Jahn Marten darf in die Oberliga - will und kann aber nicht

Ringen

Was für viele Sportler der gerechte Lohn der Saison ist, stellt für die Ringer des KSV Jahn Marten ein unlösbares Problem dar: Der Aufstieg in die Oberliga bereitet dem Verein um den Vorsitzenden Michael Sternkopf Kopfzerbrechen. Im schlimmsten Falle könnte der Aufstieg sogar einen Abstieg bedeuten.

MARTEN

10.02.2015, 11:07 Uhr / Lesedauer: 2 min
In der Bredouille: Die Martener Ringer, hier Nazri Komilov im Kampf gegen den Verbandsliga-Titelträger und Aufsteiger TKSV 1906 Duisdorf, sollen nach den jetzigen Regularien des Verbandes ebenfalls aufsteigen, wollen aber nicht.

In der Bredouille: Die Martener Ringer, hier Nazri Komilov im Kampf gegen den Verbandsliga-Titelträger und Aufsteiger TKSV 1906 Duisdorf, sollen nach den jetzigen Regularien des Verbandes ebenfalls aufsteigen, wollen aber nicht.

Grund hierfür ist das Regelwerk des Verbandes, das vorsieht, dass auch die Zweit- und Drittplatzierten der Verbandsliga aufsteigen, wenn in der Oberliga genug Startplätze zur Verfügung stehen. Dies ist derzeit der Fall. Die freien Plätze sollen durch den Verbandsliga-Ersten Duisdorf und durch die Dortmunder aufgefüllt werden. So viel zur Theorie.

Ein paar Jahre zu früh

In der Praxis stellt sich dies nicht so einfach dar. Für Martens Klub-Chef Sternkopf kommt dieser Aufstieg ein paar Jahre zu früh. "Der Sprung von der Verbands- in die Oberliga ist riesig, da muss man riesig aufrüsten", erklärte er. "Wir haben drei talentierte Ringer, für eine ganze Mannschaft brauchen wir aber zehn, unser sportliches Niveau reicht nicht aus."

Obwohl am Anfang der Saison der Aufstieg ein realistisches Ziel war, erfüllte Marten die Erwartungen nicht. "Die Niederlagen haben uns die Augen geöffnet", so der Vorsitzende.

Nur eine Alternative

Dem Negativ-Beispiel einiger Klubs, die der Aufstieg die sportliche Perspektive gekostet hat und die – so will es das Reglement – mehrere Ligen tiefer einen Neuanfang wagen mussten, will Marten nicht folgen. Die bisher einzige Alternative: Zwangsabstieg in die Landesliga.

Überraschend kommt diese Regelung nicht. Festgelegt wird die Auf- und Abstiegsklausel vor der jeweiligen Saison. Diese wird vor dem Start von den Vereinen unterschrieben.

"Finde den Zwang unglücklich"

Trotzdem kann der Präsident des Ringerverbandes Nordrhein-Westfalen, Jens Nettekoven, die Gefühlslage der Vereine verstehen. "Ich finde den Zwang sehr unglücklich. Ich kann das nachvollziehen, dass sie damit unglücklich sind. Ich möchte das in eine freiwillige Erklärung ändern."

Nach derzeitigem Stand lautet die Formel: Sollte Marten die Mannschaft zum 1. April aus der Oberliga abmelden, würde der Platz der Dortmunder leer bleiben. Ziehen sie jedoch die Mannschaft davor zurück, steigt der jetzige Dritte der Verbandsliga, RG Annen/Heros Dortmund, in die Oberliga auf.

Hoffnung im März

Leichte Hoffnungen, die prekäre Situation für den Dortmunder Ringerverein umzubiegen, könnte es bereits im März geben. Um die Situation von Jahn Marten erläutern zu können, wurde Sternkopf vom Präsidium zur Klausurtagung eingeladen. Ergebnis offen.

Jedoch gibt sich Nettekoven vorsichtig optimistisch. "Ich nehme die Sorgen der Vereine sehr ernst. Ich glaube, dass ich eine Mehrheit im Präsidium finde, auch wenn das für mich keine leichte Situation ist."

Den Aufstieg noch abwenden

So könnten die Dortmunder den Abstieg durch Aufstieg möglicherweise noch abwenden. Auch wenn Sternkopf sagt: "Ich habe mit den Jungs gesprochen, auch bei einem Abstieg bleiben wir zusammen."

Kommentar 
Das Szenario, das sich für Jahn Marten derzeit ergibt, wirkt surreal. Trotz einer guten Saison und eines zweiten Platzes in der Verbandsliga hinter dem dominierenden Tabellenersten aus Duisdorf könnte den Dortmundern nun der Schritt runter in die Landesliga drohen.

Auch wenn jeder Verein diese Klausel kennt, ist es mehr als eine bittere Pille, die die betroffenen Klubs am Ende des Jahres schlucken müssen. Der Abwärtsstrudel, der sich aus dem Aufstieg in die Oberliga durch höhere Personalkosten, einen möglichen Verlust des Fan-Interesses durch die zu erwartenden Niederlagen und dadurch einhergehende Demotivation der Ringer ergibt, könnte noch verheerendere Wirkungen haben als ein Zwangsabstieg. 

Auf der anderen Seite darf der Verband den sportlichen Grundgedanken in Form des Auf- und Abstiegs nicht vernachlässigen. Es ist wahrlich keine einfache Aufgabe, hier einen Mittelweg zu finden. Ein Zwang zum Aufstieg ist aber keine Lösung.

Schlagworte: