Dortmunder zwischen „Need for Speed“ und Tiefgarage

Bob-Anschieber Weber bei Olympia

Für die wichtigsten Wettkämpfe in seinem Leben trainiert Dortmunds Bob-Anschieber in Pyeongchang auch an ungewöhnlichen Orten. Selbst Hürden können den frisch gewählten Sportler des Jahres nicht aufhalten.

Dortmund

, 08.02.2018, 07:28 Uhr / Lesedauer: 2 min
Christopher Weber (l.) und Johannes Lochner im Olympischen Dorf von Pyeongchang.

Christopher Weber (l.) und Johannes Lochner im Olympischen Dorf von Pyeongchang.

Damit hatten sie bei der Buchung nicht gerechnet. Im selbst gebuchten Appartement wenige Fahrminuten entfernt vom olympischen Dorf gab es bei der Ankunft des Bob-Team Lochner, dessen Mitglied Dortmunds Sportler des Jahres Christopher Weber ist, keine richtigen Matratzen.

Ehemaliger Leichtathlet

Doch mit Hürden auf dem Weg zum Ziel kennt sich der ehemalige Leichtathlet ja aus, auch, wenn er sie in diesem Fall ausnahmsweise gar nicht selbst nehmen musste: „Wir haben hier jemanden, der sich um solche Sachen kümmert, so wie jetzt auch gerade, weil das WLAN kaputt ist“, erzählt Weber. Drei Wochen auf einer dünnen Schaumstoffmatte hätten die Chancen auf Olympisches Gold eindeutig geschmälert.

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Denn das ist das Ziel bei seinem dreiwöchigen Aufenthalt in Pyeongchang. Erst im Zweierbob am 19. und 20. Februar und dann im Viererbob am 24. und 25. Februar. Eine wichtige Rolle spielt bis dahin das Training - und der Schlafrhythmus.

Trainingszeiten werden angepasst

Denn die Zweierbob-Wettkämpfe beginnen um 20.15 Uhr südkoreanischer Zeit, der letzte Durchgang sogar erst um 21.35 Uhr. „Deshalb versuche ich aktuell, später schlafen zu gehen, damit ich beim Wettkampf nicht schon langsam müde werde“, sagt Weber. Auch die Trainingszeiten werden auf das große Ziel ausgerichtet. Das Licht im Appartement geht deshalb derzeit oft erst nach Mitternacht aus. Die Viererbob-Rennen vier Tage später starten dann allerdings morgens um 9.30 Uhr. Doch darüber macht Weber sich jetzt noch keine Gedanken.

Am Dienstag stand nämlich erstmal das erste Lauf- und Sprinttraining in Südkorea an, aber statt wie früher in einer Leichtathletik-Halle ans Werk zu gehen, fand sich das 110-Kilo-Kraftpaket plötzlich in einer Tiefgarage wieder. „Man hätte sonst nur neben der Bobbahn trainieren können“, sagt Weber. Bei gefühlten 20 Grad unter Null keine Option, aber auch überhaupt kein Problem: „Wir sind Bobfahrer, da passt man sich den Gegebenheiten eben an.“

Gute Bedingungen

Die sind ansonsten allerdings ziemlich herausragend: Team Lochner wohnt nur zwei Fahrminuten vom Olympischen Dorf entfernt, im Deutschen Haus wurde ein Kraftraum eingerichtet, zur Bobbahn können sie zu Fuß gehen. Beim ersten Training am Mittwoch spürte Weber bereits den Unterschied: „Es war nicht so wie sonst nach dem Motto: Ich mach das jetzt halt fertig, sondern ich hatte richtig Lust drauf, ein tolles Gefühl. Auch die Bahn wurde sehr gut präpariert.“ Drei Wochen können natürlich lang werden, vor allem wenn der Tagesablauf hauptsächlich aus Essen, Training und Schlafen besteht.

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Doch erstens sind Familie, Freundin und Freunde durch das Internet und eine Whats-App-Gruppe immer mit dabei und zweitens haben die Organisatoren mitgedacht: In einem Raum können sich die Athleten vor die Playstation setzen oder zum Beispiel Billard spielen. Eine erste Runde „Need for Speed“ haben sie bereits gespielt - natürlich ein Rennspiel könnte man sagen, obwohl Weber sich dafür nicht begeistern konnte: „Ich spiele lieber Fifa, da kann man sich schön im Eins gegen Eins battlen. Aber nicht, dass das falsch verstanden wird: Training und Wettkampf stehen absolut im Vordergrund.“

Eröffnungsfeier ein Highlight

Die Eröffnungsfeier am Freitagabend ist trotzdem ein erstes Highlight: „Klar, das wird sehr cool, da ins Stadion einzulaufen. Die Südkoreaner sind sehr freundlich und feiern - so wie ich es bisher erlebt habe - nicht nur ihre eigenen Athleten.“ Weber wird sich vermutlich trotzdem nicht die vollen vier Stunden der Zeremonie geben. „Es ist uns freigestellt, wie lange wir bleiben“, sagt Weber. Denn obwohl die Sitze der Sportler mit einer Heizung versehen wurden, „sind solche Temperaturen einfach nicht gut für die Muskulatur“. Das große Ziel soll definitiv nicht durch eine Erkältung in Gefahr geraten.

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