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Dortmunder Erfolgstrainer über sein Landesliga-Team: Heute würden sie Regionalliga spielen
Amateurfußball
Zehn Jahre ist der Aufstieg in die Westfalenliga her. Heute sagt der damalige Erfolgstrainer: Dieses würde in der Regionalliga mithalten können. Die Klasse hatten viele Spieler.
Ein Bild bleibt besonders in Erinnerung. Der Erfolstrainer scheint in der Luft zu schweben. Seine Jungs, die Aufsteiger, lassen den mit allen Wassern gewaschenen Coach hochleben. Der ansonsten immer coole Fußball-Lehrer zeigt dann doch so etwas wie Rührung. Er ist sichtlich stolz auf sein Team.
Volker Rieske, selbst ehemaliger Zweitligakicker und heute 67 Jahre alt, ist ein echter Typ. Seine Sprüche sind Legende, hinter seiner auf Außenstehende manchmal reserviert wirkenden Art zeigte sich ein Fachmann mit einem besonderen Humor, den diejenigen, die ihn kannten und mochten, zu nehmen wussten. Besonders die vielen Routiniers, mit denen sich Rieske gerne umgab, schwörten auf den Coach. Zehn Jahre ist es jetzt her, da feierten alle gemeinsam den Aufstieg des FC Brünninghausen in die Westfalenliga. Wir erinnern uns mit einem locker aufgeräumten Ex-Coach.
Volker Rieske, da Sie nicht mehr im Geschäft sind, lassen Sie uns doch mit zwei Sprüchen von Ihnen in alte Interview-Form kommen.
Welche meinen Sie?
Um zunächst Ihre aktive Zeit zu würdigen, möchten wir gerne noch einmal wissen, warum Sie die Nummer zwei trugen...
Natürlich, weil die Eins ja der Torwart haben musste. Da führte ja kein Weg vorbei.
Steigen wir in Ihre Trainerzeit ein: Modern ist auf dem Laufsteg…
Natürlich. Da stehe ich noch heute zu. Das Gerede ist ja furchtbar. Flache Vier, gerade Fünf, Raute, Kegel und was es da noch alles gibt. Fußball ist doch so einfach. Hinten darfst du keinen reinkriegen. Vorne musst du sie machen.

2006 im Trainergespräch: Der jetzige Bundesliga-Trainer Hannes Wolf (r.) und Volker Rieske. © Menne
Sie erinnerten immer an Väter, die ihre Kinder vor den Mitmenschen in Schutz nahmen, in den eigenen vier Wänden aber sehr deutlich wurden. War das so?
Genau. Mit öffentlicher Kritik fördert doch kein Trainer das Selbstbewusstsein der Spieler. Wichtig ist, dass die Mannschaft mit an Arroganz grenzender Sicherheit spielt. Natürlich darf das nicht in Überheblichkeit übergehen. Nein, das gehört nicht nach draußen. Aber natürlich habe ich in der Kabine die Spieler schon wissen lassen, wo sie sich verbessern können.
Während der Saison 2010/2011 machte Ihre Mannschaft viel richtig. Welche Erinnerungen haben Sie an das Team von damals?
Ich behaupte mal: Heute würde ich mit den Jungs in der Regionalliga spielen. Das war eine Supermannschaft mit Supertypen wie Dominik Behrend, Dennis Boutagrat oder Krzysztof Parossa und noch vielen mehr. Wir sind ja auch damals in der Halle Stadtmeister geworden.
Am Ende sicherte ein 4:0 über den SSV Buer den Aufstieg. Wie haben Sie diesen Tag erlebt?
Als einfach schön! Wir waren ja ein verdienter Aufsteiger. Wir hätten den Sack zwar früher zumachen können. Dafür war es dann an einem schönen Sommernachmittag Ende Mai ein tolles Gemeinschaftserlebnis. Ja, wir haben es uns auch am Abend noch richtig gut gehen lassen.
Damals sagten Sie: „Wir sind verdienter Meister, haben seit November nicht verloren und heute noch einmal eine eindrucksvolle Vorstellung hinzugefügt.“ Warum war der Aufstieg so verdient?
Die Mannschaft hat unwahrscheinlich diszipliniert gespielt. Das fing hinten bei unserem Libero Dominic Tempel an und zog sich bis vorne durch.
Welchen Stellenwert hat der Aufstieg mit dem FCB in ihrer umfangreichen Vita?
Einen sehr großen. Da gab es den Klassenerhalt in der Oberliga damals mit den Sportfreunden Beckum. Mit den Sportfreunden Siegen bin ich in die Oberliga aufgestiegen. Aber ich sage aus Überzeugung: Die Brünninghauser Zeit war auch super.
Was machen Sie heute?
Ich bin seit zwei Jahren Rentner. Ich liebe meinen vierjährigen Enkel, den Sohn meines Sohns Robin. Natürlich verbringe ich sehr viel Zeit mit dem Jungen.
Und Fußball?
Ich habe mich zurückgezogen, verfolge aber den Profi- und Amateursport aufmerksam. Nur tue ich mir den Stress nicht mehr an. Ich halte mich fit.
Sie wirkten früher so, als würden Sie nie altern. Spüren Sie heute Veränderungen?
Wenn ich heute jogge, merke ich schon, dass da ein 67-Jähriger läuft. Ich bin aber gelassen genug, das zu akzeptieren.
Treffen wir Sie dann auch mal auf Ihrer Liebelingsinsel Sylt?
Auch das macht das Alter. Sie werden mich eher auf Norderney oder Langeoog erleben. Die sechs Stunden Fahrt sind mir zu lang. Da bin ich lieber in drei Stunden auf den näheren Inseln.
Insgesamt aber dürfen wir all denjenigen, die Sie und Ihre Sprüche vermissen, versichern, dass Sie gut drauf sind?
Natürlich! Immer positiv…
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
