
© picture-alliance/ dpa
Haben muslimische Fußballer einen Nachteil während Ramadan? „Man spürt schon Leistungsschwankungen“
Fußball
Von Anfang April bis Anfang Mai fasten gläubige Muslime, während die Sonne am Himmel steht. Dann dürfen sie weder essen noch trinken und dennoch gehen die Fußballer zum Training und zu Spielen.
Kein Essen, kein Trinken und keine anderen Genussmittel solange die Sonne tagsüber am Himmel steht. Was für viele Fußballer hier eigentlich undenkbar scheint, ist für volljährige Muslime jedes Jahr im Frühling Tradition. Das Fasten im Ramadan gilt als eine der fünf Säulen des Islams und ist für jeden Gläubigen, mit kleineren Ausnahmen, verpflichtend. Auch in diesem Jahr ist es zwischen dem 2. April und dem 2. Mai wieder soweit, also genau in der Zeit, in der es überall in Westfalen um die großen Auf- und Abstiegsentscheidungen geht.
Und klar - jeder Amateurfußballer, der schonmal seit der Morgendämmerung nichts getrunken beziehungsweise gegessen hat, weiß genau, wie schwer es dann sein kann, vernünftige Leistungen auf den Sportplatz zu bringen. Ist das also ein Nachteil für unsere Sportler? „Wir haben zum Beginn der Fastenzeit gegen Königsborn sogar unser bestes Saisonspiel gemacht“, widerspricht Nail Kocapinar.

Das Team von Nail Kocapinar hat während des Fastens sogar das beste Spiel der Saison gezeigt. © Schürmann
Der Trainer des TSC Kamen ist sich sicher, dass die aktuelle Zeit sein Team überhaupt nicht belastet. „Bei uns fastet fast die ganzen Mannschaft und ich stehe da auch voll hinter. Wer gläubig ist und das möchte, soll das auch unbedingt machen. Nach dem Training ist die Sonne ja meistens untergegangen und dann haben wir uns sogar zusammengesetzt und das Fasten zusammen gebrochen. Wenn wir ein Abendspiel haben, gibt es dann vielleicht in der Halbzeit eine Banane und ein paar Datteln. Die Jungs kennen ihren Körper am besten und letztendlich ist das Fasten ja auch dafür da, um den Körper zu heilen.“
Während die Kamener in der Bezirksliga 8 um den Nichtabstieg kämpfen, möchte die SG Gahmen in der Kreisliga A2 Dortmund den Aufstieg eben in diese schaffen. Und gerade seit Ramadan-Beginn scheint es bei dem Team von Kadir Kaya nicht mehr so richtig zu laufen. Zufall? „Man spürt schon Leistungsschwankungen, und für den ein oder anderen Spieler ist das Fasten auch eine große Belastung“, sagt der Trainer der Lüner. Natürlich sei dies nicht der einzige Grund für die schwächeren Ergebnisse zuletzt, aber eine Rolle spiele das mit Sicherheit schon.

Kadir Kaya merkt bei der SG Gahmen eine deutlich höhere Belastung während des Ramadans. © Günther Goldstein
„Manche verschieben das Fasten bei uns auch oder holen es nach, das ist ja im Glauben erlaubt. Aber es kennt ja jeder, dass man nicht mehr die Leistungen erbringen kann, die man erbringen will, wenn man hungrig oder durstig ist. Da fehlt es dann hier und da an der Konzentration oder die Jungs sind etwas gereizter als sonst“, erklärt der A-Liga-Coach, der extra die Trainingszeiten ein wenig verändert hat, damit seine Kicker mit der Familie das Fastenbrechen feiern können.
Gleich zwei Etagen höher als die Gahmener, aber nicht mit anderen Ambitionen, spielen die Landesliga-Fußballer von Türkspor Dortmund. Trainer Orhan Özkara weiß genau, wie sich seine Spieler aktuell fühlen. „Ich war ja selbst Profi und dann habe ich mir in dieser Zeit genau überlebt, ob ich wirklich faste. Gerade wenn man dann vielleicht zweimal am Tag trainiert und es dann auch richtig warm ist, ist das schon extrem hart.“

Orhan Özkara (l.) weiß, wie hart das Fasten für Sportler sein kann. © Foltynowicz
Bei seinen Jungs merkt er aber kaum einen Unterschied: „Generell trainieren wir ja nicht so häufig und nach den Einheiten brechen wir auch zusammen das Fasten. Das ist dann immer für alle zusammen ein schönes Erlebnis. Ich glaube allerdings auch nicht, dass alle Spieler tatsächlich fasten und dazu haben wir ja auch ein paar Jungs im Kader, die keine Muslime sind. Generell ist für mich also ein Leistungsabfall überhaupt nicht ersichtlich.“
Gebürtig aus dem wunderschönen Ostwestfalen zog es mich studienbedingt ins Ruhrgebiet. Seit ich in den Kinderschuhen stand, drehte sich mein ganzes Leben um Sport, Sport und Sport. Mittlerweile bin ich hierzulande ansässig geworden und freue mich auf die neuen Herausforderungen in der neuen Umgebung.
