Dortmunderin Magull: "Das bleibt in Erinnerung"
Olympia 2016: Frauenfußball
Erst am Dienstagmittag ist die Dortmunderin Lina Magull von den Olympischen Spielen mit dem Siegerflieger aus Rio zurückgekommen – im Gepäck eine Goldmedaille. Obwohl die 22-Jährige nur im erweiterten Kader der DFB-Frauen stand und keine Minute gespielt hat, fühlt sie sich als Olympiasiegerin.

Lina Magull (2.v.r.) bejubelt mit dem Team den Olympiasieg.
Im Gespräch mit Thimo Mallon sprach sie über ...
… ihre Rolle im Team: „Wir haben eigentlich alles mitgemacht, wie die anderen Spielerinnen auch. Wir haben ganz normal mit dem Team trainiert. Drumherum haben wir natürlich ein bisschen mehr trainiert, Extra-Läufe und Krafttraining gemacht – einfach, um uns fit zu halten. Auch am Spieltag haben wir zunächst alles mitgemacht, sind mit in die Kabine gegangen und am Spielfeldrad gewesen, aber dann sind wir zum Zuschauen eben auf die Tribüne gegangen.“
… ihre Medaille: „Zunächst habe ich gar keine Medaille bekommen. Es durften ja auch nur die 18 Spielerinnen, die ihm Kader waren, bei der Siegerehrung aufs Podest. Da war ich schon etwas enttäuscht. Aber im Nachhinein haben wir drei Spielerinnen, die nicht zum Kader gehörten, zum Glück von der Trainerin noch eine Medaille bekommen. Wo sie die herhatte, weiß ich gar nicht genau. Ich denke einfach, dass noch ein paar übrig geblieben sind, die für Trainer und Betreuer gewesen wären. Aber die haben wir dann bekommen. Weil auch wertgeschätzt wurde, wie wir uns vor Ort verhalten haben. Es war ja keine einfache Situation, zu wissen, dass du dabei bist, aber nicht mitspielen darfst.“
Waaaaaaas - Ist das Gold!? ?? #wecantbelieveit ? @mandy_islacker
Ein von Lina Magull (@linmag14) gepostetes Foto am 20. Aug 2016 um 10:26 Uhr
… ihre Freizeit: „Was das angeht, hatten wir schon Vorteile. Die aktiven Spielerinnen mussten immer zusehen, dass sie möglichst schnell regenerieren und einen Tag vor dem Spiel war natürlich immer volle Konzentration angesagt. Da konnten wir schon noch hin und wieder mal rausgehen und uns zum Beispiel deutlich häufiger an den Strand legen.“
… das olympische Dorf: „Ich war – anders als viele, die schon eher zurückmussten – noch bis Montag dort, weil ich unbedingt die Abschlussfeier miterleben wollte. Das olympische Dorf hat einen schon ein wenig erschlagen, da standen unfassbar viele Hochhäuser. Die Zimmer haben einen ein bisschen an Jugendherberge erinnert. In der Mensa gab es auch nicht das beste Essen, aber das war unwichtig. Weil man ist dort einfach durchs Dorf gelaufen und hat so viele verschiedene Sportler aus unterschiedlichen Nationen gesehen. Jeder ist auf jeden zugegangen. Wir haben uns ausgetauscht. Das Feeling war einfach überragend.“
… die Feiern im deutschen Haus: „Es war der Wahnsinn, dass uns alle beim Empfang so sehr gefeiert haben. Das war auch mehr im Vergleich zu den Männern. Die Sportler wussten alle, dass es für uns einfach eine andere Bedeutung hat. Man könnte jetzt denken, ich konnte mehr feiern als alle anderen, weil ich nicht so kaputt gewesen bin, aber eigentlich haben alle recht gut Gas gegeben. Das war ja auch berechtigt.
Ein von Lina Magull (@linmag14) gepostetes Foto am 20. Aug 2016 um 6:41 Uhr
… die Stimmung im Finale: „Die Stimmung im Maracana war einfach hammer. Klar, wir wurden auch ausgepfiffen, aber es hat die Mädels auf dem Platz richtig beflügelt. Auch als wir beim Finale der Herren im Stadion waren, musste man sich fast die Ohren zuhalten.“
… den bewegendsten Moment: „Das war ganz klar, als mit dem Schlusspfiff feststand, dass wir Gold holen würden. Als ich direkt mit auf den Platz gerannt bin und die Spielerinnen gefeiert habe, habe ich den Mädels in die Gesichter geschaut und alle waren einfach fassungslos. Das bleibt in Erinnerung.“
… ihr Gefühl nach dem Finalsieg: „Ich fühle mich ganz klar als Olympiasiegerin. Ich habe so viele Nachrichten bekommen und es kamen so viele Glückwünsche. Das hatte ich eigentlich gar nicht erwartet, weil ich ja auch nicht gespielt habe. Aber das alles mitzuerleben war riesig.“
… ihre Rolle in Zukunft: „Es wird sich Einiges ändern. Mit dem Trainerwechsel zu Steffi Jones, mit den Spielerinnen, die zurückgetreten sind (Anm. d. Red. Saskia Bartusiak, Annike Krahn, Melanie Behringer). In den nächsten Monaten wird die Trainerin ihren Weg gehen. Für mich steht fest: Bei den nächsten Olympischen Spielen will ich selbst auflaufen. Und schon bei der EM 2017 will ich eine größere Rolle spielen.“