Eichlinghofen-Held Alexander Gehle hat nach dem Kreispokal-Sieg ganz besondere Zukunftspläne

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Eichlinghofen-Held Alexander Gehle hat nach dem Kreispokal-Sieg ganz besondere Zukunftspläne

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Alexander Gehle hielt den entscheidenden Elfmeter im Finale und machte Eichlinghofen so zum Kreispokal-Sieger. Dabei spielt er eigentlich in der zweiten Mannschaft - und will in Zukunft noch kürzer treten.

Dortmund

, 31.05.2019, 21:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Alexander Gehles Frau hat ein richtig gutes Timing. Wenn ihr Mann mit der zweiten Mannschaft des TuS Eichlinghofen in der Kreisliga B aufläuft, ist sie nicht so oft dabei. Als ihr Mann am Vatertag bei der ersten Mannschaft gegen Westfalenligist Lüner SV zwischen den Pfosten stand, war sie aber da.

„Da hat sie sich den richtigen Tag ausgesucht“, sagt Alexander Gehle und lacht. Recht hat der 34-Jährige. Immerhin wurde Gehle am Vatertag mit seinem gehaltenen Elfmeter der „Man of the Match“ und sicherte Eichlinghofen gegen Lünen den Kreispokal.

Der Keeper wurde nach dem gehaltenen Ball von seinen Mannschaftskollegen umarmt, gefeiert, auf Händen getragen. Und nicht nur seine Mannschaft: „Ich glaube, am Donnerstag hat mich das ganze Dorf umarmt“, sagt Gehle.

Alexander Gehle hat am Vatertag „das ganze Dorf umarmt“, wie er selbst sagt.

Alexander Gehle hat am Vatertag „das ganze Dorf umarmt“, wie er selbst sagt. © Stephan Schuetze

Gehle entschied sich im letzten Moment um

All diese Szenen hätte es am Vatertag in Eichlinghofen aber beinahe nicht gegeben. Eine Millisekunde veränderte alles. Daniel Mikuljanac vom Westfalenligisten Lüner SV legt sich den Ball zurecht. Er muss seinen Elfmeter verwandeln, sonst ist Eichlinghofen Kreispokalsieger. Ihm gegenüber steht B-Liga-Torwart Alexander Gehle. Der eigentlich „nicht besonders gut“ bei Elfmetern ist, wie er selbst sagt. Die Ausgangslage könnte ungleicher nicht sein.

Gehle schaut sich Mikuljanac genau an und überlegt kurz. Dann läuft der Lüner an, Gehle entscheidet sich für eine Ecke. „Ich wollte nach links springen“, sagt er. Mikuljanac holt aus. Auf einmal hat Gehle so ein Gefühl – und springt nach rechts. Und das ist genau richtig. Er bekommt die Hand an den Ball. „Ich habe gehört, dass er an die Latte ging und wollte schauen, wo der Ball dann hingeflogen ist“, erklärt Gehle den Moment.

Gehle: „Der freie Tag ist nötig“

Soweit kommt er aber nicht. Bevor er sich umschauen kann, laufen seine jubelnden Mitspieler auf ihn zu. Umschauen muss Gehle sich nicht mehr, um zu wissen, was los ist. Mit den TuS-Spielern jubeln die 250 Eichlinghofer, die den Vatertag auf dem Sportplatz Hinter Holtein verbringen. „Pure Freunde“ fühlt Alexander Gehle – sowie auch alle Eichlinghofer auf dem Platz.

Alexander Gehle beim Jubeln.

Alexander Gehle beim Jubeln. © Stephan Schuetze

Einen Tag später sitzt der Held von Eichlinghofen abends zuhause. Das Haus hat er noch nicht verlassen. Gehle hat einen freien Tag, „der war aber schon lange vorher geplant – und nötig“, sagt er und lacht. So langsam lässt der Adrenalinrausch vom Kreispokaltag nach, aber die Bilder und Videos, die sich die Eichlinghofer Spieler per Whatsapp schicken, lassen die Freude immer wieder hochkommen.

Trotzdem redet Alexander Gehle am Tag danach schon wieder ganz ruhig und gelassen – und bescheiden. „Dass ich den Elfmeter gehalten habe, das war Glück, ist es immer bei Elfmetern.“ Aber hätten Jan Knoblich oder Henrik Fibbe, die eigentlichen Torhüter der Bezirksliga-Mannschaft des TuS, die beide bereits im Urlaub waren, den Ball auch gehalten? „Mit den beiden wäre es gar nicht so weit gekommen, das 3:3 im Spiel ging nämlich auf meine Kappe“, sagt Gehle.

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Zwischen den Pfosten statt im Helferteam

Der 34-Jährige ist eben bescheiden. Aber das Gefühl nach dem Spiel auf Händen getragen zu werden, war doch bestimmt nicht schlecht, oder? „Doch, wenn man Angst hat, runterzufallen“, sagt der TuS-Schlussmann und lacht. Um ehrlich zu sein, war ihm das alles auch ein bisschen unangenehm, er habe zu sehr im Mittelpunkt gestanden, sagt Gehle. „Die anderen haben auch ganz starke Leistungen gezeigt.“

Bescheiden hin oder her – um die Feier nach dem Pokalsieg kam Gehle natürlich nicht herum, bis zwei Uhr morgens war er da. „Bis 23 Uhr war es raketenvoll, auch die Schiris waren noch da“, erzählt Gehle, der schon seit 23 Jahren, seit den Minis, in Eichlinghofen spielt. Danach sei es schon leerer geworden, „die Helferteams waren schließlich schon seit 11 Uhr am Platz.“

Apropos Helferteam. In dem wäre Gehle auch gewesen, wenn Trainer Marc Risse ihn nicht Anfang Mai gefragt hätte, ob er im Kreispokalfinale spielen könnte, da die anderen beiden Torhüter im Urlaub seien. Gehle sagte sofort zu: „Da überlegt man nicht, man kennt sich untereinander, da hilft man natürlich.“

Gehle wurde nach Abpfiff auf Händen getragen.

Gehle wurde nach Abpfiff auf Händen getragen. © Stephan Schuetze

Gehle will bei Eichlinghofen kürzer treten

Geholfen hat Gehle dem TuS. Und das nicht nur am Vatertag. Seit vier Jahren trainiert er die zweite Mannschaft und ist gleichzeitig Torwart. Davor spielte Gehle in der Ersten, stieg mit in die Bezirksliga auf. Jetzt aber freut sich Gehle, der nur fünf Minuten vom Sportplatz entfernt wohnt, auf einen Monat ohne Fußball.

Aber hat Gehle am Vatertag nicht Blut geleckt? Auf die Frage, ob er nicht nochmal höherklassig spielen möchte, hat er eine eindeutige Antwort: „Nein, ich bleibe in Eichlinghofen. Und ich spiele fest in der zweiten Mannschaft.“

Die gleichzeitige Trainer-Tätigkeit in der B-Liga will Gehle aber nicht fortführen. „Der Fußball soll jetzt einen Tick in den Hintergrund treten“, erklärt Gehle. Warum? „In den nächsten Jahren soll die Familie vielleicht noch ein bisschen größer werden“, verrät der Eichlinghofer. Wenn alles nach Plan läuft, wird Alexander Gehles Frau in ein paar Jahren am Vatertag auf dem Eichlinghofer Sportplatz dann also nicht nur ihren Mann anfeuern.

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