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Direkter Durchmarsch in die Landesliga? Türkspor Dortmund hätte nichts dagegen
Amateurfußball
Eigentlich ging Türkspor Dortmund in die Fußball-Bezirksligasaison mit dem Ziel, oben mitzuspielen. Doch zur Zeit werden die Ziele klar übertroffen. Das hat gleich mehrere Gründe.
Aufstiegsfavoriten in der Bezirksliga? Das sind andere. Das sagte jedenfalls Türkspor-Trainer Bülent Kara vor der Saison. Schließlich war der TSD gerade erst aus der Kreisliga aufgestiegen. Das ist die eine Wahrheit. Die andere Wahrheit ist aber, dass sich Türkspor in der Sommerpause mit einigen Hochkarätern verstärkte. Daher sprach auch niemand vom Ziel Klassenerhalt, wie es bei „normalen“ Aufsteigern vielleicht der Fall gewesen wäre. „Eine gute Rolle spielen“ (Kara) wollten sie dann doch schon.
Türkspor räumt Konkurrenten aus dem Weg
Zu sagen, das gelänge bisher, wäre eine Untertreibung. Denn die Realität heißt: 6 Spiele, 5 Siege, das beste Torverhältnis - Tabellenführung. Und die Mannschaften, die Türkspor auf dem Weg an die Spitze hinter sich ließ, waren alles andere als Fallobst. Mit den Siegen gegen Kemminghausen und Eichlinghofen bezwang der TSD zwei Teams, die von vielen Kennern der Bezirksliga als Mitfavoriten auf den Aufstieg gehandelt werden.
Nur gegen den SSV Mühlhausen-Uelzen, ebenfalls ein Kandidat für eine Topplatzierung, verlor Türkspor. Da setzte es aber dann gleich eine 1:4-Pleite. „Das tat weh“, sagt Kara, „aber wir haben aus diesem Spiel auch wichtige Erkenntnisse ziehen können.“ Der kleine Rückschlag vom zweiten Spieltag konnte die Laune bei Türkspor also nicht verhageln.
Und überhaupt: Die Stimmung ist einer der Trümpfe, die mit dafür verantwortlich sind, dass es beim TSD derzeit so gut läuft. Alle zögen mit, sagt Kara. Und alle hielten zusammen und seien engagiert. Und das, obwohl in den Ligaspielen viel rotiert wird. Keiner sei unersetzbar. Und doch hielten alle zusammen. „Diese Mannschaft zeichnet eine Siegesmentalität aus“, sagt Kara.
TSD verplfichtet viel Qualität
Der Zusammenhalt ist die eine Sache. Aber nur durch gute Stimmung lassen sich noch längst keine Spiele gewinnen. Und damit ist die hohe Qualität des Kaders die andere Sache. Gleich mehrere ehemalige Oberliga-Spieler konnte der Bezirksligist für sich gewinnen. Dadurch hat die Mannschaft viel individuelle Klasse hinzugewonnen. Aber Türkspor weiß auch durch Schnelligkeit zu bestechen.
Vor allem mit der Defensive ist Bülent Kara zufrieden. In vier der sechs Liga-Spiele blieb seine Mannschaft ohne Gegentor. Da stimmen die Abläufe. Jetzt richtet sich der Fokus auf die Offensive und insbesondere darauf, eigene Torchancen effizienter zu nutzen.
Neben den Oberliga-Spielern kamen außerdem gleich fünf Spieler von Landesliga-Aufsteiger TuS Bövinghausen zum TSD, unter ihnen Top-Torjäger Matues Ajala Cardoniz, der schon sechs Mal traf und damit Dritter der Torschützenliste ist. Diese Bövinghauser Blockbildung ist kein Zufall - und mitverantwortlich dafür, dass der große Umbruch so scheinbar reibungslos funktioniert.

Bülent Kara führte Türkspor gleich wieder an die Tabellenspitze. © Laryea
Die Verantwortlichen von Türkspor holten bewusst eine ganze Handvoll aus dem Dortmunder Westen in den Fredenbaumpark, da diese Spieler sich kennen und die Abstimmung zwischen ihnen leichter fiel. Doch diese Spieler mussten erst einmal überzeugt werden, nicht mit Bövinghausen in die Landesliga zu gehen. „Da hat der Vorstand einen guten Job gemacht“, bescheinigt Kara.
Auch Kara bringt Opfer
Doch nicht nur die sportliche Leitung hat Zeit und Mühen in den Kader investiert. Auch Coach Kara brachte Opfer und verzichtete auf seinen Sommerurlaub, um die Personalplanungen des Klubs mitzugestalten und persönlich mit jedem seiner neuen Spieler zu sprechen. Da ist er wieder, der Zusammenhalt, der sich nicht nur auf die Mannschaft beschränkt. Kara nimmt sich selbst nicht aus, wenn er sagt: „Alle halten zusammen.“ Und darin sieht der Trainer einen der Gründe für den mehr als gelungenen Saisonstart des TSD in die Bezirksliga.
Bei Türkspor hoffen sie natürlich, dass der Lauf anhält. Dann wird man beim TSD aber nicht mehr wie vor der Saison davon sprechen können, eine gute Rolle spielen zu wollen. „Die Mannschaft hat in jeden Fall das Zeug dazu, Erster zu werden. Wir müssen aber nicht Meister werden“, versucht Bülent Kara den Druck von seiner Mannschaft zu nehmen und fügt lachend hinzu: „Wenn wir es doch werden, haben wir aber auch nichts dagegen.“
Ist zum Studium ins Ruhrgebiet immigriert - und geblieben. Vielseitig interessiert mit einer Schwäche für Geschichten aus dem Sport, von vor Ort und mit historischem Bezug.
