Nordstadt-Legende: Zwischen Merkur und Bövinghausen gibt es einen himmelweiten Unterschied

© Oliver Schaper

Nordstadt-Legende: Zwischen Merkur und Bövinghausen gibt es einen himmelweiten Unterschied

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Der FC Merkur gehörte früher zu den Top-Adressen im Dortmunder Fußball. Wir haben mit einem der Nordstadt-Legenden über den Fußball damals und heute gesprochen.

Dortmund

, 04.05.2021, 04:55 Uhr / Lesedauer: 4 min

Es ging immer heiß her am Lortzingplatz im Dortmunder Norden. Emotionen allerorts. Auf dem Platz und neben dem Platz. Und toller Fußball wurde auch geboten. Zumindest früher. Der Klub war eine feste Größe in der Landesliga.

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Michael Schwarz von allen nur „Micky“ genannt, zählt zu den Legenden im Dortmunder Amateurfußball. Der heute 59-jährige lief in seiner erfolgreichen aktiven Zeit für den damaligen Kult-Landesligisten FC Merkur 07 auf. Er spielte mit Nordstadtgrößen wie Rainer und Hansi Lau, Dieter Rapior, Volker Okunick, Horst Brüning, Harald Keuschnig sowie den drei Gutierrez-Brüdern Juan, Manuel und Pedro in einem Team.

Auch für den TuS Eving, der damals der viertklassigen Verbandsliga angehörte, erzielte der torgefährliche Linksfuß etliche Treffer. Nach seiner aktiven Zeit war Micky Schwarz noch als Spielertrainer für Viktoria Kirchderne, Alemannia Scharnhorst und dem heute nicht mehr existierenden Spielverein 26 im Einsatz. Die Experten des heimischen Amateurfußballs kennen natürlich auch seinen Sohn Alexander, der beim Bezirksligisten RW Germania als Spielertrainer erfolgreich arbeitet.

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Zuvor spielte Alexander Schwarz beim BSV Schüren, sowie in Arminia Marten und beim Dorstfelder SC. Wir haben mit dem exzellenten Strafraumstürmer vergangener Jahre „Micky“ Schwarz über seine Erinnerungen und die Entwicklung des Dortmunder Amateurfußballs in den letzten Jahrzehnten gesprochen.

Was unterscheidet den heutigen Amateurfußball vom Fußball zu Ihrer aktiven Zeit?

Früher ging alles über die Kameradschaft. Beim FC Merkur haben wir damals nach dem Spiel noch stundenlang in der Kabine gesessen und unsere Siege gefeiert. Da kam zum Beispiel der talentierte Spieler „Jimmy“ Felix zum Probetraining und hatte überhaupt keine Ausrüstung dabei. Er wollte mit Sandalen auf der Asche kicken. Da hat ihm einer ein Handtuch geschenkt, der nächste hat ihm Badelatschen gegeben und der Dritte hat ihn mit Fußballschuhen versorgt. Das war einfach selbstverständlich beim FC Merkur.

Micky Schwarz (Kapitän) gehörte auch zum FC-Merkur-Allstar-Team.

Micky Schwarz (Kapitän) gehörte auch zum FC-Merkur-Allstar-Team. © Lindert

Warum verlieren sich Ihrer Meinung nach immer weniger Zuschauer auf den Sportanlagen der Amateurvereine?

Der Fußball im TV nimmt den Amateuren meines Erachtens viele Zuschauer weg. Zu den besten Zeiten hatten wir bei Merkur in der Landesliga 250 bis 300 Fans im Durchschnitt, trotz der großen Konkurrenz im Norden durch den TuS Eving und dem SC Dortmund 97/08.

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Auf welcher Position haben Sie am liebsten gespielt?

Ich habe immer gerne als Stürmer gespielt. Entweder in der Mitte oder auf Links. Der gegnerische Strafraum war mein Revier, dort habe ich mich immer am wohlsten gefühlt und viele Tore gemacht. Unser damaliger Trainer Wolfgang „Sully“ Peters (der 1957 gegen Schweden ein Länderspiel für den DFB bestritt und mit dem BVB 1956+1957 Meister wurde. Anm. der Redaktion) hat mich manchmal auch als Verteidiger aufgestellt. Ich erhielt von Ihm die Aufgabe als Sonderbewacher für einen gegnerischen Stürmer.

Welcher Trainer hat Sie in Ihrer Laufbahn als Spieler am meisten geprägt?

Mich haben einige Trainer geprägt. Richard Dura, unter dem ich beim TuS Eving spielte, hatte taktisch unheimlich viel drauf. Das Drumherum in Eving mit gemeinsamen Essen vor dem Spiel, Massage und taktische Besprechung war zu der damaligen Zeit schon ziemlich professionell. Auch Karl-Heinz „Kalla“ Wepner bleibt mir als Schleifer in Erinnerung. Während wir schwitzend und keuchend durch den Wald gelaufen sind, ist Wepner mit dem Fahrrad gemütlich nebenhergefahren. Beim FC Merkur hatte ich mit Peter Walter einen „Kumpel Typ“ als Trainer, während Ex-Nationalspieler Wolfgang „Sully“ Peters eher eine Person war, vor der man als Spieler großen Respekt hatte. Ich möchte meine tollen Zeiten beim FC Merkur und auch beim TuS Eving nicht missen.

Sie waren einige Jahre als Spielertrainer im Dortmunder Amateurfußball tätig, warum haben Sie aufgehört?

Ich war insgesamt sieben Jahre als Spielertrainer bei Alemannia Scharnhorst, Viktoria Kirchderne und dem Spielverein 26 tätig. Durch meinen beruflichen Wechsel von der Zeche zur Brauerei und der damit verbundenen Wechselschicht musste ich den Trainerjob an den Nagel hängen.

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War ihr Ex-Verein FC Merkur 07 früher so etwas wie der TuS Bövinghausen heute, aber mit wesentlich mehr Seele?

Zwischen dem FC Merkur und TuS Bövinghausen gibt es einen himmelweiten Unterschied. Bei Merkur haben wir damals in jeder Saison drei bis vier Eigengewächse aus der Jugend eingesetzt. Es gab einen unglaublichen Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft. In Bövinghausen scheint alles eine Riesengeldsache zu sein. Auch unsere Frauen gehörten damals selbstverständlich mit dazu und haben sich gut verstanden. Einige von Ihnen sind immer noch befreundet und treffen sich auch noch Jahrzehnte später regelmäßig zum gemeinsamen Kaffee trinken.

Stimmt eigentlich die Legende, dass beim Merkur 07 den Spielern früher nie Geld in Form von Siegprämien oder Auflaufprämien gezahlt wurden?

Der Mythos stimmt nicht so ganz. Handgelder wurden meines Wissens an keinen Spieler gezahlt. Es gab lediglich bei einem Sieg oder einem Unentschieden ein paar Mark Prämie für alle eingesetzten Akteure.

Wie beurteilen Sie die Fußballerkarriere Ihres Sohnes Alexander?

Alex hat in der Jugend bei Merkur 07 angefangen, dann ist er zum BVB gewechselt, wo er mit Kevin Großkreutz und Sebastian Tyrala zusammen gekickt hat. Weil er zu klein war, wurde er nach der C-Jugend weggeschickt. Danach wechselte er zu TSC Eintracht. Er hat als Senior in der Landesliga bei Arminia Marten und in der Westfalenliga beim BSV Schüren einen guten Werdegang gehabt. Ich bin stolz auf Ihn.

Sie sehen auch heute noch fast jedes Spiel Ihres Sohnes. Sind Sie sein härtester Kritiker?

Nein, ich halte mich eher zurück. Wir gehen sehr offen und ehrlich miteinander um. Ähnlich sieht das auch Sohn Alexander: „Mein Vater ist so etwas wie mein „Edel Fan“, der sich fast alle meine Spiele ansieht. Er analysiert eigentlich das gesamte Spiel, meine eigene Leistung ist Nebensache „

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Geben Sie Ihrem Sohn Tipps?

Nein, der Alexander weiß schon was er tut, er braucht von mir keine Tipps. Alexander Schwarz sagt dazu: „Nein, gegenüber der aktiven Zeit meines Vaters hat sich der Fußball enorm verändert. Deshalb hole ich mir auch keine Tipps von Ihm.“

Hätten Sie gerne mit Ihrem Sohn in einer Mannschaft gekickt?

Fußballerisch auf jeden Fall. Allerdings versucht Alex häufig alles fußballerisch zu lösen, statt den Ball manchmal einfach mal ins Seitenaus zu pöhlen, um die Situation zu bereinigen.

Gibt es eine lustige Anekdote aus Ihrer Zeit als aktiver Spieler?

In einem Heimspiel, ich glaube es war gegen den VfL Winz-Baak, verlor im Zweikampf ein Spieler der Gäste seinen Fußballschuh. Dieter Rapior nahm den Schuh mit der Hand auf und warf ihn über den Begrenzungszaun des Sportplatzes. Sein Gegenspieler war natürlich total verdutzt, während die Fans des FC Merkur die Aktion sehr lustig fanden. Der Schiedsrichter hat von dieser Aktion nichts mitgekriegt und Dieter Rapior ging deshalb straffrei aus.