Kreis hat im Aufstiegs-Chaos einen Fehler gemacht Nur ein Klub der rechtmäßige Aufsteiger

Kreis hat im Aufstiegs-Chaos einen Fehler gemacht: Nur ein Klub der rechtmäßige Aufsteiger
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Kreis hat im Aufstiegs-Chaos einen Fehler gemacht: Nur ein Klub der rechtmäßige Aufsteiger

Menschen, die den Dortmunder Amateurfußball verfolgen, können in den vergangenen Tagen und Wochen an dem Aufstiegs-Drama in der Kreisliga A1 unmöglich vorbeigekommen sein. Ein Drama, dessen endgültige Eskalation der Fußballkreis Dortmund befeuert hat – denn dem Kreis ist ein ganz entscheidenden Fehler unterlaufen. Doch der Reihe nach.

Für die korrekte Beurteilung der Gesamtsituation ist es wichtig, das Geschehene klar zu differenzieren. Konkret geht es um die Beantwortung von zwei Fragen: Hat Osmanlispor die Kreisliga-Meisterschaft auf rechtlich korrektem Weg erreicht? Und hat der Fußballkreis Dortmund dafür gesorgt, dass der Aufstiegskampf in die Bezirksliga für alle beteiligten Vereine gleichermaßen fair und gerecht abgelaufen ist?

Unterschiedliche Meinungen

Wer sich dieser Tage in der Dortmunder Fußball-Community umhört, wird relativ schnell feststellen, dass sich bezüglich dieser Fragen zwei Lager aufgetan haben: Zum einen diejenigen Menschen, die mit dem Schicksal des „Vier-Tage-Meisters“ VfR Kirchlinde voll und ganz mitfühlen. Die den VfR durch dessen 5:1-Erfolg am abschließenden Spieltag (29. Mai) gegen den SuS Oespel Kley als rechtmäßigen Aufsteiger in die Bezirksliga sehen.

Die nicht verstehen wollen, dass das vom Kreissportgericht (KSG) zu diesem Zeitpunkt mit 0:2 gegen Osmnalispor gewertete, durch den Schiedsrichter in der 89. Minute beim Stand von 2:2 abgebrochene Ligaspiel gegen RW Germania nach vier Tagen doch wieder angesetzt wurde, weil das Bezirkssportgericht (BSG) im von Osmnalispor angestrebten Revisionsverfahren das Urteil des KSG einkassierte. Der SC die Chance nutze und die Germania im Nachholspiel mit 10:0 Toren wegfegte.

Mit einem 10:0-Erfolg im letzten Saisonspiel bei RW Germania (weiße Trikots) sichert sich Osmanlispor die Meisterschaft in der Kreisliga A: Danach feiert der ganze Klub ausgelassen auf dem Platz.
Mit einem 10:0-Erfolg im letzten Saisonspiel bei RW Germania (weiße Trikots) sichert sich Osmanlispor die Meisterschaft in der Kreisliga A: Danach feiert der ganze Klub ausgelassen auf dem Platz. © Stephan Schuetze

Dem gegenüber steht das Lager der Menschen, die das Vorgehen der Kirchlinder Vereinsführung, sich in eine Opfer-Rolle zu begeben, in keiner Weise unterstützen. Die nicht verstehen, warum der VfR Kirchlinde sich nach dem ersten Schock nicht schüttelte, um sich auf das dann angesetzte Relegationsspiel gegen den VfR Sölde II zu konzentrieren, sondern die Partie aus Protest absagte.

Der Großteil dieser Gemeinde argumentiert vor allem auf juristischer Ebene: Die Institutionen der Sportgerichtsbarkeit hätten erfolgreich gegriffen. Denn auch im Sport müssten Verurteilte die Möglichkeit haben, auf das Rechtsmittel der Revision zurückzugreifen.

Osmanlispor zurecht Meister

Es liegt in der Natur der meisten Menschen, dass sie Antworten auf ihre Fragen bekommen möchten. Was die Rechtmäßigkeit des Osmanlispor-Aufstiegs betrifft, ist die Replik eindeutig: Der SC Osmanlispor ist de jure vollkommen zurecht am Ende der Saison Tabellenführer geworden.

Sportlich hat sich das Team den Aufstieg durch eine bärenstarke Saison ohnehin verdient. Dass es im Umfeld des Vereins dabei immer wieder zu teils äußerst problematischen Vorfällen gekommen ist – und jetzt folgt der alles entscheidende Passus – wurde von der Sportgerichtsbarkeit immer beachtet und sanktioniert.

Abgesehen vom emotionalen Verständnis für Kirchlinde, war es de jure also absolut richtig, das abgebrochene Spiel neu anzusetzen.

Kreis: fehlende Kommunikation

Ganz anders verhält es sich mit der Antwort auf die Frage, ob der Fußballkreis Dortmund dafür gesorgt hat, dass für alle beteiligten Klubs im Aufstiegskampf dieselben fairen wie gerechten Bedingungen vorherrschten? Die Antwort darauf ist nicht bloß ein klares Nein, der Kreis hat das Chaos sogar befeuert.

Der entscheidende Fehler, der die aufgeheizte Stimmung endgültig eskalieren ließ – und hier ist neben dem VfR Kirchlinde auch die Reserve des VfR Sölde als Leidtragender zu nennenwar die unzureichende Kommunikation vonseiten des Kreises.

Der VfR Sölde II (grüne Trikots) trifft in der Relegation um den Aufstieg in die Bezirksliga auf den VfL Mark.
Der VfR Sölde II (grüne Trikots) trifft in der Relegation um den Aufstieg in die Bezirksliga auf den VfL Mark. © Folty

Die sich in dieser Spielzeit ständig ändernden Aufstiegsbestimmungen gepaart mit dem emotionalen Saisonfinale in der Kreisliga A1 hätte der Fußballkreis zum Anlass nehmen müssen, die involvierten Klubs frühzeitig über alle möglichen Szenarien aufzuklären.

Hätte der Fußballkreis, nachdem das KSG am 17. Mai das Spiel mit 0:2 gegen Osmanlispor gewertet hatte, in einer öffentlichen Mitteilung über alle nun möglichen Eventualitäten aufgeklärt, dann wären die Bedingungen für alle Vereine dieselben gewesen.

Scheinbar war dem Kreis nicht bewusst, dass Kreisliga-Fußballer zwar keine Profis sind, dass es sich aber um ein äußerst zeitintensives Hobby handelt, bei dem die Spieler von ambitionierten Vereinen über Monate deutliche Kompromisse im Privaten eingehen, um den größtmöglichen sportlichen Erfolg zu erreichen.

Nur durch eine bessere Kommunikation vonseiten des Fußballkreises Dortmund, hätten sich alle Relegation-Kandidaten optimal auf die Entscheidungsspiele vorbereiten können und frühzeitig einen schlagkräftigen Kader organisieren können.

Eine emotionale Reaktion des VfR Kirchlinde auf die „Vier-Tage-Meisterschaft“ wäre auch dann nicht ausgeschlossen gewesen. Die endgültige Eskalation des Aufstiegs-Dramas aber hätte vermieden werden können.

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