Karl-Gustav Sander wird 75 Jahre alt

Motorsport

Eigentlich wäre das Datum passend, um sich zur Ruhe zu setzen. Aber was ist schon normal für Karl-Gustav Sander, der am Donnerstag, 11. Mai, seinen 75. Geburtstag feiert. Seit über 50 Jahren fährt der Dortmunder Motorsportler von Erfolg zu Erfolg, mit dem Motorroller, dem Motorrad oder als Beifahrer im Tourenwagen.

DORTMUND

, 11.05.2017, 08:40 Uhr / Lesedauer: 3 min
Die Erfolge von Karl-Gustav Sander sind kaum zu zählen. Der vielseitige Motorsportler wird 75 Jahre alt.

Die Erfolge von Karl-Gustav Sander sind kaum zu zählen. Der vielseitige Motorsportler wird 75 Jahre alt.

Der motorsportliche Alleskönner wirkt topfit. „Ich bin immer noch erfolgreich und möchte meine Erfolge im Oldtimersport aus den letzten Jahren gerne wiederholen“, erklärt Sander im Redaktionsgespräch über ein unglaublich bewegtes Leben für und um den Motorsport.

Natürlich zwickt da das Knie und dort die Hüfte. Doch was soll’s. Davon lässt sich der Wichlinghofer nicht abhalten, auch in diesem Jahr wieder auf seine Vespa PX 200 zu steigen. Wann es in diesem Jahr los geht, lässt Sander noch offen, „erstmal wird heute Geburtstag gefeiert.“ Man muss kein Hellseher sein, um zu behaupten: Hauptthema an seinem Ehrentag dürfte der Motorsport in all seinen Facetten sein.

Unzählige Erfolge

Die Erfolge von Sander sind kaum zu zählen. Wie schrieb 1973 eine große Dortmunder Tageszeitung: „Wann immer sich zwei Mann in Dortmund über den Motorsport unterhalten, fällt im weiteren Verlauf der Name Karl-Gustav Sander. Der vielseitige Motorsportler ist aus seinem Metier ebenso wenig wegzudenken, wie Bier aus einer Kneipe.“ Viel hat sich daran nicht geändert.

Sander wurde und wird mit Auszeichnungen und Ehrungen überhäuft. In einer Zeit, als der Dortmunder Sport große Namen wie Sprinterin Annegret Richter, Radsportler Dieter Kemper, Handballer Peter Neuhaus oder Reiter Fritz Ligges hervorbrachte. Im Grunde sind es gleich drei Karrieren, die der Dortmunder in seinem Leben erfolgreich bestritten hat – und immer noch bestreitet.

Nationalhymne gespielt

Nach sechs Jahren als Feldhandballer beim TuS Borussia Höchsten wechselte er 1960 zum Motorsport über. Am Anfang startete er auf einer Vespa, dem legendären Motorroller aus Italien. Später auf einer 350er Stratemann-Yamaha (nach dem damaligen Dortmunder Opel-Händler benannt).

Sander war auf allen Rennstrecken in Europa zu Hause. 1973 gewann er zusammen mit Gerhard Lottmann das 8-Stunden-Rennen von Zandvoort. „Da wurde für uns sogar die deutsche Nationalhymne gespielt“, erinnert sich der Mann, der nicht nur selbst erfolgreich war, sondern den Dortmunder Motorsport auch die entscheidende Impulse verlieh. Zwei Jahre später stieg er vom Motorradsattel. „Ich habe u.a. aufgehört, weil ich geheiratet habe und der Motorsport nicht ungefährlich war“, so Sander.

Hobby wird Beruf

1983 machte der Chemie-Laborant sein Hobby zum Beruf, wechselte von Hoesch zum ADAC, wurde dort Abteilungsleiter Sport und erfand den Dortmunder Hallencross in der Westfalenhalle. Im November 1983 rasten die Motocross-Fahrer zum ersten Mal durch die Westfalenhalle, damals noch über Holzhindernisse, einige Jahre später auf Lehmboden. Der Super-Cross war geboren: „Die Veranstaltung ist mein Kind, ich habe bis heute keinen Tag verpasst.“ Eine Erfolgsstory ohnegleichen und die auch heute, 34 Jahre später, nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt hat.

1997 änderte sich das Leben des Dortmunders innerhalb von wenigen Sekunden. Am 10. Januar um 23 Uhr erlitt Sander einen lebensgefährlichen Herzinfarkt. „Kurz vor dem Finale“, erinnert sich der Dortmunder. Aus der Westfalenhalle direkt auf die Intensivstation – und danach in den beruflichen Ruhestand. 2003 flammte die alte Leidenschaft wieder auf, die Sandersche Motorsport Karriere begann ein zweites Mal, das zwischenzeitliche

 

 

 

Rentner-Dasein wurde gegen eine der erfolgreichsten Karrieren in der Oldtimer-Szene getauscht. Sander, als ausgesprochener Kartenspezialist bekannt, war ein gefragter Mann auf dem Beifahrer-Sitz: „Es kommt auf Gleichmäßigkeit und Genauigkeit an. Wir fahren nicht auf Höchstgeschwindigkeit.“ Die Besitzer der sündhaft teuren Jaguars, Porsches oder BMWs fragen bei ihm an, ob er sein Wissen auf dem Beifahrersitz zur Verfügung stellt. Von 2003 bis heute kamen so 141 Starts zusammen, darunter 15 Gesamtsiege und 50 Klassensiege. Zahlreiche Erfolge errang er mit dem Dortmunder Hans-Joachim Helms und dessen Jaguar MK II aus dem Jahr 1960. Wahre Liebe Doch die wahre Liebe gilt der Vespa, einer blauen PX 200 Baujahr 1983. In den letzten fünf Jahren fuhr Sander bei 31 Starts zwölf Gesamtsiege und 14 Klassensiege ein, zuletzt gewann er den ADAC Oldtimer Cup Westfalen-Lippe, die ADAC Westfalen Gaumeisterschaft und die ADAC/DMC Sportmeisterschaft. Und so soll’s weitergehen – auch wenn die Garage mittlerweile überquillt vor Siegerpokalen und er sie teilweise an gute Bekannte verschenkt. „Ja, ich möchte noch mal die Erfolge der letzten Jahre wiederholen“, verspricht der Jubilar, der auch nach über 50 Jahren Motorsport sagt: „Ich würde alles wieder so machen“. Peter Kehl