Er erzielte coole, aber auch wichtige Tore für den ASC 09 Dortmund. Dann schloss er sich einem Bochumer Verein dann, der seinem Glauben nahe steht. Eine Rückkehr kann sich der 27-Jährige aber vorstellen.
Der Hinweis eines Mannes im besten Fußballeralter, er habe nach dem Sonntagsgottesdienst Zeit für ein Gespräch, klingt heutzutage fast exotisch. Der ehemalige Leistungsträger des Oberligisten ASC 09 Dortmund bekannte sich schon zur damaligen Zeit zum Glauben, betete auch vor den Spielen, hatte aber wegen des Fußballs an den Sonntagen nicht immer Zeit, das Gotteshaus zu besuchen.
Der Glaube an Jesus war aber nicht der einzige Grund, warum sich der ehemalige Deutsche-Juniorenmeister aus dem höheren Amateurfußball zurückzog und sich einem christlichen Fußballklub anschloss. In Erinnerung bleiben besondere Tore. Und vielleicht sehen wir ihn in einem Jahr sogar wieder auf der Dortmunder Bühne. Was macht eigentlich Silas Lennertz?
„Nein, wir beten nicht vor dem Training und singen ständig Lieder, aber der CSV Bochum passte trotzdem zu mir, weil ich einige Leute kannte. Der Aufwand war nicht mehr so groß. Und natürlich hat mich das Christliche schon angesprochen“, erklärt Lennertz, warum er bei den Bochumern kickt.

Silas Lennertz, einst wichtiger Spieler beim ASC 09 Dortmund, kann sich eine Rückkehr in den Dortmunder Amateurfußball vorstellen. © Dan Laryea
Der Grund, warum er sich (heute 27 Jahre alt) aus dem höherklassigen Amateurfußball zurückzog, war ein anderer. Er hatte ein Startup namens Trixitt gegründet. Trixitt ermöglichte Events, die den Sportunterricht von Schulen bereichern sollten.
„Bald wuchs das so sehr, mir auch über den Kopf, weil wir so viele Anfragen bundesweit hatten.“ Trotz des Rückzugs aus Aplerbeck 2018 stellte er selbst als spielender Co-Trainer einer Bezirksliga-Mannschaft ein Jahr später fest: „Ich musste mal anhalten.“
Jammern auf hohem Niveau
Auch der Glaube gab Silas Lennertz die Kraft, eine neue Ordnung in sein Leben zu bringen, die ihn selbst in Corona-Zeiten zum Fazit bringt: „Mir geht es gut. Alles, was ich jetzt beklage, weil es mir fehlt, ist Jammern auf hohem Niveau.“
Das wiederum klingt gar nicht exotisch, da Lennertz erläutert: „Ich arbeite mittlerweile als IT-Berater, bin verheiratet und habe eine eineinhalb Jahre alte Tochter, Lilli. Und wir sind alle gesund.“ Der Kontakt zum ASC, mit dem er in die Oberliga aufstieg und später auch auf dramatischste Weise 2017 die Klasse hielt, ist aber nie abgerissen.
Silas Lennertz und der ASC 09 trennten sich nicht im Streit
„Das war ja keine Trennung im Streit. Heute habe ich noch immer einen guten Draht zu Michael Seifert, der eine mit Lilli gleichaltrige Tochter hat, Simon Rudnik und Patrick Dedner.“ Das sind übrigens alles Spieler, die trotz ihrer unbestrittenen Fähigkeiten die Aplerbecker verlassen hatten. Seifert wechselte zu SuS Kaiserau, Simon Rudnik zum Kirchhörder SC, Dedner ist ein leidenschaftlicher Radfahrer geworden.
Lennertz gewährt einen Einblick in die „immer schönen“ Gespräche. „Besonders mit Rudi (Simon Rudnik, d. Red) male ich mir aus, ob wir nicht doch noch einmal gemeinsam auf die Dortmunder Bühne zurückkehren.“
So schön es für ihn bei den Bochumern sei – Lennertz sieht einige Gründe, in einem Jahr doch noch einmal den Ort zu wechseln. „Erstens ist der Bochumer Amateurfußball überhaupt nicht mit dem Dortmunder zu vergleichen. Das ist in Dortmund alles viel intensiver, die Dortmunder leben das viel mehr.
Der Zusammenhalt ist größer. Und vielleicht möchte ich vielleicht, da ich alles privat und beruflich geordnet habe, auch noch einmal höher spielen.“ Dazu kommt: Lennertz ist mittlerweile nach Aplerbeck gezogen. Das übrigens ist Dominik Altfeld, dem Sportlichen Leiter der ASC-Reserve, nicht verborgen geblieben.
Altfeld überzeugte bereits viele „alte Aplerbecker“, in der Zweiten auf Bezirksliga-Niveau zu kicken und dabei das von vielen sehr geschätzte Vereinsleben zu genießen. „Domme ruft mich immer wieder an. Mal sehen, aber für die kommende Saison habe ich den Bochumern meine Zusage gegeben. Und dazu stehe ich auch.“
Kein Wunder, dass die Aplerbecker einen wichtigen Mann gerne wieder hätten. Dass er damals als frisch gebackener Deutscher A-Juniorenmeister mit Schalke 04 zum ASC wechselte, vergessen sie rund um das Waldstadion nicht. Sollen sie auch nicht.
Unvergessen sind Lennertz‘ Tore
Nur die Sprüche seien nicht mehr zeitgemäß, erklärt der überzeugte BVB-Fan, denn: „Meine Schalker Vergangenheit ist verjährt. Da braucht mich keiner mit ärgern.“ Kann gut sein, dass Lennertz auch auf seiner Bochumer Arbeitsstelle mal mit schwarz-gelbem Schal erscheint.
Wichtiger aber war den Aplerbeckern die Leistung. Meist auf den Außenbahnen sorgte Lennertz zunächst offensiv für Gefahr, unter Adrian Alipour dann etwas weiter hinten für Sicherheit. Unvergessen auch die Tore: Da war der Youtube-Hingucker aus der Halle, als Lennertz sich im Spiel um Platz drei gegen den TSC Eintracht den Ball zum Fallrückzieher selbst auflegte.
„Das war bestimmt das coolste Tor, aber nicht das wichtigste.“ Das dürfte der Sonntagsschuss im Derby gegen den FC Brünninghausen 2014 gewesen sein. „Ja, das Trainerteam hatte mir immer wieder gesagt: Silas, trau dich was! Und dann habe ich mich einfach mal getraut.“
Das 1:1 in den Winkel vor der Pause war der Startschuss zur großen Aufstiegsparty. Auch dieses Highlight ist auf Youtube zu bestaunen. Alle umjubeln Lennertz, den Wegbereiter hoch in die Oberliga. Und der schickt deutlich sichtbar ein Stoßgebet noch höher: gen Himmel.
Der Familienvater ist schnell wieder in seinem Element. Selbst wenn er es nicht konkret ausspricht, klingt es durch: „Das war es für mich noch nicht im Dortmunder Fußball.“ Und zwar in erster Linie als Spieler. Dennoch vermittelt er gerne Wissen, seine gute fußballerische Ausbildung will er auch gar nicht verbergen.
„Ich trete hier keinem auf die Füße, wenn ich sage, dass Norbert Elgert bei Schalke mein bester Trainer war.“ In Bochum lässt er mit seinem Coach Stefan Grummel eine Raute spielen. „Eine sehr enge Raute“, konkretisiert der spielende Coach. „So haben wir viele Leute im Zentrum, womit unsere Gegner nicht immer klarkamen. Im Übrigen spiele ich auch öfter zentraler.“
Nur: So groß, dass er die Funktion als spielender Co-Trainer als Voraussetzung für ein Engagement nach dem weiteren Jahr in Bochum sieht, ist die Begeisterung für das Taktische dann doch nicht. „Ich möchte in erster Linie spielen.“
Und selbst wenn er dann mal wieder wegen des Fußballs einen Gottesdienst verpasst, ist ihm keiner böse: „Im Übrigen denke ich, dass meine Freie Evangelische Gemeinde fortschrittlicher ist als andere Glaubensgemeinschaften. Ich missioniere aber nicht in der Kabine.“
Wer ihm zur Seite steht, wird der gläubige Lennertz aber trotzdem nicht vergessen. Sollte er mal wieder ein Traumtor schießen, schickt er garantiert wieder einen Dank nach ganz oben.
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
