Hier ist der Dortmunder Verein zuhause. © Archiv
Fußball
Einst spielten die Dortmunder gegen den FC Arsenal, heute kickt der Klub in der C-Liga
Die Senioren kickten in der Landesliga, ehe sich der Verein übernahm und einen beispiellosen Absturz erlebte. Die Jugend war ein gern gesehener Gast in England. Nun hofft der Klub auf Besserung.
Selbst Dortmund hat Vororte, die nicht im Zeichen des Fußballs stehen. Als bedürfe es noch eines Beweises, finden sich die Buchstaben des Wahrzeichens des Dorfes in der Sportart Nummer eins wieder. Das aber ist tatsächlich Zufall. Genauso, dass eine äußerst bekannte Familie hier ihren Ursprungsort hat. Kein Zufall ist, dass nach den erfolgreichen achtziger Jahren die Fußballabteilung keine Strahlkraft mehr hat. Hier in den äußersten Nordosten kommen sie für die Leichtathletik. Aber das soll sich ändern. Auf einer hochgradig attraktiven und modernen Multifunktions-Sportanlage hoffen auch die Fußballer auf regen Zulauf.
Das Lanstroper Ei, das den zweiten und dritten Buchstaben des Begriffs Leichtathletik bildet, ist besonders bei radelnden Ausflüglern beliebt. Vielleicht schaut der eine oder andere Ausflügler vom nahen Ei, einem alten Wasserturm, mal vorbei, um die besten Athleten der Stadt zu bewundern.
Die schmucke neue Anlage steht – trotz des Fußballfeldes in ihrer Mitte – ganz im Zeichen der Läufer und Springer. Unwahrscheinlich auch, dass sich ein Graf hierher verirrt. Alexander Graf Lambsdorff, FDP-Politiker, Diplomat und Neffe des ehemaligen Bundesministers Otto Graf Lambsdorff, wies zuletzt in einer Radiosendung des WDR auf die Ursprünge seiner Familie in Lanstrop hin.
Er sei auch schon vor Ort gewesen. Moderator Jörg Tadeusz, übrigens gebürtiger Dortmunder, fragte den Grafen allerdings nicht nach den Teutonia-Fußballern. Diese Wissenslücke hätten ihm wohl aber auch die Lanstroper verziehen.
Fahrradtouren, Wahrzeichen, Leichtathleten, Politiker – die Fußballer arbeiten aber mittlerweile schon daran, dass auch sie bald wieder ihren Ort prägen und einen Platz in dieser Lanstroper Liste finden. Stefan Majewski ist so etwas wie das Fußball-Lexikon in Lanstrop. Er erinnert an die große Zeit der Teutonia-Fußballer.
„Teutonia spielte da gegen Arsenal“
„Dass sie in der Saison 1985/86 mit dem Abstieg aus der Landesliga endete, weiß ich ziemlich genau, weil ich damals mitgespielt habe.“ Die Teutonia war nicht der einzige Klub dieser Zeit, der auf großen Füßen lebte, sich übernahm und nach dem Rückzug eines Vorstandes auf Schulden sitzen blieb. Aber er war eben einer davon. Zwar spielte der Klub noch bis 1989 in der Bezirksliga, doch dann begann seine Pendelei zwischen den Kreisligen A und B. Das Ende vom Lied war vor einigen Jahren der Abstieg in die C-Liga.
1979 stieg Teutonia Lanstrup in die Landesliga auf, die Freude war riesig. © Teutonia Lanstrup
Längst vorbei die Zeiten, als sie selbst in England von Teutonia Lanstrop sprachen. „Als C-Jugendlicher nahm ich mal an einem Turnier des FC Liverpool teil. Teutonia spielte da gegen Arsenal“, erinnert sich Majewski. Solche Namen fallen heute im Zusammenhang mit Lanstrop höchstens dann, wenn ein Lanstroper BVB-Fan ist.
Letztendlich verdanken die Fußballer den Leichtathleten, dass sie immerhin etwas optimistisch auf die Nach-Corona-Jahre blicken dürfen. „Es gab mal Zeiten“, erinnert sich der Abteilungsvorsitzende Markus Schulz, „da sprachen einige Leichtathleten etwas despektierlich über uns Fußballer. Das hat sich geändert. Wir arbeiten Hand in Hand.“
Das zeige sich darin, dass die Leichtathleten auf einen für die Wurfwettbewerbe notwendigen Naturrasen-Platz verzichtet hätten. Die Fußballer spielen seit vergangenem Jahr auf einer mustergültigen Kunstrasenanlage mit einer modernen Tribüne.
„Das gibt uns Mut“, sagt Schulz. „Machen wir uns nichts vor: Mit der alten Asche waren wir wirklich nicht konkurrenzfähig. Selbst wenn die Kinder und Jugendlichen im Ort zu Fuß oder schnell mit dem Fahrrad hätten kommen können, fuhren sie lieber mit ihren Eltern nach Husen-Kurl oder rüber nach Lünen. Und wenn unsere Alten Herren mal Gegner einladen wollten, winkten die wegen der Asche gleich ab.“
Das, was die Lanstroper vorhaben, kann sich daher nur über Jahre entwickeln. „Wir haben erst eine gemischte Jugendmannschaft, eine Herren- und eine Frauenmannschaft. Ziel ist es, von unten nach oben zu wachsen. Das Gute ist aber, wir haben die Leute, um das zu ermöglichen.“
Vereinsmitglieder und Eltern wollen mithelfen, Teutonia Lanstrop neu aufzubauen
Heißt: Einige Vereinsmitglieder, aber auch Eltern wären bereit, sich am Aufbau zu beteiligen. Die erste erste Mannschaft, trainiert vom in etwa mit den Spielern gleichaltrigen Thomas Zdebik, steigerte sich nach dem zehnten Rang nach der abgebrochenen Saison 2019/2020 in der Spielzeit 2020/21, die nicht gewertet wird, auf einen schon ansprechenderen dritten Rang.
„Die Jungs haben sich ja lange mehr oder weniger selbst trainiert. Thomas aber ist einer, der die richtige Ansprache findet“, sagt Schulz. „Und natürlich wäre es für den Verein auch gut, bald zumindest wieder in die B-Liga zu kommen. Das würde uns noch einen Schub geben.“
Und das dürfte dann doch einer Gruppe sehr gut gefallen. Selbst in den schwierigen Jahren blieben einige Alt-Lanstroper der Abteilung treu – bestimmt nicht, weil sie die alten Zeiten mit dem bekannten Ende wiederhaben möchten. Bestimmt auch nicht, weil sie den Leichtathleten den Rang ablaufen wollen. Bestimmt aber schon, weil der Begriff Fußball im Zusammenhang mit dem Namen Lanstrop wieder öfter fallen soll.
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