Nach den guten Zeiten ging’s ganz schnell nach unten
Amateurfußball
Sechs Dortmunder Traditionsvereine blicken zurück in die Vergangenheit, als sie noch erfolgreich in höheren Ligen spielten und bis zu 3000 Fans zu den Spielen kamen. Doch dann folgte der Niedergang. Eine ernüchternde Bilanz.

Haben mit ihren Amateurvereinen bessere Zeiten erlebt: die Oberliga-Mannschaft von Hellweg Lütgendortmund (v.l.), Francis Bugri, Aki Schmidt, Michael Zorc und Peter Walter.
SuS Hörde
Ende der 1970er-Jahre war der Sportplatz „Am Schallacker“ einer der wichtigsten Orte im Dortmunder Amateurfußball: Landesliga-Aufsteiger SuS Hörde lockte bis 800 Zuschauer an. „Die schönste Zeit meines Fußballerlebens“, erinnert sich SuS-Urgestein Peter Walter. Unter anderen spielten der BVB 2 und der FC Schalke 2 auf dem Platz neben dem Freibad, das es längst nicht mehr gibt. 1981 endete die beste Phase des 1911 gegründeten Klubs. „Warum? Ich denke einfach, wir hatten damals eine fast gleichstarke erste und zweite Mannschaft und die wurden nicht richtig zusammengeführt.“
Zusammenhalt ist geblieben
Heute sind die Hörder B-Ligist, haben zwei Herren-, eine Damenmannschaft und eine Alte Herren, die seit Jahrzehnten gemeinsam kickt. Geblieben ist einmalige Zusammenhalt. Probleme hat der laut dem Vorsitzenden Markus Wand „finanziell und zwischenmenschlich gesunde Klub“ aber doch. „Da der Platz einem neuen Eigentümer gehört, ist langfristige Planung schwierig.“
TuS Eving-Lindenhorst
Es war der Klub im Dortmunder Norden, der über Jahrzehnte das Interesse auf sich zog und in BVB-Sportdirektor Michael Zorc seinen bekanntesten Spieler hatte. Zuletzt war er auch Bestandteil des Aufschwungs im Dortmunder Amateurfußball. 2010 stiegen die Evinger in die Westfalenliga auf. Namhafte Akteure wie Sascha Rammel oder Francis Bugri scharrten sich um Spielertrainer Dimitrios Kalpakidis und Trainer Daniel Rios.
Arbeit am Wiederaufstieg
Es folgte ein unvergleichlicher Absturz. Jedes Jahr ging es ein Jahr tiefer, aktuell Kreisliga B. Daran, dass es wieder aufwärts geht, arbeiten der Vorsitzende Thorsten Dreier und sein Vorstandsteam: „Abgesprungene Sponsoren und fehlende finanzielle Mittel haben uns runtergebracht“, sagt er. „Wir steuern mit einer intensiven Jugendarbeit dagegen. Wenn wir davon die Früchte ernten, geht es auch wieder aufwärts.“ Dreier ist überzeugt, dass der Traditionsverein unter die erfolgreichsten Dortmunder Klubs gehört.
SV Berghofen
Der Verein ist stolz darauf, Heimatverein der BVB-Legende Aki Schmidt zu sein. „Bevor er 1956 zur Borussia wechselte, spielte unser Verein in der Landesliga“, berichtet der Stellvertretende Vorsitzende Jörg Renneke. Später in den 1990er-Jahren und 2009 stieg der SVB noch einmal in die Bezirksliga auf. Der Absturz des Seniorenfußballs ist ein Sonderfall, ist der Verein ansonsten doch ziemlich lebendig. Die Frauen, das Aushängeschild, kicken in der Regionalliga.
Rückzug ein Trauerspiel
„Insgesamt haben wie 24 Teams.“ Der Rückzug der 1. Mannschaft aus der Kreisliga A ist für viele Berghofer ein Trauerspiel. Renneke sah keine andere Wahl: „Das war eine Mannschaft von Externen, die offenbar keine Lust hatten.“ Mit dem Projekt „Berghofer Jungs“ will der Klub nicht nur Spieler aus der Nachbarschaft begeistern, sondern mit ihnen auch in naher Zukunft im Seniorenbereich auch wieder in die A-Liga aufsteigen.
FC Merkur
Der Klub vom Lortzingplatz spielte bis 1993 in der Landesliga. Seine Ursprünge hat Merkur an der Möllerbrücke, vor dem Zweiten Weltkrieg kickte Merkur in der „Liga Kreis Mark“, der zweithöchsten Spielklasse. Wie der Vorsitzende René Kusch berichtet, hielt sich der Verein danach 17 Jahre in der Verbandsliga.
Elf Jugendteams
Maik Baaske ist heute 2. Jugendleiter und sah Leistungsträger wie Keuschnig, Rapior oder die Gebrüder Gutierrez: „Das waren schöne Jahre, der Platz war gut besucht, das Vereinsheim voll. Alle hielten zusammen.“ Dann ging’s runter bis in der Kreisliga C. Aktuell spielte die „Erste“ in der B-Liga. Elf Jugendteams sprechen dafür, dass am Lortzingplatz wieder Leben herrscht.
Teutonia Lanstrop
In den Niederungen der Kreisliga C ist der stolze Klub vergangener Jahrzehnte angekommen. „Es waren die 1970er und 1980er Jahre, als wir eine der ersten Adressen in Dortmund waren“, sagt der Vorsitzende Gerhard Niemeyer. Er erinnert sich an die Landesliga-Derbys gegen den VfR Sölde, „als 1200 Zuschauer in Fünferreihen“ rund um den Platz an der Büttnerstraße standen. Die große Zeit endete, „als sich unser Mäzen zurückzog“, wie Niemeyer erzählt.
Schlagzeilen durch Leichtathleten
Auf Asche ging es abwärts. Niemeyer: „Besonders die Lanstroper Kinder spielten und spielen bei unseren Nachbarvereinen.“ Schlagzeilen gibt nur noch durch die Leichtathleten. Niemeyer ist zuversichtlich, dass sie bald eine Rundbahn erhalten: „Eine LA-Anlage ohne Rundbahn ist wie ein Fußballplatz mit einem Tor. Und dann bekommen wir auch einen Kunstrasenplatz.“
Hellweg Lütgendortmund
Wenn etwas ältere Fans von den „Hellweg-Zeiten“ erzählen, leuchten ihre Augen. Es war schon eine besondere Truppe, die 1978 den Sprung in die Oberliga schaffte. Zum Teil 3000 Zuschauer lockte die verschworene Einheit (u.a. mit Abwehrrecke Reinhold Mathes) ans Rauhe Holz. Mathes hatte vorher für den BVB gespielt.
Keine großen Sprünge
Hellweg, die damalige Nummer zwei im Dortmunder Fußball, wurde Sechster der Oberliga, stieg 1983 ab, schaffte sofort den Wiederaufstieg, 1987 folgte die Insolvenz. Am selben Tag wurde der FC Hellweg gegründet, der laut dem Vorsitzenden Norbert Sack ein „gesunder und lebendiger Verein ist, dessen einziges Problem die Anwohnerbeschwerden an der Evastraße sind: „Ansonsten spielen wir in der B-Liga eine gute Rolle, haben eine Jugendabteilung aufgebaut.“ Große Sprünge könne und wolle er nicht machen: „So lange ich Vorsitzender bin, machen wir keine Schulden.“