Ein junger Fußballer holt zum Schuss aus.

Auf dem Trikot einer Jugendfußball-Mannschaft fand sich ein Logo wieder, das den Sponsor in Erklärungsnot bringt. © Timo Janisch

Hervorgehobenes „S“ und „A“ auf einem Jugend-Trikot: Sponsor erklärt sich

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Das Sponsoring einer Junioren-Fußballmannschaft sorgte für großes Aufsehen. Der Sponsor: Ein Anwalt, dem Verbindungen ins rechtsextreme Milieu nachgesagt werden. Nun erklärt er sich – und sein Logo.

Westfalen

, 30.08.2022, 11:55 Uhr / Lesedauer: 3 min

Mitte der vergangenen Woche standen der DJK Eintracht Coesfeld unangenehme Nachrichten ins Haus. Über die Sozialen Medien verbreitete sich das Trikot der E2-Fußball-Junioren des Vereins. Auf der Brust des Trikots: Das Logo eines Anwalts, der Verbindungen ins rechtsextreme Milieu haben und dort als Szene-Anwalt gelten soll.

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Auch das Logo selbst hinterlässt einen perfiden Eindruck. Auf dem Trikot präsentiert Heiko Urbanzyk, gebürtig aus Werne, seine Website „strafverteidiger-coesfeld.“ Auffallend: In dem Schriftzug über der Internet-Adresse steht ein markantes „StrafverteidigA“ geschrieben. Das „S“ und das „A“ sind dabei besonders hervorgehoben.

Heiko Urbanzyk lässt eine Stellungnahme versenden

Diese Redaktion hat Urbanzyk nach dem Zustandekommen des Sponsorings gefragt und nachgehakt, wieso die beiden Buchstaben „S“ und „A“ im Kanzlei-Logo herausgestellt worden sind.

Eine Antwort ließ Urbanzyk dieser Redaktion über seinen Rechtsbeistand zukommen. In einer Stellungnahme widerspricht dieser dem Vorwurf, Urbanzyk hätte bei „Entwurf, Umsetzung, Veröffentlichung und Verwendung“ des Logos an die Abkürzung der Sturmabteilung im Nationalsozialismus, kurz „SA“ gedacht.

„Die Behauptung bzw. dieser Vorwurf ist völlig absurd. Unser Mandant hat eine solche Assoziation weder selbst gehabt, noch beabsichtigt, noch für möglich gehalten“, heißt es von Urbanzyks Anwalt. Er benutze das Logo bereits seit Jahren und sei zum ersten Mal mit einer solchen Ableitung konfrontiert.

Heiko Urbanzyk verneint jeden Gedanken an die „SA“

„Kein einziger Gedanke“ Urbanzyks habe sich bisher damit beschäftigt, dass sein Logo als Abkürzung „SA“ missverstanden werden könne. Die in der vergangenen Woche vielfach aufgekommene Assoziation zum Nationalsozialismus habe Urbanzyk „schlicht nicht gehabt“. Seine Rechtsvertretung erläutert, wie das Design des Logos stattdessen entstanden sein soll.

Urbanzyk sei demnach „seit jeher großer Metal-Fan und deswegen auch Fan der Metal-Band „METALLICA“. Der Fachanwalt für Straf- und Verkehrsrecht habe mit der Gestaltung seines Logos eine Assoziation zur berühmten Band wecken wollen. Richtig ist, dass das „A“ im Schriftzug der Musikgruppe dem auf der Brust der DJK Eintracht Coesfeld zumindest sehr ähnlich ist.

Urbanzyk habe sogar einen entsprechend spezialisierten Anwalt damit beauftragt, ob er damit gegen „Markenrechte der Band verstoßen könnte“, heißt es in der Stellungnahme. Es käme „auch niemand auf die Idee“, aus Metallica ein „MA“ zu lesen, heißt es in der Stellungnahme.

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Wieso wird allerdings aus dem Beruf „Strafverteidiger“, den Urbanzyk auch in der Internet-Adresse und auf seiner Website so verwendet, auf dem Trikot der E-Junioren „StrafverteidigA“? „Selbstredend könnte er sich an dieses Logo nicht so prägnant anlehnen, wenn er seine Berufsbezeichnung korrekt ausformulieren würde“, heißt es von Urbanzyks Rechtsbeistand.

Doch nicht nur an die populäre Metal-Band habe sich Heiko Urbanzyk angelehnt. Seine Rechtsvertretung ergänzt: „Darüber hinaus wollte unser Mandant mit der Jugendsprache spielen, nämlich mit dem Wort „DIGGA“, was so viel heißt wie „Freund“ oder „Kumpel“.“

DJK Eintracht Coesfeld wendete sich schnell ab von Heiko Urbanzyk

Jene Assoziation hat keine Rolle gespielt, als sich das Logo und das damit zusammenhängende Logo vergangene Woche verbreitet hat. Zudem sehe das Logo der Sturmabteilung, das die Nationalsozialisten unter Adolf Hitler verwendeten, „völlig anders“ aus.

Die Entscheidung der DJK Eintracht Coesfeld, die mit dem Logo bedruckten Trikots nicht mehr zu verwenden, bedauere Urbanzyk sehr. „Sie ist nach seiner Ansicht Ergebnis einer öffentlichen Hetzjagd in den sozialen Medien gegen ihn und fällt sicher in den Bereich ,Cancel Culture´“, heißt es in den Ausführungen seines Rechtsbeistandes.

Dennoch mache der Anwalt, der unter anderem beim Prozess gegen Ralf Wohlleben, der Teil des „Nationalsozialistischen Untergrundes“ (NSU) war und wegen Beihilfe zum Mord in neun Fällen verurteilt wurde, als Vertretungsanwalt auftrat, dem Verein keinen Vorwurf. Urbanzyk habe „reinen Gewissens [...] etwas Gutes für den Jugendfußball tun“ wollen.

Auch zu seiner eigenen politischen Gesinnung lässt Urbanzyk Stellung beziehen. „Nicht rechts oder gar rechtsextrem“ sei er und habe „auch keine Nähe zu rechtsextremem Gedankengut oder entsprechenden Kreisen“, heißt es. Heiko Urbanzyk sei politisch nicht aktiv und nie Mitglied einer Partei gewesen.

Politisch gänzlich passiv war Urbanzyk aber ebenfalls nicht. Er verfasste mehrere Artikel für die Zeitschrift „Umwelt & Aktiv“. Die gilt als extrem rechts und NPD-nah. Hinzu kommen Veröffentlichungen in der „Jungen Freiheit“, die als Sprachrohr der Neuen Rechten gilt.

Heiko Urbanzyk hinterließ Spuren in der rechten Szene

Zudem wird Urbanzyk eine Nähe zur extrem rechten Burschenschaft „Normannia-Nibelungen“ in Bielefeld nachgesagt. Ein Link zur Website der Burschenschaft befindet sich auf der persönlichen Homepage von Heiko Urbanzyk. Der war neben dem NSU-Prozess gegen Ralf Wohlleben in weiteren Prozessen mit Beteiligung von Neo-Nazis (Connewitz-Prozess, Prozess gegen das „Aktionsbüro Mittelrhein“) aktiv.

Auch dazu nimmt Urbanzyks Anwaltsvertretung Stellung. Dieser vertrete „Personen jeglicher Herkunft, Nationalität, Hautfarbe und politischer Einstellung“ und würde „auch Leute von der Antifa vertreten“.

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Daher sei es „schlicht falsch“, dass Urbanzyk „vorrangig Personen aus der rechtsextremen Szene vertritt“. Für die DJK Eintracht Coesfeld hatten die gegen Urbanzyk im Raum stehenden Vorwürfe jedenfalls gereicht, um die Verbindungen zu ihm umgehend zu kappen und bezeichnete ihn als „eine Person, deren Auftreten mit den Werten und der Haltung unseres Vereins nicht vereinbar ist“. Darauf erhielt der Klub in den Sozialen Netzwerken beinahe ausschließlich positive Reaktionen.

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