Löwen und Gehörlose bilden vorbildliche Gemeinschaft Dortmunder Verein bietet eine Heimat

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Die Dortmunder Löwen pfeifen schon seit Jahren zur Vielfalt und Integration an. „Vielfalt bedeutet aber nicht nur Menschen unterschiedlicher Herkunft“, erklärt Projektmanager Hans-Walter von Oppenkowski. „Dazu zählen auch Menschen mit Behinderung.“ Petros Papadopoulos hört zu und nickt, denn er fühlt sich mit seinen Teamkollegen mehr als nur willkommen, sondern fast schon wie zu Hause. Petros Papadopoulos ist Sportlicher Leiter des Gehörlosen Turn- und Sportvereins Dortmund.

Seit einem Jahr nutzen die Gehörlosen die Anlage am Brauksweg, hatten bereits ihre Kleinfeldsaison ausgetragen. Jetzt geht die Kooperation einen Schritt weiter: „Sie können hier Großfeldspiele austragen, bekommen auch eine feste Trainingszeit. Bislang wichen sie meistens auf die Halle aus.“ Und das wäre schon ein Novum, denn der GTSV wäre dann Bestandteil einer NRW-Liga. „Wir melden zudem ein Alte-Herren-Team“, kündigt Papadopoulos an. Es ist schon beachtlich, was innerhalb kürzester Zeit entstanden ist. „Weil wir den Spielern hier so gute Bedingungen bieten, kommen sie von weit her“, berichtet von Oppenkowski.

„Unsere Spieler sind zwischen 17 und 68 Jahren alt“, sagt der Sportliche Leiter. „Sie nehmen zum Teil einstündige Anfahrten auf sich, um einfach nur hier trainieren zu können. Wir sind schon 46, freuen uns aber über weitere Zugänge.“ Ältester Spieler ist übrigens ein Weltmeistervater. Bernhard Jaglas Sohn Daniel holte den Titel mit der Nationalmannschaft. „Und der Papa ist wirklich topfit“, erklärt Papadopoulos mit einem breiten Grinsen.

Die Spieler des Gehörlosen Turn- und Sportvereins Dortmund.
Die Spieler des Gehörlosen Turn- und Sportvereins Dortmund. © Alexander Nähle

Ja, die Chemie stimmt am Brauksweg: „Wir stellen den Gehörlosen Platz samt Kabine und Vereinsheim zur Verfügung. Und sie zahlen es nicht nur mit Dankbarkeit zurück. Wenn wir für Arbeiten am Platz Freiwillige suchen, helfen sie uns immer gerne.“

Das klingt alles fast zu schön, um wahr zu sein. Aber die Probleme, die Vereine im Amateursport haben, treffen die Gehörlosen noch härter. Sie freuen sich schon sehr über einen gesponserten Trikotsatz. Die Fahrten zu den zum Teil sehr weit entfernten Spielen finanzieren sie aus Beiträgen oder aus eigener Tasche. Papadopoulos und auch der 2. Vorsitzende Lorenzo Sapienza sind fast schon zu bescheiden, um diese Gelegenheit für ein wenig Werbung zu nutzen. Also springt von Oppenkowski vom Partnerverein uneigennützig in die Bresche: „Die Jungs hätten ein paar Euro für ihr Engagement und ihren tollen Sport verdient.“

GTSV bittet Stadt um Hilfe

Also springen auch wir als Berichterstatter in die Bresche: Wer das neue Team, das so vielen gehörlosen Menschen eine sportliche Heimat bietet, unterstützen möchte, möge sich bei Petros Papadopoulos melden. Aber beide Vereine, sowohl Löwen als auch GTSV, hätten ein Anliegen: „Wir bitten die Stadt, uns möglichst hier ein eigenes Spielfeld für die Gehörlosen zu ermöglichen.“ Die Anlage des aufstrebenden Klubs Dortmunder Löwen platze schon jetzt aus allen Nähten. „Wir wollen keine Kinder wegschicken und doch dem GTSV eine dauerhafte Heimat bieten.“

Das Team macht sich dann bereit für das Training. Ihre Trikots zeugen von den Lieblings -und Heimatvereinen. Alleine das steht schon für eine große Vielfalt. „Wir halten zusammen“, sagt Hans Walter von Oppenkowski. Petros Papadopoulos erklärt, einige Spieler seien für ein Probetraining angereist. Sie werden sich wohlfühlen und damit die Vielfalt noch ein Stückchen bunter machen.

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