Petros Papadoulos, Hans-Walter von Oppenkowski und Lorenzo Sapienza posieren gemeinsam.

Petros Papadoulos (v.l.), Hans-Walter von Oppenkowski und Lorenzo Sapienza laden am Brauksweg zu einem ganz besonderen Fußballspiel. © Nähle

Besonderes Dortmunder Fußball-Team findet neue Heimat – Klub stellt Forderungen

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Bei den Dortmunder Löwen hat eine besondere Fußballmannschaft Unterschlupf gefunden. Bald steigt das erste Liga-Spiel. Doch es gibt Sorgen. Es geht ums Geld und um die Infrastruktur.

Dortmund

, 25.08.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Wo ein Hans-Walter ist, ist auch ein Weg. Diesen Schluss lässt ein langjähriger Vereinsfunktionäre sehr gerne zu. Mit Integrationsprogrammen brachte Hans-Walter von Oppenkowski bereits seinen ehemaligen Verein Westfalia Wickede sogar bundesweit in die Schlagzeilen.

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Seit einigen Jahren beehrt er die Dortmunder Löwen mit dem Programm „Anpfiff zur Vielfalt und Integration“. Aus einem besonderen neuen Anlass hat er an den Brauksweg geladen.

„Unter Vielfalt verstehe ich auch das, was diese beiden begeistert machen“, sagt der Projektbeauftragte der Brackeler und bittet an den Tisch zu Lorenzo Sapienza und Petros Papadopoulos. Sie sind zweiter Vorsitzender und Sportlicher Leiter beim Gehörlosen Turn-und-Sportverein Dortmund.

Dortmunder Löwen: Hans-Walter Oppenkowski bringt den GTSV Dortmund unter

Schüchtern siezen sie die älteren Anwesenden. Von Oppenkowski lächelt milde: „Ach, wir sind doch alle Sportler.“ Fast so wie in der Werbung: Wenn aus Herrn von Oppenkowski der Hans-Walter wird… Die beiden Sportler freuen sich, denn sie gehören ja dazu.

„Das musste einfach möglich sein, sie bei uns unterzubringen und Fußball spielen zu lassen. Vielfalt steht ja nicht nur für Migrationshintergründe, sondern auch für besondere Lebensumstände“, sagt von Oppenkowski. Und er fand einen Weg.

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Papadopoulos nickt begeistert und erzählt seine Sicht der Dinge: „Wir sind immer wieder von Platz zu Platz und Halle zu Halle geschickt worden. Wir sind sehr froh, dass Hans-Walter und die Löwen uns aufgenommen haben. Wir nutzen die Zeiten, wenn die Löwen ruhen.“

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Aus Begeisterung wird Stolz, wenn die beiden Gehörlosen-Fußballer darauf hinweisen, dass sie bewusst in dieser Woche zum Termin geladen haben. Sie präsentieren ein Plakat, das auf ein besonderes Ereignis hinweist: „GTSV Dortmund gegen GSC Paderborn, Samstag, 18.30 Uhr, am Brauksweg“, steht da.

Ja, sie haben es geschafft, da sie in Brackel spielen dürfen, aus einem Kreis von 30 gehörlosen Fußballern ein Team zu bilden. Das spielt in eine Siebener-Liga mit Westvereinen. „Wir haben da richtig Bock drauf“, sagt Papadopoulos. Beide spielen auch mit ihren 43 Jahren noch mit.

Das klingt zunächst einmal alles bedingungslos optimistisch. Aber ganz so einfach ist es eben nicht. „Die Gehörlosen dürfen unseren Platz, die Kabinen, unser Vereinsheim und unseren Grill nutzen. Das bringt ihnen im Verkauf wenigstens etwas Geld. Sonst haben sie nur ihre Beiträge“, berichtet von Oppenkowski.

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„Ich finde es ganz toll, dass der BVB Blindenfußball integriert hat und sie andere Möglichkeiten haben. Die Gehörlosen aber bleiben Mitglieder ihres Vereins.“ Aber sie erhalten die so wertvollen Platzzeiten.

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Fast entschuldigend erklärt der Sportliche Leiter Papadopoulos: „Jeder ist eingeladen, uns zu besuchen. Aber zu den Spielen nehmen wir einen Eintritt von drei Euro. Wir können uns tatsächlich nicht einmal den Sprit für weitere Auswärtsfahrten leisten und nutzen Bus und Bahn.“

Nicht die einzige Sorge: Dass ausgerechnet ein Verein mit laut von Oppenkowski „60 Jahre alten, viel zu kleinen Kabinen“ dem GTSV eine Bleibe bietet, ist zwar umso ehrbarer, macht es für alle aber nicht einfacher.

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„Wir haben die Gehörlosen echt gerne hier, möchten ihnen auch dauerhaft eine Trainingszeit ermöglichen. Aber wir möchten ihnen, aber natürlich auch unserem wachsenden Verein, da bessere Bedingungen anbieten. Ich fände, wir wären wirklich dran mit Fördermitteln. Es wäre Ansporn wegen der guten Leistungen aller Fußballer, ob taub oder hörend, aber auch für die ehrenamtliche Integrationsarbeit unseres Vereins“, wirbt der Funktionär um Unterstützung.

Sonst macht die Anlage am Brauksweg einiges her. Der GTSV ist gerne hier. Und das Kommen für Interessierte dürfte sich lohnen. Jeder Euro Eintritt bietet interessante Einblicke.

GTSV Dortmund: Lorenzo Sapienza und Petros Papadopoulos verstehen vieles

Zunächst wird ihnen auffallen, dass Lorenzo Sapienza und besonders Petros Papadopoulos sehr wohl den Großteil des Gesagten verstehen. „Unsere Hörgeräte helfen uns sehr“, bekräftigt Papadopoulos, der ansonsten in Zeichensprache mit seinen Kollegen kommuniziert.

Auch von Oppenkowski berichtet, dass es ihn auch bereichere, wenn er etwas über die Menschen, die den Fußball lieben wie er, erfährt. „Sie haben ja auch Spieler dabei, die gar nichts hören. Um Chancengleichheit zu haben, müssen alle ihre Hörgeräte vorher abgeben. Das ist für uns als Zuschauer völlig ungewohnt, weil alle sehr leise sind.“

Sapienza erklärt, der Schiedsrichter signalisiere mit Fahnen seine Entscheidungen. Und wenn es dann emotional werde, schreien sie dann doch. „Ja klar, wir jubeln richtig. Das sieht so aus wie bei den hörenden Fußballern, unsere Laute klingen aber anders.“ Von Oppenkowski bestätigt das: „Aber mir ist doch wichtig, dass sie bei uns Spaß haben und dass sie den Fußball so leben, wie sie es mögen.“

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Gar nicht mal so ungewohnt klingt der Sportliche Leiter dann wieder, wenn er über Ziele redet. „Wir haben zwar nicht über 100 Mitglieder wie ein Verein aus Essen. Wir trauen uns aber einen Platz im oberen Tabellenbereich zu.“

Von Oppenkowski lächelt: „Sportler lieben doch den Wettbewerb. Daher finde ich es klasse, wenn sie in ihrer Liga spielen.“ Wer am Samstag keine Zeit hat, schafft es vielleicht am zweiten Spieltag, dem 3. September, wenn es gegen den GSFV Herne geht oder am 17. September gegen den GFC Werdohl geht. Weitere Gegner heißen GSV Kassel (15. Oktober auswärts) und GSV Bielefeld (22. Oktober, heim). Die Rückrunde beginnt am 5. November.

Vielleicht hat der aufmerksam zuhörende Hans-Walter von Oppenkowski dann auch eine Idee, wie die Spieler sicher an die Auswärtsspielorte kommen. Kurz rührt sich im sonst so in sich ruhenden Funktionäre etwas. Das Helfersyndrom!

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Gleiches trifft auch zu, als Lorenzo Sapienza berichtet, dass er einen Job in der Logistikbranche sucht, in der Papadopoulos schon eine berufliche Heimat gefunden hat. Wenn Sapienza so begeistert arbeitet, wie er Fußball spielt, wird er bestimmt auch ohne von Oppenkowskis Hilfe schnell etwas finden.

Und wenn nicht: Wo ein Hans-Walter ist, ist auch ein Weg!

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