Dortmunder Traditionsverein stürzt in die B-Liga ab und beschreibt die Lage als schlecht

© Nils Foltynowicz

Dortmunder Traditionsverein stürzt in die B-Liga ab und beschreibt die Lage als schlecht

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Vor zehn Jahren verabschiedete sich die 1. Mannschaft eines Dortmunder Traditionsvereins aus der Bezirksliga. Heute spielt sie in der B-Liga. Es sieht nicht nach Besserung aus.

Dortmund

, 02.05.2021, 13:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Gefragt nach dem Befinden der Fußball-Abteilung unabhängig von Corona, antwortet der 1. Vorsitzende völlig eindeutig: „Schlecht!“ Dabei gibt es ganz oben im Dortmunder Norden einige zarte Blüten der Hoffnung. Im Gesprächsverlauf stellt sich sogar heraus, dass da oben kurz vor der Stadtgrenze zu Lünen sogar noch einiges zu gehen scheint.

Vor 102 Jahren stellte ein gewisser Wilhelm Lange, wie die Chronik verrät, „für eine angemessene Pacht“ seine Wiese zur Verfügung. Das darauf errichtete Spielfeld erhielte den Namen „Zum Bärenkamp“. Diesen Namen, und spätestens da dürfte es für einige klingeln, trägt es noch heute. Besonders in Derne, wo Spiel und Sport, kurz SuS, sehr verwurzelt ist, wissen sie jetzt natürlich Bescheid, dass sich diese Geschichte um die Schwarz-Gelben in ihrem Vorort drehen soll.

„Im Seniorenbereich ist die Fluktuation sehr groß“

Der da am Anfang sehr ehrlich vom „schlechten“ Zustand spricht, hat durchaus Gründe, dass vor der Hoffnung ein unbefriedigender Ist-Zustand steht. Es ist der SuS-Vorsitzende Markus Gohmann, der ausführt: „Im Seniorenbereich ist die Fluktuation sehr groß. Wir sind ein B-Ligist, der finanziell keine großen Möglichkeiten hat. Wenn den Spielern mal was nicht passt, wechseln sie sofort. Das war früher anders. „ Jemand, der wie Gohmann seit 45 Jahren im Verein ist, versteht es, das zu beurteilen.

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Besonders weh habe der kurzfristige Abgang des als spielenden Co-Trainer eingeplanten Christian Wantoch von Rekowski getan: „Er möchte es noch einmal in der Bezirksliga bei Westfalia Wethmar probieren. Das ist natürlich schon okay, aber für uns jetzt sehr schade. Christian hat allerdings versprochen, dass er, sollte es in Wethmar nicht klappen, zu uns zurückkehrt.“

Sandro Netack hat sich das Kreuzband gerissen

Momentan hat Sandro Netack, ein ehemaliger SuS-Spieler, dessen Kreuzband riss, das Kommando der 1. Mannschaft. Sie kam in der vorzeitig beendeten Vorsaison in der Kreisliga B3 als Achter ins Ziel. Die nicht gewertete Spielzeit 20/21 brachte den Dernern drei Siege, ein Unentschieden und eine Niederlage.

Das liest sich gar nicht so schlecht und holt Gohmann dann auch aus seiner anfangs kundgetanen negativen Stimmung. „Sandro ist ein guter Trainer, der die richtige Ansprache an die jungen Leute hat. Ich denke auch, dass unsere ersten Spiele Hoffnung auf eine gute Saison gemacht hätten.“ Jetzt gelte es, entgegen des Trends der Vorjahre, alle Stützen zu halten. Wantoch von Rekowskis Abgang soll der einzige bleiben.

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Der Vorsitzende sähe seine Mannschaft in naher Zukunft gerne in der A-Liga. „Ich denke, das Potenzial ist noch immer da.“ Gohmann kehrt in diesem Zusammenhang aber noch einmal zu den Gründen zurück, warum am Plümers Ort, so heißt die Postadresse des Klubs, nicht doch Aufbruchstimmung herrscht. „Vor vier Jahren haben wir unseren Kunstrasen bekommen, was ja eigentlich eine Riesenchance gewesen wäre. Wir spüren das auch in den jüngeren Jahrgängen. Nur haben wir keine A- und B-Junioren. Und das schadet einem Verein wie uns in der Gegenwart sehr.“

Ziel müsse es daher sein, die Kinder und jüngeren Jugendlichen im Klub zu halten. „Wenn wir das, was unten wächst, nach oben durchgeben könnten, wäre uns sehr geholfen.“ Nahziel der Derner sei ein B-Juniorenteam.

Ein Fundus ist also schon da. Tatsächlich auch bei den Älteren: „Wir haben drei Seniorenmannschaften. Unsere Zweite wird immer mehr zum Unterbau der Ersten“, berichtet Gohmann. „Die Dritte sind Alte Herren, die am Samstag keine Zeit haben und daher im Ligabetrieb lieber am Sonntag kicken. Das ist ein Spaßgeschichte.“ Und die gehört ja auch zu einem lebendigen Verein. Und natürlich auch die Helfer, die Seele von Spiel und Sport. „Wir haben 15 bis 20 Leute, die immer anpacken. Sie werden zwar auch nicht jünger, aber sie bleiben treu.“

Die Jungen rücken bei SuS Derne nach

Jünger wird auch der Klub auf Wilhelm Langes Wiese, die heutige aus künstlichem Rasen besteht, nicht. Aber der Abstieg vor zehn Jahren muss nicht das Ende eines Traditionsvereins sein. Denn die Jungen kommen ja nach.

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Und wenn es die Alten ruhiger angehen lassen, weil die Kräfte langsam nachlassen, hat SuS noch eine zweite Abteilung: die Gewichtheber! Ein Schwergewicht müssen Dernes Fußballer im Dortmunder Norden zwar zehn Jahre nach dem Abschied von der überkreislichen Bühne nicht werden, doch es ist und wird bestimmt nicht alles so, wie Gohmanns erste Reaktion vermuten ließ: „Schlecht!“