Leichtathletin ist auf dem Sprung zu neuen Höhen

Kerstin Geisweller

Hochspringerin Kerstin Geisweller flog mit 18 Jahren zu DM-Silber. Dann folgten eine lange Leidenszeit und ein überraschendes Comeback.

Dortmund

, 29.06.2018, 12:41 Uhr / Lesedauer: 2 min
Hochspringerin Kerstin Geisweller von der LG Olympia fliegt nach zweijähriger Verletzungspause wieder über die Latte. Mit ihrer Trainingspartnerin Christina Honsel startet sie am Wochenende bei der U23-DM in Heilbronn.

Hochspringerin Kerstin Geisweller von der LG Olympia fliegt nach zweijähriger Verletzungspause wieder über die Latte. Mit ihrer Trainingspartnerin Christina Honsel startet sie am Wochenende bei der U23-DM in Heilbronn. © Müller (LGO)

Die junge Frau schlägt gelassen ihre langen Hochspringerinnen-Beine übereinander und lehnt sich zurück. Sie hat diese Frage schon häufiger gehört, sie hat sie sich ja auch selbst gestellt. Und ihre Antwort lautete damals wie heute: „Ich habe mir verboten aufzugeben.“

Probleme mit dem Knie und der Patellasehne

Kerstin Geisweller (21) gewann vor drei Jahren Silber bei den Deutschen Jugendmeisterschaften, 1,80 Meter sprang sie hoch. Danach kamen die Schmerzen, die Probleme mit dem Knie, mit der Patellasehne, knapp zwei Jahre lang konnte die Athletin der LGO, gebürtig aus Bremen, keinen Wettkampf bestreiten. Erst nach einer Operation im vergangenen Oktober inklusive einer anstrengenden Reha durfte sie nicht nur an Sport denken, sondern ihn auch aktiv betreiben. „An Neujahr bin ich zum ersten Mal wieder gejoggt“, erzählt Geisweller lachend. Ein Neustart, wie passend.

Natürlich, bestätigt sie, habe sie diese elende Dürrephase schwer beschäftigt, sie zum Nachdenken gebracht und auch mal zweifeln lassen. Immer aber, betont sie, habe sie verfolgt, wie hoch ihre Konkurrentinnen gesprungen seien, auch wenn das mental eine Qual war, und immer habe sie in sich dieses Verlangen, diese Lust gespürt, es noch einmal zu probieren. Aufgeben? Verboten eben. Geisweller wechselte nach Dortmund, hier studiert sie an der Fachhochschule im vierten Semester Architektur, und hier zahlt sich der beharrliche Kampf um ihre Leistungssportkarriere aus.

Allmähliche Steigerung

„Sie hat mich überrascht“, gibt ihre Trainerin Brigitte Kurschilgen zu, die selbst einst Weltklasse-Hochspringer war. Geiswellers Vorbereitung auf die Freiluftsaison sei noch sehr von Behutsamkeit und Vorsicht geprägt gewesen, erst allmählich habe man den Anlauf verlängert und das Tempo intensiviert, um die operierte Sehne nicht überzubelasten. „Sie hat das toll hingekriegt“, lobt Kurschilgen. Das ist zurückhaltend formuliert: Mit übersprungenen 1,78 Metern in Sinn qualifizierte sich die Blondine vor zwei Wochen für die Deutsche Meisterschaft. Bei der U23-DM am Wochenende in Heilbronn startet sie mit der fünftbesten Vorleistung dieses Jahres, könnte über die Latte sogar heimlich in Richtung Podium schielen. „Ich wäre schon froh, wenn ich in dieser Saison meine Bestleistung erreiche, da wäre ich nach der Vorgeschichte überglücklich“, sagt Geisweller bescheiden.

Vier Wettkämpfe hat sie bisher erst bestritten nach ihrer Zwangspause, von Routine kann da noch keine Rede sein. Sprungkraft, Anlauftempo, Technik, das sei alles nicht austrainiert, „da muss ich mir noch Zeit geben“, erklärt die LGO-Springerin. Die Trainingssteuerung folgt einer Mischung aus Zurückhaltung und Zutrauen.

„Klar und strukturiert, hochintelligent und eloquent“

Ihre Athletin sei „klar und strukturiert im Kopf, hochintelligent und eloquent“, meint Trainerin Brigitte Kurschilgen. Sie ist „positiv gestimmt“, dass Kerstin Geisweller noch „hoch in die 1,80“ springt. Sie selber träumt davon, über ihre Körpergröße zu springen. Sie ist 1,90 Meter groß.