Tim Schwarz mit seinem Kumpel Dominik Altfeld und Hündin Marli. © Stephan Schuetze
Fußball-Oberliga
Der neue ASC-Coach Tim Schwarz ist noch der Beobachter, an der Leine führt er nur Marli
Trainer des Fußball-Oberligisten ASC 09 ist Tim Schwarz erst ab Montag. In Holzwickede hat er sein neues Team schon beobachtet. Er sah eine Mannschaft, die ein altes Gesicht zeigte. Ohne Falten.
Es ist genau 19.17 Uhr am Mittwochabend, als Tim Schwarz das Montanhydraulik-Stadion in Holzwickede betritt. Schwarz erscheint in Begleitung seiner Freundin, seinem bestem Freund Dominik Altfeld und seinem Hund Marli.
Eigentlich wäre Schwarz schon zu spät gewesen, doch der Anpfiff des Spiels zwischen dem ASC 09, dem Verein, den Schwarz ab Montag trainieren wird, und dem Holzwickeder SC, verzögerte sich um zwei Minuten. Schwarz erschien samt Entourage und verzog sich dann auch irgendwie wieder. Nicht nach draußen, aber erst mal weit weg vom Rest.
Will Schwarz den Fokus nicht auf sich ziehen?
Denn während sich ein Großteil der rund 700 Zuschauer unter der Tribüne des Stadions sammelte, zog es ihn auf die andere Seite.
Es erweckte den Eindruck, als wolle er so den ersten Fokus nicht auf sich ziehen, sich nicht direkt in den Mittelpunkt des Geschehens stellen.
Schwarz hätte sich zur kompletten Aplerbecker Bank stellen können oder sich dahinter in den Block von zahlreichen ASC-Spielern und Verantwortlichen, doch er zog es vor in Ruhe im Pulk von rund einem Dutzend Menschen das Spiel auf der anderen Seite zu verfolgen.
Geklappt hat das aber nur wenige Minuten. Leichte Schauer zogen auf, gesellten sich zu den eh leicht windigen Bedingungen. Ein Wetter an diesem schaurigen Mittwochabend wie das Spiel, einfach nur schlecht. Nicht schön anzusehen für den neutralen Zuschauer, außer man hielt es mit dem Aplerbecker Sportclub.
So musste Schwarz mit seiner Hündin Marli, dem extravagant aussehendem Altfeld und seiner Freundin doch gen Tribüne weichen. Schwarz wirkt locker drauf, als er in Richtung Tribüne schlendert.
Hinterher gibt er zu, dass ein leichter Hauch von Nervosität mit dabei war. „Natürlich ist man ein bisschen nervös“, gibt er zu, „wenn man einen bisschen anderen Blick auf das Spiel hat, als wenn man jetzt nur Trainer der zweiten Mannschaft ist.“
Der leichte Schauer scheint ihn dennoch nicht zu beeindrucken, der 34-Jährige Schwarz lächelt viel, wirkt gut drauf. Modisch ist er schlicht on Tour, trägt eine graue Anzugshose, darüber einen schwarzen Pullover mit einem Hemd darunter. Hinzu kommt eine dunkle Daunenjacke. Auffallen tut er damit nicht.
Wenn man nicht weiß, dass er bis zum Winter nun Trainer des ASC ist, würde man ihn gar nicht so direkt wahrnehmen. Die Blicke zieht eher Altfeld auf sich, der Sportliche Leiter der ASC-Reserve, mit seinem hellgrauen Trenchcoat.
In Holzwickede machten es einige Spieler anders
Das Traineroutfit, der dunkelblaue ASC-Trainingsanzug, wird wohl erst kommenden Montag bei der ersten Trainingseinheit von Schwarz als Oberliga-Trainer zu sehen sein. Schwarz sieht sich den Auftritt seines Teams durch seine schwarze Ray-Ban-Brille an, blickt auf einen kämpferischen ASC.
Einen ASC, den man vergangenen Sonntag gegen Westfalia Herne so nicht gesehen hat. Die Wege, die einige Spieler in Holzwickede gegangen sind, haben sie gegen Herne nicht gemacht.
„Samir hat uns richtig gut auf das Spiel eingestellt. Er hat uns gesagt, dass er keinen anderen Sieger, als uns sehen wird“, erzählt Buckesfeld. Samir Habibovic, der Sportliche Leiter der Aplerbecker, scheint der Mannschaft die Impulse gegeben zu haben, die der am Montag zurückgetretene Daniel Sekic nicht mehr hinbekommen hatte.
Die größte Veränderung dabei zum Sekic-Spiel war eindeutig: Der spielerische Ansatz, den der ASC unter Sekic pflegte, wurde komplett vernichtet.
„Alipour-Fußball“, nannte Buckesfeld den Stil des ASC. Viele lange, hohe Bälle, auf die zweiten Bälle spekulieren und in die individuelle Qualität der Offensive vertrauen - durch Kapitän Kevin Brümmer, Daniel Schaffer, Lars Warschewski oder Maximilian Podehl.
Das System, was unter Adrian Alipour, dem Vorgänger von Daniel Sekic, so gut funktionierte, gab das Comeback in Holzwickede.
Freude über den Führungstreffer bei Kevin Brümmer (l.). © Stephan Schuetze
Die Gastgeber waren damit überfordert. Mit dem Ballbesitz, mit dem Spielaufbau, womöglich mit sich selbst. Der Trainer der Holzwickeder, Axel Schmeing, stellte am Ende des Abends die Klasse seines Teams infrage: „Wenn ich solche individuellen Fehler mache, fehlt vielleicht irgendwo die Qualität.“
Habibovic hingegen merkte man den Druck an, gewinnen zu wollen. „Es war ein ganz schlimmer Tag“, erzählte er. „Anspannung, bis zum geht nicht mehr“, hätte er gehabt. Den ganzen Tag schon.
Habibovic ist jetzt erst mal weg
Zum einen, weil der ASC dringend Punkte benötigte, um nicht in den Abstiegskeller der Oberliga zu rutschen. Und auch, weil Habibovic nun erst mal weg ist. Mittwochnacht ging es für ihn in den Urlaub.
Nach einer turbulenten Woche für den ASC und ihn selbst. Ein neuer Sportlicher Leiter ab nächsten Sommer mit Emre Konya, der Rücktritt von Sekic am Montagabend und nun das vorgezogene Spiel des ASC in Holzwickede.
Genau so aufgeregt präsentierte sich Habibovic den ganzen Abend in Holzwickede. Er bewegte sich viel in Holzwickede, stand kaum einen Moment still, ging die ganze Zeit auf und ab. Nervös, angespannt, aber auch siegeswillig, total motiviert. So präsentierte sich Habibovic.
Erst beim Aufwärmen, dann auch beim Spiel. Jede Aktion seines Teams beklatschte er, egal wie belanglos sie auch rüber kam.
Beklatschte jede Aktion des ASC: Samir Habibovic. © Stephan Schuetze
Klärte Innenverteidiger Maurice Buckesfeld einen Ball unbedrängt in das Seitenaus, hätte es wohl vor wenigen Tagen noch einen Rüffel gegeben, nun gab es lautes Klatschen. Inklusive Anfeuerungsversuchen. In der ersten Halbzeit noch von der kompletten Ersatzbank, im zweiten Abschnitt von Habibovic unisono.
Es wirkte, fast alles. Aplerbeck traf ganze drei Mal. Immer zu wichtigen Zeitpunkten. In der Anfangsphase der ersten Hälfte, als das Spiel komplett offen schien durch Brümmer (18.). Direkt mit Beginn der zweiten Halbzeit mit einem Elfmeter von Daniel Schaffer (48.) und rechtzeitig bevor die Schlussphase losging mit dem 3:0 durch Podehl (70.).
Drei Tore, die Balsam waren für das Aplerbecker Spiel, die psychologisch wichtig schienen, der Mannschaft an Selbstvertrauen dazu gaben. Hinten ließ das Team wenig zu, wenig anbrennen, was Habibovic zufriedenstellte.
Er kann das Team so bedenkenlos an Tim Schwarz übergeben. „Da mache ich mir keine Sorgen, ich kenne Tim seit 15 Jahren“, erzählt er. Bis zum Winter will Habibovic neun oder zehn Punkte zu holen, sich so weit distanzieren vom Abstiegskampf, wie nur möglich.
Das Vertrauen in Schwarz ist nun da, die gute Ausgangsposition, die Habibovic hinterlassen wollte, nun auch.
Und Schwarz selbst? Der gibt sich locker nach dem Erfolg. „Es nimmt etwas die Spannung aus der ganzen Sache“, sagt er, setzt sich aber gleich ein direktes Ziel: Ein Heimspiel muss gewonnen werden. Bislang gab es das in dieser Saison noch nicht für den ASC. Denn während Aplerbeck in der Auswärtstabelle vom Thron grüßt, ist es in der Heimtabelle der letzte Platz.
Es gibt schon etwas, woran Schwarz arbeiten möchte
„Wir haben noch kein Heimspiel gewonnen“, kritisiert er und fordert: „Das ist die Prämisse, die ich mir immer gesetzt habe. Die Heimspiele sind die Spiele, wo man die Basis legt für die ganze Saison und da gilt es dran zu arbeiten.“
Während Schwarz dies erzählt, kommen auch immer wieder Spieler dazu, begrüßen ihn, freuen sich ihn zu sehen. Die Anerkennung scheint dort schon vorhanden zu sein. Er könnte die Möglichkeit haben, die Spieler zu erreichen, sie zu den Willensleistungen zu bringen, für die Habibovic in Holzwickede gesorgt hat. „Es ist eine Riesenchance für mich, die wollte ich auch wahrnehmen“, erzählt Schwarz.
Diesen Anschein erweckt es auch, denn Schwarz bringt einiges mit. Ein wenig Unbekümmertheit, weil er eine Mannschaft auf diesem Niveau noch nicht trainiert hat, bislang nur Trainer in der Kreisliga war. Er ist verwurzelt im Verein, kennt viele der Spieler schon länger, hat mit einigen noch zusammen gespielt.
Es ist eine Mischung aus Vorfreude auf die neue Aufgabe, Anspannung über das doch deutlich größere Projekt Oberliga und Erfolgshungrigkeit, die Schwarz mitbringt. Eine Mixtur, die dem ASC bis zum Winter guttun könnte, womöglich neue Impulse mit sich bringt.
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