
© picture alliance/dpa
Ehemaliges Gesicht von Westfalia Wickede spielt jetzt C-Liga – Plädoyer für Amateurfußball
Fußball-Kreisliga C
Er war eines der Gesichter der besten Jahre von Westfalia Wickede. Nun hat er einen neuen Klub gefunden, mit dem er in der Kreisliga C spielt – am liebsten würde der Kicker nur über den sprechen.
Zunächst klang es so, als wolle ein früherer Westfalenliga-Spieler, der jetzt in der C-Liga kickt, uns einen Korb geben. „Ich möchte keine Geschichte, in der ich im Mittelpunkt stehe.“ Wäre aber zu interessant gewesen. Erst als es darum geht, über seinen neuen Verein zu reden, öffnet sich der erhoffte Interviewpartner (29). Und blüht auf.
Mike Andretzki, bevor wir über Ihren aktuellen Verein reden, dürfen wir aber doch die Fakten vortragen. Die Leute, die Sie nicht kennen, wollen doch wissen, wer da gleich ein paar nette Sätze über seinen Klub sagt: Sie waren ein Gesicht der goldenen Wickeder Jahre, als die Westfalia zu einer guten Adresse in der Westfalenliga wurde, spielten später auch in Holzwickede und Brünninghausen, dann wieder in Wickede. Jetzt finden wir Sie in der Aufstellung von Teutonia Lanstrop, dem Tabellenführer der Kreisliga C5, wieder.
Ich möchte gleich noch einmal klarstellen, dass ich über meine Person nicht groß reden werde, sondern lieber ein Plädoyer für den Amateurfußball halte.
Das klingt ja zunächst auch erstmal interessant. Kommt denn da schon die Teutonia ins Spiel?
Ja, ganz genau. Ich rede nur über Vereine: Die Stimmung in Lanstrop erinnert mich sehr an die damals in Wickede. Da lebte und hier lebt der Amateurfußball auf eine sehr spezielle schöne Weise.
Was machte und macht ihn aus?
Wir waren damals in Wickede eine Einheit. Jungs, die aus dem Verein, der Nähe kamen und die Westfalia lebten. Wir hatten hervorragende Menschen im Verein, die für einen wunderschönen Zusammenhalt sorgten. Geld war da nie ein Thema. Dass es auch heute noch so geht, zeigt das Beispiel Lanstrop. Das ist einfach Amateursport, wie er sein sollte.
Gibt es noch einen weiteren Bezug als den, dass Sie gerne in einem familiären Verein spielen möchten?
Ich komme aus Lanstrop. Und im Team spielen Lanstroper Jungs. Oder welche aus der nahen Umgebung. Zudem bin ich mit unserem Trainer Thomas Zdebik befreundet. Er hatte mich gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte.
Und beim Vorstellen blieb es nicht. Was hat Sie noch an der Teutonia überzeugt, diesen Weg zu gehen?
Diese Aufbruchstimmung und die wieder so tollen, hilfsbereiten und fußballbegeisterten Menschen, die Teutonias Fußballabteilung erwecken. Wir halten zusammen. Und sehen Sie sich einfach nur unsere Anlage an. Das ist ein Traum. Wenn du solch einen Platz mit Tribüne, solche attraktiven Gebäude vor der Haustür hast, viele Menschen kennst und schätzt, fällt es dir nicht schwer zu sagen: Das möchte ich als jemand, der den Fußball liebt, wieder haben! Und so war es für mich. Teutonia ist ein Wohlfühlverein.
Die Teutonia, ein echter Traditionsverein, lebte zuletzt vom Ruf ihrer Leichtathletik-Abteilung. Lanstrop liegt am äußersten nördlichen Stadtrand. Heißt das, wie damals in Wickede, ganz im Osten, entwickelt sich eine verschworene Gemeinschaft an Menschen aus Lanstrop?
Ja, sie entwickelt sich. Innerhalb der Mannschaft ist es schon Fußball mit Freunden. Aber es kommen auch Leute zum Platz, die sich sogar gerne ehrlichen C-Liga-Fußball ansehen.
Immerhin sind Sie Erster. Das heißt: Ihr Traditionsverein könnte ja etwas klettern.
Dass wir auch Fußball spielen, um Erfolg zu haben, ist doch klar. Sehen Sie: Mit vielen Leuten aus Wickede habe ich immer noch Kontakt. Das liegt ja auch daran, dass wir nicht nur schöne, sondern dabei auch erfolgreiche Zeiten hatten. Und natürlich möchten wir mit der Teutonia auch mal aufsteigen.
Ich verspreche, wenn wir wieder telefonieren, reden wir erneut in erster Linie über die Teutonia…
Das finde ich gut. Ich bin mir sicher, dass die Leute in Lanstrop die wohlwollenden Worte sehr gerne lesen. Sie haben es sich wirklich verdient. Das ist einfach ein toller Verein mit Zukunft.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
