
© dpa (Symbolbild)
Dortmunder Preisträger: Verein trennt sich von Adidas, um nachhaltiger zu werden
Fußball
Ein Dortmunder Amateurverein hat sich Integration und Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben. Dafür wurde er ausgezeichnet - und hat sich von Adidas als Trikotausrüster getrennt.
Unzählige Fußball-Mannschaften werden weltweit von Adidas ausgerüstet. Doch ein Dortmunder Amateurverein trennte sich freiwillig vom zweitgrößten Sportartikelhersteller der Welt, weil er nicht nachhaltig genug produziere. Der Klub wurde für seine Projekte jüngst ausgezeichnet.
Entwicklung des Vereins wurde über mehrere Jahre beobachtet
„Von 100 Dortmunder Vereinen bewirbt sich in der Regel nur einer - wir“, sagt Siegfried Müller vom VfR Sölde, der den zweiten Platz beim Zukunftspreis 2020 des Fußball- und Leichtathletik Verbands Westfalen (FLVW) belegt hat. Dabei werden Vereine ausgezeichnet, die zukunftsweisende Projekte, unter anderem in Bezug auf demografischen Wandel, Strukturwandel und kulturellen Wandel, ins Leben gerufen haben.
Für das Jahr 2020 wurde der VfR Sölde hinter dem Gewinner SV Gadderbaum aus Bielefeld vom FLVW für sein Engagement geehrt. „Die Juroren haben über mehrere Jahre unsere Entwicklung beobachtet und uns jetzt dafür ausgezeichnet“, freut sich Müller.
1000 Euro Preisgeld für Sölde, aber wichtiger ist etwas anderes
Es ist das erste Mal, dass der Verein mit dem Zukunftspreis ausgezeichnet wird, aber es ist nicht die erste Auszeichnung generell. Sölde wurde schon mit mehreren Integrationspreisen und dem Dortmunder Umweltpreis geehrt. Für den FLVW-Zukunftspreis gab es 1000 Euro Preisgeld. Aber um die Höhe der Summe geht es Müller gar nicht.
„Vereine sind nicht mehr lebensfähig, wenn sie keine Integrationsprojekte anschieben. Dann gibt es keine Sponsoren. Der Zukunftspreis ist für das Image gut. Damit kann ich bei Sponsoren hausieren gehen“, erklärt der Stützpunktleiter Integration/Inklusion.
Sölde hat eine Futsal-Mannschaft aus jungen Afgahnen
Vor zehn Jahren wurden die ersten Projekte ins Leben gerufen. Mittlerweile sind es 297, mit denen sie zusammenarbeiten. Seit 2013 ist Sölde Landesstützpunkt für Integration und Inklusion des Deutschen Olympischen Sportbundes. „Andere Klubs hören mit den Projekten nach fünf Jahren auf, weil sie dann keine Zuschüsse mehr vom Land bekommen - wir nicht.“
Zu den Integrationsprojekten der Sölder gehören zum Beispiel Schulkooperationen oder eine Futsal-Mannschaft aus 19 jungen Afghanen. Dazu wurde auf dem Vereinsgelände am Rosengarten eine Boule-Anlage gebaut, auf der die Bewohner des Seniorenzentrums Rosenheim spielen können.
Unternehmen aus den Niederlanden rüstet Sölde aus
Der Verein beschränkt sich aber nicht nur auf Menschen. Auf der Anlage befinden sich Nistkästen, Insektenhotels und bald auch Hummelburgen. Um die Umwelt zu schützen, gibt es auch eine Wassererneuerungs-Anlage - und einen neuen Trikotausrüster.
„Die Produktion von Adidas war uns nicht nachhaltig genug“, erklärt Müller. Deswegen spielt der VfR Sölde mittlerweile in Trikots des niederländischen Unternehmens Stanno. Der Ausrüster legt Wert auf sichere Arbeitsverhältnisse, ehrliche Arbeitsbedingungen und Nachhaltigkeit. Im Fußball ist Stanno zwar noch nicht so bekannt, stattet mit den Go Ahead Eagles und dem RKC Waalwijk aber immerhin zwei niederländische Erstligisten aus.
Ehemalige Profifußballer wie beim TuS Bövinghausen wird man in Sölde laut Müller nicht sehen. „Seitdem wir große finanzielle Probleme hatten, ist unser Motto: „Wir investieren in Steine und nicht in Beine. Unser Geld wird in die Infrastruktur und nicht die Mannschaft gesteckt.“
Hat im Mai 2020 in der für den Lokal-Journalismus aufregenden Corona-Zeit bei Lensing Media das Volontariat begonnen. Kommt aus Bochum und hatte nach drei Jahren Studium in Paderborn Heimweh nach dem Ruhrgebiet. Möchte seit dem 17. Lebensjahr Journalist werden.
