VfR Kirchlinde offenbart mit Absage eigene Ahnungslosigkeit Fußballkreis trifft keine Schuld

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Der VfR Kirchlinde ist nicht zu seinem Entscheidungsspiel gegen den VfR Sölde II angetreten. Dafür erntet der Klub in den Sozialen Medien viel Zuspruch. „Erschreckend“ fände er die „fehlende Empathie“ vom Fußballkreis Dortmund, sagte etwa Dominic Seelig aus dem Kirchlinder Trainerteam.

Dabei offenbarte der Klub zuletzt vor allem seine eigene Ahnungslosigkeit. Der Verein, der eine tolle Saison gespielt hat und den Aufstieg selbstredend genau so verdient gehabt hätte wie Osmanlispor, polterte zuletzt deutlich gegen den Fußballkreis.

Der VfR Kirchlinde ignoriert allerdings, dass der Kreis für alle Entscheidungen, die zu dieser für den Klub schlimmen und brutalen Situation geführt haben, schlichtweg nichts kann. Eine Absage aus „Protest“, wie es heißt. Aber wogegen überhaupt? Dagegen, dass man den Klub nicht aus Mitleid direkt in die Bezirksliga hievt?

Der Kreis Dortmund hat weder der Berufung Osmanlispors stattgegeben – das tat das Bezirkssportgericht (BSG) als Institution des dem Kreis übergeordneten Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW).

Kreis-Boss Andreas Edelstein hatte in der erstinstanzlichen Verhandlung des Spielabbruchs zwischen Osmanlispor und RW Germania sogar eine höhere Strafe beantragt, als durch „sein“ eigenes Sportgericht schließlich ausgesprochen wurde.

Und auch waren es nicht Edelstein und seine Mitstreiter, die dem Wunsch Kirchlindes eine frühzeitige Absage erteilt haben, einen zusätzlichen Bezirksliga-Platz in Aussicht zu stellen. Da es sich um eine Bezirksliga handelt, ist der Kreis überhaupt nicht zuständig - sondern erneut der FLVW. Der hatte sich auf Anfrage dieser Redaktion durch Reinhold Spohn, Vorsitzender des Verbands-Fußball-Ausschusses, geäußert.

Gnadengesuch nun chancenlos

Edelstein hatte den Kirchlindern sogar seine Unterstützung bei einem entsprechenden Antrag zugesagt. Durch den albernen Rückzug, mit dem sich der Vize-Meister selbst die Chance auf den Aufstieg – der nach wie vor sportlich noch in der eigenen Hand lag – nahm, ist ein solches Gnadengesuch seit Donnerstagmittag natürlich zurecht völlig aussichtslos.

Aussichtslos waren auch die verschiedenen Anträge und Schreiben, die Kirchlinde beim Fußballkreis einreichte. Die Paragraphen, die der Klub bemühen wollte, griffen schlichtweg nicht.

Am Ende stiegt doch noch Osmanlispor Dortmund direkt in die Bezirksliga auf.
Am Ende stiegt doch noch Osmanlispor Dortmund direkt in die Bezirksliga auf. © Stephan Schuetze

Letztlich war es Zufall, dass der zeitliche Verlauf der Ereignisse ab dem 7. Mai, dem Tag des Spielabbruchs zwischen Germania und Osmanlispor, für diese für alle Beteiligten nie dagewesene und kuriose Situation sorgte.

„Das hat meiner Meinung nach nichts mit Zufall zu tun. Das Spiel hatte direkte Auswirkungen auf den Ausgang der Saison“, hatte Kirchlindes Trainer Dominic Seelig gegenüber dieser Redaktion zu tun. Und natürlich hatte das durch das BSG beschlossene Wiederholungsspiel das. Das hätte ein Spielabbruch am ersten Spieltag mit Wiederholungsspiel im September allerdings genau so gehabt.

T-Shirts für die Mülltonne

Einen Unterschied hätte es in diesem Szenario allerdings gegeben. Bei einem gleichen Vorfall früher im Saisonverlauf hätten die Kirchlinder wohl kaum die Meisterschaft gefeiert und sich T-Shirts mit dem Aufdruck „Aufsteiger in die Bezirksliga nach 32 Jahren“ übergezogen.

Das geschah übrigens im vollen Bewusstsein darüber, dass das Osmanlispor-Verfahren sich rein rechtlich noch in der Schwebe befand. Andere haben sich in ähnlichen Situationen in der Vergangenheit klüger verhalten.

Diese Szenen zwischen RW Germania und Osmanlispor Dortmund lassen den Dortmunder Amateurfußball noch immer nicht los.
Diese Szenen zwischen RW Germania und Osmanlispor Dortmund lassen den Dortmunder Amateurfußball noch immer nicht los. © Andreas Seiffert

Beim SV Westrich warb der Sportliche Leiter Jan Sauer vergangene Saison um Ruhe, als ein durch Verfolger BSV Fortuna verursachter Spielabbruch das Meisterschaftsrennen kurz vor Saisonschluss zu entscheiden schien. Gefeiert sollte erst, wenn der Aufstieg rechnerisch perfekt und das Verfahren gegen Fortuna abgeschlossen war.

Ähnlich hielt es der FC Brünninghausen. Der gewann am Sonntag sein Entscheidungsspiel um den Oberliga-Aufstieg. Offiziell hatte das aber nur einen vorläufigen Charakter, weil der FLVW zwei Tage später noch über die Ligenzugehörigkeit des 1. FC Kaan-Marienborn entscheiden musste.

Ausrichter geschadet

Nur, weil der Verband so entschied, wie ohnehin alle erwartet haben, stieg der FCB tatsächlich auf. „Wir gehen davon aus“, hatte Brünninghausens Trainer Rafik Halim gesagt und damit das existierende Fragezeichen zumindest noch erwähnt.

Vielleicht versucht der VfR Kirchlinde auch, von seinem naiven Verhalten am 29. Mai, als der Klub eigentlich den Aufstieg eintütete, abzulenken. Geschadet hat sich der VfR mit seiner Absage jedenfalls vor allem selbst – und dem FC Brünninghausen, der als Ausrichter des Entscheidungsspiels ebenfalls nur wenige Stunden vor Anpfiff vom Ausfall erfuhr.

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