Der Hombrucher SV hat einen neuen Kapitän.

Der Hombrucher SV hat einen neuen Kapitän. © Folty

Hombrucher SV hat plötzlich einen neuen Kapitän - aber nur für eine kurze Zeit

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Beim Hombrucher SV trägt plötzlich ein anderer Spieler die Binde – nur für eine kurze Zeit. Im Interview spricht der Hombrucher über das Amt, die Ehre und seine Erfahrung.

Dortmund

, 06.10.2022, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Verantwortung ist schon seit Längerem kein Fremdwort für den ehemaligen Oberliga-Spieler im Dienste des Landesliga-Tabellenführers. Am Freitag dann trug er sie zum ersten Mal sichtbar über dem Oberarm. Niklas Orlowski (27) erhielt zum Auswärtsspiel des Hombrucher SV Kapitänswürden. Warum ihm diese Ehre widerfuhr, ob es ihm wirklich viel bedeutet und mit welchen Gefühlen der Zentralspieler ins absolute Topspiel gegen den punktgleichen Zweiten Westfalia Langenbochum geht, verrät der Hombrucher Bochumer im Interview.

Niklas Orlowski, wie war das vor dem Auswärtsspiel bei Westfalia Wickede? Gibt es einen Mannschaftsrat? Haben Sie sich gemeldet oder hatte Ihr Trainer Alexander Enke Ihnen die Binde überreicht?

Letzteres! Tim Schrade und Jannik Tipkemper sind unsere ersten beiden Kapitäne. Beide fehlten, daher hat Alex mir die Binde gegeben.

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Sie haben sich nicht gewehrt?

Nein! Ich gebe mit meiner Erfahrung schon länger bereitwillig den jüngeren Spielern oder meinen Nebenleuten Hinweise. Aber so ist das noch einmal etwas anderes, wenn mein Wort auf dem Platz einfach maßgeblich ist. Daher habe ich mich gefreut, dass unser Trainer mir das Amt übertragen hat. Das bedeutet mir auch was, aber wenn Tim und Jannik vielleicht schon vor dem Topspiel zurückkehren, bin ich auch wieder gerne nur Spieler.

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Sie erwähnten Ihrer Erfahrung. Woher rührt die?

Ich bin Bochumer, hatte in der Jugend für den VfL gespielt, die meiste Zeit aber im nahen Sprockhövel für die TSG. Da habe ich Oberliga-Erfahrung gesammelt. Ich bin dann nach Wiemelhausen gewechselt. Da wollte ich dann wieder eine Veränderung.

Warum dann 2017 ausgerechnet Hombruch?

Der damalige Sportliche Leiter Detlef Severidt hatte mich damals im Winter kontaktiert und mich auch überzeugt. Und von meinem Wohnort in Bochum ist es gar nicht weit. Da ich bei der Polizei im Schichtdienst arbeite, ist der kurze Weg günstig. Ich war dann kurz in Brünninghausen, bin dann aber zurück zum HSV, wo ich jetzt sehr glücklich bin.

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Die sportliche Situation dürfte ihr Übriges tun…

Das stimmt. Nachdem Türkspor im Vorjahr die Mannschaft war, die etwas über allen schwebte und den Aufstieg unbedingt wollte, ist das vordere Feld etwas ausgeglichener besetzt. Da muss keiner hoch.

Aber will…

Ja! Aber unsere Konkurrenz will auch. Ich denke, das Spiel gegen Langenbochum wird jetzt der erste echte Gradmesser für uns.

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Dann blicken wir doch auf den Sonntag. Spieler sagen oft: Für solche Spiele sind wir Fußballer. Könnte dieser Satz auch von Ihnen kommen?

Ja, natürlich. Wir haben große Lust auf dieses Spiel. Danach treffen wir auf den nächsten Kracher Wanne 11. Wir folgen ja immer der Gegnerreihenfolge vom Kirchhörder SC. Da achte ich immer besonders drauf. Wir haben uns gegen den KSC etwas schwerer getan. Spiele lassen sich meistens nicht so einfach vergleichen. In etwa, wo solche Mannschaften stehen, versuche ich aber schon zu erkennen.

Langenbochum hat den Sack gegen Kirchhörde erst in der Schlussphase zugemacht. Was bedeutet das für Ihren HSV?

Dass sie uns ein wenig ähneln. Ich kenne zwar keine Einzelspieler von Langenbochum, weiß aber, dass sie – wie wir – über die Jahre als Team gewachsen sind. Und sie haben offenbar Geduld. Sie ist auch bei uns ein Thema.

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Wenn ich Ihre Spielweise richtig beobachte, leben Sie diese auf dem Platz vor. Sie sind eher weniger der Hurra-Fußballer, dafür der enorm wichtige Teamplayer mit Willen, Ruhe und Übersicht.

Danke! Ich glaube schon, dass ich erkenne, wann wir unser Spiel beruhigen müssen. Wir müssen nicht unbedingt im ersten Abschnitt schon ein Feuerwerk abbrennen. Einige Gegner müssen wir besser müde spielen, ihn uns zurechtlegen. Das machen wir sonst gut.

War das wirklich auch der Plan beim punktlosen Schlusslicht Wickede?

Wir haben da zu ungeduldig gespielt, hatten ja ein klares Übergewicht an Ballbesitz. Der letzte Pass oder der Abschluss waren zunächst zu unüberlegt. Nach der Pause haben wir es besser gemacht, wie es oft auch günstiger ist, als schnell alles nach vorne zu werfen.

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Also spielt am Sonntag Geduld gegen Geduld?

Das kann passieren, aber ich glaube, dass es ein gutes Fußballspiel wird. Wenn Sie die Tabelle ansehen, stellen Sie fest, dass wir mit nur neun und Langenbochum sogar nur acht Gegentoren starke Abwehrreihen haben. Daher kann es gut passieren, dass die Entscheidung spät fällt.

Im Dortmunder Amateurfußball ist die Konstellation mit Erstem gegen Zweiten überkreislich die mit Abstand reizvollste. Das wäre doch mal ein Anreiz für viele Zuschauer…

Die wünschen wir uns natürlich. Der BVB spielt gegen Bayern schon am Samstag, es soll wohl trocken bleiben. Daher stimmen die Rahmenbedingungen.

Und mittendrin der Kapitän Niklas Orlowski?

Wenn ich das richtig verstanden habe, ist Tim Schrade im Laufe der Woche aus dem Urlaub zurück. Ich hoffe, dass es seiner Schulter besser geht. Für Jannik könnte es auch reichen. Dann ist das umso besser für uns. Wenn nicht, übernehme ich die Binde aber wieder gerne.