertretungsanwalt vertrat er unter anderem NPD-Politiker Ralf Wohlleben im NSU-Verfahren. Sein Mandant erhielt anschließend wegen Beihilfe zum Mord in neun Fällen eine zehnjährige Haftstrafe. Nun ist Heiko Urbanzyk als Trikotsponsor bei einer Fußball-E-Jugend.
Der in Werne geborene Urbanzyk gilt als Szene-Anwalt im rechtsextremen Milieu. Nun prägt sein Label „strafverteidiger-coesfeld.de“ die Brust einer Jugend-Fußballmannschaft. Es ist das Trikot der E2-Jugend der DJK Eintracht Coesfeld.
Heiko Urbanzyk ist Sponsor bei der DJK Eintracht Coesfeld
Der Sponsor, dem zudem an einem rechten Black-Metal-Fanzine und in einer NPD-nahen Zeitschrift mitgearbeitet hat, posierte bereits mit den acht bis zehn Jahre alten Nachwuchskickern und deren neuer Spielkleidung auf einem Foto.
Besonders perfide: Das „S“ am Anfang und das „A“ am Ende des Schriftzuges „StrafverteidigA“ sind dabei besonders herausgestellt. Das „S“ ähnelt dabei dem, wie es die NSDAP in den Emblemen ihrer paramilitärischen Terrorgruppen „SS“ und „SA“ genutzt hat.
Logo von Heiko Urbanzyk hat perfiden Beigeschmack
Das „A“ ist dabei dem Logo der Metal-Band „Metallica“ entnommen. Natürlich auffällig: „Strafverteidiger“ schreibt sich - wie in der Internet-Adresse - mit „er“ am Ende. Dass Urbanzyk die Schreibweise extra für sein Logo, das sich auf seiner Website nicht finden lässt, umgeändert hat, hat einen sehr faden Beigeschmack.
Rechtsextremes Sponsoring - DJK Eintracht Coesfeld
— Recherche Kollektiv NRW (@NrwRecherche) August 23, 2022
Der rechtsextreme Szene-Anwalt, Heiko Urbanzyk, der unter anderem Ralf Wohlleben im NSU-Verfahren vertrat, sponsert eine Jugendmannschaft der DJK Eintracht Coesfeld.
1/4#nonazis #coesfeld pic.twitter.com/mzdhcw440O
Publik wurde das Sponsoring durch das „Recherche Kollektiv NRW“, das auf Twitter auf den Fall aufmerksam machte. Die DJK Eintracht Coesfeld kündigte man am Mittwochnachmittag eine umfassende Stellungnahme für den Abend an.
DJK Eintracht Coesfeld hat Trikots bereits einkassiert
Der Vorsitzende des Gesamtvereins, Ludger Kleinschnitker, sagte dieser Redaktion exklusiv: „Wir distanzieren uns ganz klar davon.“ Als erste Maßnahme seien die Trikots mit dem Logo Urbanzyks bereits entsorgt worden. „Sie sind sofort einkassiert worden“, sagt Kleinschnitker.
Der gesamte Vorfall sei seiner Ansicht nach „unglücklich gelaufen“. Die handelnden Personen hätten nicht gewusst, wer Urbanzyk sei und hätten „im guten Willen gehandelt“, so Kleinschnitker mit Verweis auf die ehrenamtlich tätigen Trainer und Verantwortlichen.
„Es sind viele unglückliche Dinge zusammengekommen“, sagt der Vorsitzende der DJK Eintracht Coesfeld. Die Mädchenfußball-Abteilung des Vereins setzte am Mittwoch bereits ein Zeichen, das im Zusammenhang mit dem rechten Trikotsponsoring in Verbindung stehen könnte.
Die Facebookseite der Abteilung änderte ihr Profilbild – hinter dem Logo des Vereins strahlen nun die Regenbogenfarben, die die Vielfalt in der Gesellschaft repräsentieren.
Gegen 17.30 Uhr veröffentlichte schließlich die DJK Eintracht Coesfeld das angekündigte Statement. Die Stellungnahme umfasst fünf Absätze. Ludger Kleinschnitker hat sie unterzeichnet. Hier gibt es sie in voller Länge zu lesen:
Die Stellungnahme der DJK Eintracht Coesfeld:
„Liebe Mitglieder der DJK Eintracht Coesfeld,
liebe MitbürgerInnen der Stadt Coesfeld,
seit gestern kursieren in den sozialen Medien Berichte über ein Trikotsponsoring bei einer Jugendfußballmannschaft des DJK Eintracht Coesfeld e.V. durch eine Person, deren Auftreten mit den Werten und der Haltung unseres Vereins nicht vereinbar ist.
Die DJK Eintracht Coesfeld tritt entschieden gegen jede Form von Diskriminierung, Rassismus sowie Rechtsextremismus ein und ist solidarisch mit den Betroffenen dieser Phänomene. Wir engagieren uns für Weltoffenheit und Respekt. Dies entspricht unserer Überzeugung, unserem sozialen Auftrag und unserem Leitbild. Wir distanzieren uns von jeglichem Rechtsextremismus und verurteilen diesen auf das Schärfste.
Wir klären aktuell intern auf, wie es zu diesem Sponsoring kommen konnte. Die am Beschaffungsprozess der Trikots beteiligten Ehrenamtlichen des Vereins sind zutiefst erschüttert und distanzieren sich ebenfalls von jeder Form des Rechtsextremismus.
Bei der weiteren Aufklärung und der Erarbeitung von Maßnahmen, um uns zukünftig noch deutlicher gegen Rechtsextremismus aufzustellen, erhalten wir Unterstützung durch den Kreissportbund Coesfeld, der wiederum den Landessportbund und eine externe Beratungsstelle eingeschaltet hat.
Als erste Sofortmaßnahme haben wir dafür Sorge getragen, dass die Trikots nie wieder verwendet werden. Wir werden eine Schulung zur Sensibilisierung unserer Trainer/innen und Jugendbetreuer/innen auf den Weg bringen. Außerdem prüfen wir die Erstattung des Sponsoringbeitrags oder eine Spende an ein Projekt zur Rechtsextremismusprävention.
Ludger Kleinschnitker
Vorstandssprecher
DJK Eintracht Coesfeld e.V.
Coesfeld, den 24.08.2022“
Inzwischen hat sich auch Heiko Urbanzyk zum Sponsoring bei der DJK Eintracht Coesfeld und seinen angeblichen Verbindungen ins rechte Milieu geäußert. Seine Stellungnahme finden Sie hier:
Kommt aus Lünen und wohnt dort noch immer. Konnte sich nie vorstellen, etwas anderes als Journalismus zu betreiben. 2017 noch als Schüler bei Lensing Media als Freier Mitarbeiter begonnen. Seit 2023 Sportredakteur in Dortmund. Als Handballtrainer mit Stationen in der Bezirks- und Verbandsliga.
