Ajan Dzaferoski und Thorsten Legat. © Stephan Schuetze
Fußball in Dortmund
Das Legat-Aus - Warum sich der TuS Bövinghausen von seinem Star-Trainer trennt
Was die Spatzen seit dem späten Sonntagabend von den Dächern Dortmunds pfiffen, wurde am Montagabend Realität. Thorsten Legat ist nicht mehr Trainer beim Landesligsten TuS Bövinghausen.
Thorsten Legat bleibt an diesem Montagabend nebulös. 20.800 Fans hat er auf Instagram auch in den vergangenen drei Wochen, als er für eine RTL-Show durch die Welt geflogen ist, über sein Leben auf dem Laufenden gehalten. Sie hören auch am Montag zu, als er - nun wieder zu Hause in Wermelskirchen - zu ihnen sagt: „Es gibt Dinge im Leben, die sind einfach nur scheiße.“ Er sei einfach nur enttäuscht: „Nicht traurig, aber erlöst. Ich weiß, dass ich keinem Menschen mehr vertraue.“ Worum es geht? Das weiß zu diesem Zeitpunkt nur er selbst.
Anruf auf Anruf
Ajan Dzaferoski sitzt währenddessen im Vereinsheim in Brünninghausen. Dort tagt das Kreissportgericht Dortmund, es geht um die „Zweite“ des TuS Bövinghausen, die in der untersten Kreisliga spielt, doch Dzaferoski ist der Chef beim TuS und wenn es um den Ruf seines Vereins geht, ist er natürlich dabei. Dass sich auf dem Handy in seiner Hosentasche Anruf auf Anruf reiht, weiß er da noch nicht. Doch es werden von Minute zu Minute immer mehr.
Denn seit die in der Landesliga spielende „Erste“ des TuS Bövinghausen am Sonntag nicht nur mit 2:0 in Hilbeck gewann, sondern dort auch mit seinem extravaganten und von seinem TV-Dreh zurückgekehrten Trainer Thorsten Legat wiedervereint wurde, brodelt die Gerüchteküche in Dortmund. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich eine Vermutung, die auch bereits am Sonntagabend in dieser Redaktion ankommt: Ist Thorsten Legat überhaupt noch Trainer des TuS Bövinghausen?
„Bei uns ist alles gut“
Dzaferoski reagiert zu diesem Zeitpunkt noch ganz entspannt darauf: „Nein, bei uns ist alles gut. Wir müssen uns nur einmal austauschen, weil Thorsten wohl noch zu einem Nachdreh fürs Fernsehen muss.“ In Hilbeck sei nichts Ungewöhnliches geschehen, Dzaferoski habe allerdings selbst das Coaching übernommen, „weil Thorsten ja erst später dazugekommen ist.“
Damit hätte die Sache erledigt sein können, doch wie das mit Gerüchten manchmal so ist: Sie hören erst auf, wenn sie eindeutig dementiert sind und so erreichen diese Redaktion auch am Montag wieder zahlreiche Fragen: Stimmt das, was man sich in und um Dortmund erzählt? Legat und Bövinghausen gehen auseinander?
Steigt auf und ich komme
Die Ehe zwischen Bövinghausen und Legat hatte im Frühling des Jahres begonnen. Der Aufstieg in die Landesliga war Legats Bedingung für das Engagement, die Mannschaft lieferte ab. Die Verpflichtung des ehemaligen Schalkers schlug in Dortmund ein wie eine Bombe. Doch die Fragen kamen schnell: Nur ein Show-Act für die Aufmerksamkeit? Oder ein ernsthaftes Projekt? Legat sprach auf seiner legendären Antritts-Pressekonferenz davon, dass er in Bövinghausen eine Familie vorfinde, mit der er eine Mission habe.
Ein paar Monate später ist von der Familie nicht mehr viel übrig. Ajan Dzaferoski vertröstet per Nachricht am Montag frühzeitig auf den Abend, er sitzt wie bereits erwähnt beim Kreissportgericht, ist bis in den späten Abend hinein nicht zu erreichen. Legat selbst sagt am Telefon, er säße gerade mit seinem Manager und seinem Berater zusammen und dass es jetzt Wichtigeres gäbe, als ein Gespräch über den TuS Bövinghausen. Man könne am nächsten Tag telefonieren.
Legat ist tatsächlich weg
Doch es gibt ja mehrere Möglichkeiten, sich einem Gerücht anzunähern und so erfährt diese Redaktion am frühen Abend auf anderem Wege, was Dzaferoski am späten Abend noch einmal per Pressemitteilung an alle Medien bestätigen wird: Dass Thorsten Legat tatsächlich nicht mehr Trainer beim TuS Bövinghausen ist.
Die Gründe sind erwartungsgemäß nicht sportlicher Natur, da waren sie trotz manchem diskussionswürdigen Auftritt in der Liga in Bövinghausen eigentlich immer zufrieden mit ihrem Coach.
Doch Legat hat da ja noch dieses andere Leben, das als Fernseh-Persönlichkeit, die einen Exklusiv-Vertrag mit dem Privatsender RTL abgeschlossen hat. Im Zuge dieses Vertrags war Legat in den vergangenen drei Wochen unterwegs. Als Legat zurückkehrte, hatte er allerdings eine Nachricht im Gepäck, die letztendlich zur Trennung führte: Er müsse noch zwei weitere Male und für insgesamt sechs Wochen für einen TV-Dreh weg und könne die Mannschaft in dieser Zeit nicht betreuen.
„Ich kann mich nicht teilen“
„Leider kann ich mich nicht teilen. Ein Thorsten Legat macht alles immer zu 100%, oder gar nicht! Da die Ziele des Vereins mir sehr wichtig sind, habe ich schweren Herzen entschieden, Platz zu machen, für jemanden der in dieser Situation mehr Zeit hat, sich um die Mannschaft zu kümmern“, heißt es später in der Mitteilung des Klubs.
„Leider lässt sein Hauptberuf im TV es in der Zukunft nicht mehr zu, dass er regelmäßig seiner Trainertätigkeit bei uns nachkommt“, wird auch Dzaferoski zitiert. „Das ist für TuS Bövinghausen zwar bedauerlich, aber für Thorsten natürlich erfreulich.“
Nico bleibt beim TuS
Sein Sohn Nico Legat bleibt dem Klub aber erhalten. Auch er taucht am Abend noch einmal auf dem Instagram-Kanal seines Vaters auf. Eine Handverletzung, die er sich auf der Arbeit zugezogen hat, setzt ihn derzeit außer Gefecht, „aber der ist hart am Nehmen“, sagt Thorsten Legat und dann noch an seine 20.800 Fans gerichtet: „Wisst ihr was: Das Leben ist schön. Ich habe euch, ich habe meine Familie – und alles andere geht mir am Arsch vorbei.“
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