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Der FLVW hätte die Amateurfußball-Spielzeit auch bei den Senioren unterbrechen müssen
Meinung
Die Corona-Zahlen schießen in die Höhe. Die Landesregierung hat nun die 2G-Regelung festgezurrt. Unser Autor meint: Der Verband hätte die Amateurfußball-Spielzeit auch bei den Senioren unterbrechen sollen.
Der Corona-Inzidenzwert erreicht Rekordhöhen, die Hospitalisierungsrate steigt mehr und mehr und trotz millionenfacher Impfungen sterben noch immer weit über 100 Menschen am Coronavirus. Täglich. Uns umgibt ein Zustand, den die Politik, aber auch die Gesellschaft endlich stoppen müssen.
Gemeinsam. Richtigerweise haben die politischen Entscheidungsträger auf die aktuell bedrohliche Lage reagiert. In NRW gilt ab Mittwoch die 2G-Regelung im gesamten Freizeitbereich. Das ist notwendig, um die Fallzahlen zu drücken und um das richtige Signal an die Menschen in dieser heiklen Situation auszusenden. Denn: So geht es nicht weiter.
Doch es muss noch mehr passieren – auch im Amateurfußball. Der muss komplett eine Pause einlegen – nicht nur im A- und B-Junioren-Bereich, wie es der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) am Vormittag bekanntgegeben hat.
Mit der aktuellen 2G-Regelung bleibt die Kontrollverantwortung an den gastgebenden Vereinen hängen. Die Klubs, die Heimrecht haben, müssen Woche für Woche dafür sorgen, dass Spieler, Zuschauer, Betreuer, Trainerstab und Co. kontrolliert werden. Organisatorisch und personell kommt da eine Mammutaufgabe auf die Vereine zu. Nicht jeder Klub profitiert von einer Schar an Ehrenamtlichen.
Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen hätte mit einer Unterbrechung der Saison – ähnlich wie die Amateurfußballverbände aus Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt – zudem ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen die Pandemie setzen können. Doch der Verband entschied sich dagegen, setzt den Spielbetrieb im Seniorenbereich vorerst fort – ein fatales Zeichen in der jetzigen Lage, die bei Weitem noch nicht im Griff ist.
In Zeiten, in denen täglich Menschen sterben, ist der Amateurfußball eben nur die schönste Nebensache der Welt. Jeder Part der Gesellschaft muss jetzt seinen Teil dazu beitragen, die Corona-Zahlen wieder nach unten zu drücken. Mit Impfungen und - wenn nötig - auch mit einem Verzicht auf beispielsweise den Amateurfußball.
Zumindest für eine gewisse Zeit, bis ein größerer Teil der Gesellschaft geimpft ist. Denn unter den Ungeimpften sind leider auch noch viele Amateurkicker – und genau das muss aufhören, wenn es mit dem Spielbetrieb reibungslos weitergehen soll.
Daneben darf nicht außer Acht gelassen werden, dass selbst geimpfte Personen ein Restrisiko mit sich tragen – auch bei einer 2G-Regelung. Immer wieder hört man in dieser Zeit von Impfdurchbrüchen. Geimpfte stecken sich an, übertragen dann das Virus. Infektionsketten entstehen vor allem vor und nach den Spielen in der Kabine und im Vereinsheim. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren und die Pandemie in Schach zu halten, wäre eine Amateurfußball-Pause der richtige Schritt gewesen.
Sorgen ob der Saisonwertung hätten sich die Vereine in Westfalen ohnehin nicht machen müssen. Auf- und Absteiger werden nach dieser Saison definitiv feststehen. Bislang lief die Spielzeit relativ komplikationsfrei ab, viele Klubs haben schon einige Saisonspiele hinter sich gebracht. Und um die Saison werten zu können, reichen laut Spielordnung pro Liga die bekannten 50 Prozent der gespielten Partien.
Und diese Spieleanzahl hätten die Vereine bis Juni kommenden Jahres locker erreichen können. Doch der FLVW wählt nun einen anderen Weg. Ich hoffe, dieser rächt sich nicht irgendwann noch.
Ist bereits seit Kindesbeinen an von Ballsportarten – insbesondere Fußball – fasziniert. Stets neugierig auf der Suche nach Geschichten, auch abseits des Ballsports. Die Liebe zum Journalismus entdeckte er über sein großes Hobby: Fotografie.
