Meister Lütgendortmund verzichtet auf Aufstieg
Frauenfußball
Die Freude war riesig, als mit einem 5:0-Erfolg im letzten Punktspiel bei Westfalia Hagen die Meisterschaft in der Landesliga 2 unter Dach und Fach gebracht war. Und auf der Mannschaftsfahrt nach Mallorca wird der Triumph ab Donnerstag auch noch einmal mit nahezu voller Besetzung gebührend gefeiert. Der Aufstieg allerdings nicht.

Der Jubel war nach dem Titelgewinn groß. Die Vernunft aber auch. Die SG Lütgendortmund verzichtet auf den Aufstieg.
Auf den eigentlich logischen nächsten Schritt, den Aufstieg in die Westfalenliga, wird die aktuelle Nummer zwei der lokalen Frauenfußball-Szene trotz erfolgreicher Qualifikation verzichten. „Nach reiflicher Überlegung und vielen Gesprächen haben wir als Mannschaft und Trainerteam beschlossen, dass ein Aufstieg in die vierthöchste Spielklasse Deutschlands in diesem Jahr zu früh käme“, erklärte Trainer Christian Sommer (32). Eine für Außenstehende vielleicht überraschende Entscheidung, für die es jedoch plausible Gründe gibt.
"Schlau ist das nicht immer"
„Natürlich will jede ehrgeizige Mannschaft aufsteigen – schlau ist das aber nicht immer“, erläutert SGL-„Urgestein“ Sommer, der seit Januar 2015 mit großem Erfolg als Cheftrainer beim einstigen Zweit-Bundesligisten vom Crengeldanz tätig ist, mit seinem Team die vorangegangene Spielzeit als Tabellenzweiter abgeschlossen hatte und diese glänzende Platzierung jetzt sogar noch einmal toppte.
Man habe sich in den letzten Wochen in einer merkwürdigen Situation befunden: „Sportlich“, so Sommer, „wurde die Meisterschaft und der damit verbundene Aufstieg immer wahrscheinlicher. Perspektivisch und wirtschaftlich sprach allerdings vieles dagegen.“ Trotz einer sehr guten Saison sei bei der SGL längst noch nicht alles westfalenligareif, was sowohl die finanziellen Mittel als auch den Mannschaftskader betrifft.
Zu viele Risiken
Die Sponsoren, so Sommer weiter, stehen nach einem Aufstieg nicht automatisch vor der Tür, zumal es im Frauenfußball generell sehr schwierig sei, potenzielle Geldgeber zu finden: „Wir sehen uns aktuell nicht in der Lage, dieses Problem kurzfristig zu lösen.“ Hinzu komme, dass ein Großteil des recht knappen Kaders in Wechselschicht tätig ist: „Oft kommen die Spielerinnen sonntags direkt nach dem Frühdienst zum Spiel. Stünde dann noch eine lange Auswärtsfahrt von bis zu zwei Stunden auf dem Programm, wäre das zeitlich völlig unmöglich.“
Letztendlich sei gemeinsam der Entschluss gefasst worden, dass angesichts des fragilen Gesamtbildes das Risiko eines Einbruchs vermieden werden soll. „Dafür“, sagt der Trainer, „ist uns die Mannschaft auch viel zu wichtig.“ Denn die SGL-Frauen sind ein über Jahre hinweg gewachsenes Team. Eine verschworene Einheit, die auch jetzt wieder komplett zusammen bleiben wird und sich mit ungebremstem Ehrgeiz als nächstes Ziel gesetzt hat, eine weitere erfolgreiche Landesliga-Spielzeit folgen zu lassen.
Was die Zukunft dann bringen könnte? „Das“, so Christian Sommer, „wird sich im Laufe der nächsten Saison zeigen ...“