Doppel-Interview vor Barops Aufstiegsspiel
Basketball: Oberliga
Die Basketballer bringen Entscheidungsspiele am letzten Spieltag so auf den Punkt: "Do or die" - gewinn‘ oder stirb. Ganz so martialisch wird es am Samstag (19.30 Uhr, Ballspielhalle) in Werne nicht zugehen. Sportlich geht es für die LippeBaskets Werne (Platz eins) und den TVE Barop (Rang zwei) in der Oberliga aber um alles. Der Sieger steigt in die 2. Regionalliga auf.

Christian Wiethaup (Nr. 14) spricht im Doppelinterview mit Wernes Cajus Cramer über das Saisonfinale am Samstag.
Timm Becker und Dominik Möller haben sich vor der Partie mit Barops Kapitän Christian Wiethaup (23) und Wernes Leistungsträger Cajus Cramer (21) unterhalten. Das Spiel gibt es bei uns am Samstag ab 19.15 Uhr im Live-Ticker.
Offensive gewinnt Spiele, Defensive Titel: Werne stellt die beste Offensive, Barop die beste Defensive. Was gibt den Ausschlag?
Cajus Cramer: Der Spruch ist super. Normalerweise vertrete ich diese Aussage auch. Ich bin aber der Meinung, dass beide Teams individuell sehr stark und unterschiedlich sind und am Wochenende die Tagesform entscheidend sein wird.
Christian Wiethaup: Schwierige Frage, das lässt sich so direkt sicher nicht beantworten. Ich glaube schon, dass man sich mit einer entsprechenden Defense die Sicherheit für ein Spiel holen kann. Aber Werne hat eine Offense, die jederzeit ein Spiel entscheiden kann.
Auf welchen Positionen wird es die vermeintlichen Schlüsselduelle geben?
Wiethaup: Ich glaube: Auf jeder. Das ist völlig ausgeglichen. Ein Beispiel: Im Pokal haben wir uns gegen Wernes Center Robin Brauchhaus mächtig schwer getan, den haben wir nicht unter Kontrolle bekommen und das Spiel verloren. Im Ligaspiel hingegen, das wir gewonnen haben, hat das viel besser geklappt. Ähnlich ist das auf den Flügeln. Werne verfügt über sehr schnelle Flügelspieler, aber auch wir haben da Qualität. Ich glaube, das nimmt sich alles nicht viel, das lässt sich kaum vorhersagen. Vermutlich werden es Kleinigkeiten sein, die das Spiel entscheiden werden.
Cramer: Da möchte ich mir ungern eine Position herauspicken. Alle fünf Positionen sind auf beiden Seiten sehr stark besetzt. Ich glaube, dass es interessant wird, wer die stärkere und tiefere Bank besitzt.
Faktor Publikum: Wie groß ist die Anspannung, wenn man vor 500 oder mehr euphorisierten Zuschauern spielt?
Wiethaup: 500? Ich habe gehört, es sollen sogar noch ein paar mehr kommen. Bei jedem von uns vergeht, glaube ich, kein Tag, an dem er nicht ein Schmunzeln im Gesicht hat, wenn er an das Spiel denkt. Das wird eine riesige Erfahrung für uns. Das hat ja von uns noch keiner mitgemacht, mit Ausnahme von Jo (Anm. d. Red.: Johannes Grote), der in der ProB gespielt hat. Ich denke schon, dass die Kulisse Werne pushen wird. Unsere Aufgabe wird es sein, uns davon nicht anstecken zu lassen. Aber natürlich freuen wir uns darauf, vor so vielen Zuschauern zu spielen. Das erlebt man nicht oft.Cramer: In den Tagen und Stunden vor so einem Spiel ist die Anspannung sehr groß. Je näher das Spiel kommt, desto entspannter wird man aber eigentlich. Im Spiel und unmittelbar davor blendet man das irgendwann aus, und lässt sich einfach nur noch Tragen von der guten Stimmung und der vollen Halle. Man konzentriert sich dann schon sehr auf das Spiel.
Warum sollte der Baroper Lauf nach zwölf Siegen enden?
Cramer: Weil wir die stärkere Bank haben und wir mit unseren Zuschauern und Fans im Rücken unser Wohnzimmer wie die Schäferhunde verteidigen werden.
Wiethaup: Gibt es einen besseren Zeitpunkt als den letzten Spieltag, um die Tabellenspitze zu übernehmen? Nein, mal im Ernst: Die Serie, die wir hingelegt haben, spricht für uns. Das letzte Spiel, das wir verloren haben, war im November in Lüdenscheid, danach haben wir zwölf Siege in Folge gefeiert. Wir spielen seitdem konstant, und wenn wir es schaffen, diese Leistung zu wiederholen, wird unsere Serie nicht reißen. Aber davor liegt noch eine ganze Menge Arbeit.
Welcher Verein hat das bessere Umfeld, um in der zweiten Regionalliga zu bestehen?
Cramer: Die Frage kann ich nur aus unserer Sicht beantworten. Bei uns passt alles zusammen. Es fängt beim Hausmeister an, geht über die gute Jugendarbeit weiter und hört bei dem Interesse der Zuschauer auf.
Wiethaup: Was zum Beispiel das Zuschauerinteresse angeht, da hat Werne sicherlich Vorteile. Aber bei uns wächst langsam etwas heran. Wir haben gesehen, dass bei uns auch die Tribüne langsam voller wird. Sicherlich noch in kleinerem Maße, aber es wird. Und so ist das auch im Umfeld. Da entsteht langsam etwas, wir sind auf einem guten Weg.
Ist die Saison im Falle einer Niederlage verschenkt?
Wiethaup: Nein! Sicherlich wäre das für uns in dem Moment megaschade, wenn wir verlieren würden, aber verschenkt wäre die Saison dadurch nicht. Man muss mal schauen, wo wir herkommen. Wir haben im letzten Jahr noch gegen den Abstieg gespielt und können jetzt, wenn wir verlieren und Hamm gleichzeitig gewinnt, im schlechtesten Fall auf den dritten Rang abrutschen. Damit hätte sicher vor der Saison keiner gerechnet. Wir haben eine starke Saison gespielt, das steht schon vor dem letzten Spiel fest.
Cramer: Natürlich will man als Sportler immer das bestmögliche Ergebnis erzielen. Aber verschenkt wäre gar nichts. Wir haben trotz alledem eine sehr gute Saison gespielt und können auf das, was wir bis hierher erreicht haben, stolz sein. Im Falle einer Niederlage werden wir sehr viel daraus lernen und hoffen, dass uns das dann in der nächsten Saison zugunsten kommt.
Hattet ihr schon mal eine solche Situation, dass der letzte Spieltag alles entscheidet?
Cramer: Nein, so lange ich mich erinnern kann, nicht! Solche Situationen versucht man im Idealfall auch, so gut es geht, zu vermeiden.
Wiethaup: Mit Barop kann ich mich an eine solche Situation nicht erinnern. Aber als ich damals noch beim TV Jahn Bad Driburg gespielt habe, da war das so ähnlich. Da ging’s gegen Salzkotten um den Aufstieg in die Landesliga. Das Hinspiel haben wir mit sieben Punkten verloren, das Rückspiel mit sieben gewonnen. Da musste das Korbverhältnis entscheiden – leider gegen uns. Wir sind dann aber nachträglich als Zweiter doch noch aufgestiegen.
Was sind Barops Vorteile? Was sind die der LippeBaskets?
Cramer: Barop ist physisch und körperlich sehr stark und spielt eine sehr harte und gute Verteidigung. Wir sind technisch besser aufgestellt, sind aus der Distanz sehr wurfstark, und laufen sehr viele Fastbreaks und versuchen damit, den Gegner müde zu machen. Die größte Stärke liegt aber darin, dass wir zwölf gute Spieler haben, von denen jeder in der Lage ist, zu Punkten und gute Verteidigung zu spielen.
Wiethaup: Was Werne sicherlich ganz besonders gut kann, ist das Umschaltspiel. Keiner in der Liga läuft so gut Fastbreaks, das zeichnet die Mannschaft aus. Bei uns ist es, wir haben das ja schon angesprochen, die gute Defensive. Sicher verfügen beide Teams auch über ein gutes Setplay. Und beide haben auch eine starke Bank.
Bereitet man sich im Vergleich zu anderen Spielen anders auf ein solches Finale vor? Wenn ja, wie?
Wiethaup: Bei uns gab es keine besondere Vorbereitung. Wir haben das gemacht, was wir immer machen: Wir stimmen uns auf den Gegner ein, der Trainer analysiert die Stärken und Schwächen und dann bereiten wir uns auf das vor, was auf uns zukommt.
Cramer: Nein, nur dass wir uns am Samstagmorgen schon treffen, um genügend Stühle in die Halle zu tragen. (lacht)
Können sich beide Mannschaften überraschen oder wird mit offenen Karten gespielt?
Cramer: Ich sag mal so: Ein, zwei Überraschungen hat man immer im Ärmel.
Wiethaup: Das wird schwer, ich glaube nicht, dass wir uns noch groß überraschen können. Wir haben nun ja auch schon ein paar Male gegeneinander gespielt, da weiß man schon, was einen erwartet.
Gibt es einen Plan A und Plan B für Samstagabend?
Cramer: Ich weiß nur von einem Plan. Wir werden versuchen, nach 40 Minuten immer noch an der Spitze der Tabelle zu stehen.
Wiethaup: Nein, es gibt keinen besonderen Plan. Wir spielen nach unserem Konzept und versuchen, das umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben. Ein Plan B ergibt sich dann aus dem Spielverlauf.