Gegen Bövinghausen: Als Lmcademali den Wahnsinnsrekord brach und die Halle ausflippte

© Stephan Schuetze

Gegen Bövinghausen: Als Lmcademali den Wahnsinnsrekord brach und die Halle ausflippte

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Vor drei Jahren ging Mohamed Lmcademali auf die Jagd nach einem uralten Torrekord – mit dem VfL Kemminghausen und ganz viel Köpfchen knackte er die fast schon historische Bestmarke.

Dortmund

, 02.01.2022, 09:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Drei Buchstaben als Markenzeichen! Einer, der das Zeug zum Profi hatte, spielte lieber Bäumchen wechsel dich. Wer das Vergnügen mit einem Fußballer hatte, der auch ohne diese drei Buchstaben eine Marke war, genoss es einfach. Auf dem Zenit seiner ungewöhnlichen Karriere schaffte er dann den Rekord, der ihn in die Geschichtsbücher des Hallenfußballs brachte.

LMC! Wer diese Buchstabenkombination liest und sich wenigstens etwas im Dortmunder Amateurfußball auskennt, weiß, von wem die Rede ist. Vom Hallenkönig Mohamed Lmcademali (35)! Er brach vor drei Jahren den Wahnsinnsrekord von VfR Söldes Markus Klingen. 27 Treffer waren die Marke, die der damalige Spieler des VfL Kemminghausen übertraf.

Auf der Uhr standen 2019 im Halbfinale gegen späteren Stadtmeister TuS Bövinghausen 1,7 Sekunden. „Ich sehe die Anzeigetafel noch vor mir. Und da stand auch, dass Bövinghausen 1:0 führte.“ LMC wusste, was zu tun war. „Es gab Freistoß für uns. Unser Schütze sollte mich nur irgendwie treffen, damit ich den Ball ins Tor ablenke. Mit dem Kopf habe ich es dann gemacht.“ Die Körnig-Halle stand kopf. Jetzt war nicht nur der stimmgewaltige VfL-Anhang in Ekstase. „Das war von allen Jahren in der Halle das schönste.“

Nicht jedem Fußballer war die Gunst des Publikums sicher. Zwei Jahre zuvor war der Lüner SV unter Pfiffen und „Dortmunder Jungs“-Gesängen Stadtmeister geworden. Jetzt feierte einer von ihnen den Triumph. Ein Dortmunder Jung, wie er wohl erst hätte erfunden werden müssen, hätte Lmcademali selbst nicht seine schillernde und wegen zum Teil verblüffender Vereinswechsel kuriose Karriere hingelegt.

VfL Kemminghausen: Fanatisches Publikum im Norden

Anfangs schien es so, als hätte sich LMC im Sommer den Verein ausgesucht, mit dem er im Winter in der Halle brillieren möchte. Er kickte fast immer in der Halle, in der er immer mal spielen wollte. Später war es so: Hätten Hallen sich Spieler aussuchen können, hätten sie sich zu Lmcademali hin versetzen lassen. Aber die Stadt Dortmund ließ die Hallen, wo sie waren. Die Fans aber folgten LMC dahin, wo immer er spielte.

2018/2019 war es der ohnehin mit einem fanatischen Publikum gesegnete VfL im Norden. „Wir haben fast gar nicht trainiert, bekamen durch Zufall nur eine Hallenzeit irgendwo in der Nordstadt. Aber wir wussten, wir hatten gute Spieler.“ Der VfL marschierte dank der LMC-Treffer durch das Turnier. „Da wir einen Lauf hatten, lief es eben auch für mich. Und da ich so kurz vor dem Rekord war, wollte ich ihn unbedingt.“ Er versuchte wirklich alles, um diesen 28. Treffer zu erzielen. Lmcademali verschoss gegen Bövinghausen einen Neunmeter. Es schien so, als sollte ihm das i-Tüpfelchen auf ein tolles Turnier verwehrt bleiben. Dann aber doch dieser Kopfball!

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„Wir waren so weit gekommen. Schade, dass wir dann in der Verlängerung doch verloren. Es hätte doch auch ein Tag für die Mannschaft werden sollen, der ich so viel zu verdanken hatte.“ Im Spiel um Platz drei fehlte LMC. „Ich war platt, auch etwas verletzt. Da ging nichts mehr.“ Aber egal: „Der vierte Platz war trotzdem okay. Und ich war natürlich stolz auf meinen Rekord.“

Diese Marke geriet nicht mehr in Gefahr. Florian Juka, damals Bövinghausen, brachte es als bester Schütze in der letzten Stadtmeisterschaft 2020 vor Corona auf 16 Treffer. Was danach kam, weiß und bedauert wohl jeder, der dieses Hallenspektakel liebt. Als hätte LMC es im Sommer geahnt, entschied er sich für ein Team, das als C-Kreisligist nicht hätte teilnehmen dürfen. Und die Zeit für die Familie ist irgendwann auch gekommen: „Bei Phönix Hörde erfülle ich mir den Wunsch, mit drei Brüden und zwei Cousins zusammenzuspielen. Wir wollten eigentlich aufsteigen. Dann hätten wir vielleicht aber kommendes Jahr in der Halle mitkicken dürfen.“

HSM kommt zu früh für Phönix

Wenn das Virus irgendwann unter Kontrolle sein sollte, käme die Stadtmeisterschaft 2022/2023 für Phönix wohl zu früh. Zum Ersten in der Liga, dem MSV Dortmund, beträgt der Rückstand mittlerweile neun Punkte. Das liegt wohl auch daran, dass der Leistungsträger kaum noch trainiert. „Ich arbeite im Betrieb meines Onkels oft abends.“ Viele Liebhaber der mediterranen Küche wissen: Der Genussfußballer bringt in der Tapas Factory an der Lindemannstraße Genüsse an ihre Tische. Der Begriff Factory, also Fabrik, passt zu den Kochkünsten wie Torfabrik zu Lmcademalis Spielkünsten. Und doch ist zumindest im Fall des Fußballers seit dem historischen Januar 2019 etwas an dem Begriff dran.

Lmcademali lacht gerne und viel. Er ist nach so vielen Stationen („ich habe echt keine Lust, alle aufzuzählen“), es sind tatsächlich über 20, endlich angekommen. „Ich mache das, was ich mache, immer gerne.“ Sollte dann aber doch irgendwann das Okay für den Hallenzauber erfolgen, baut LMC vor. Die Bruderliebe kennt dann Grenzen. „Einen Verein zu finden, mit dem ich noch einmal mitmachen darf, dürfte das geringste Problem sein. Ich hatte, wo ich auch war, das Glück, in tollen Mannschaften zu spielen. Ich denke zum Beispiel neben Kemminghausen an den TuS Eving oder den TuS Eichlinghofen. Ich möchte das noch einmal erleben.“

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Das Alter spiele keine Rolle. „Ich liebe die Halle doch auch, weil die Wege nicht so weit sind. Ich muss nicht so viel laufen. Und ich kann meine Stärke im Eins-gegen-Eins ausspielen.“ Kleine Ergänzung: Und nebenbei mal eben Torrekorde brechen. „Ach ja!“, sagt er. „Ich kriege schon wieder Lust.“