Bövinghausen-Boss Dzaferoski: Ich bezahle hier nichts aus meiner eigenen Tasche

© Stephan Schuetze

Bövinghausen-Boss Dzaferoski: Ich bezahle hier nichts aus meiner eigenen Tasche

rnFußball

Mit 17 Spielern hat Fußball-Westfalenligist TuS Bövinghausen verlängert. Wir haben mit dem Boss Ajan Dzaferoski über das Team, die Finanzen und die Zukunft des Klubs gesprochen.

Dortmund

, 21.12.2020, 11:00 Uhr / Lesedauer: 4 min

Der Ball ruht aktuell aufgrund der Corona-Pandemie. Für Bövinghausens Präsidenten Ajan Dzaferoski ist das aber kein Grund, sich zurückzulehnen. Er hat schon mit 17 Spielern verlängert und hat weiter Großes vor, wie er im Interview verrät.

Jetzt lesen

17 Spieler aus dem aktuellen Kader haben verlängert. Sind Sie zufrieden?

Wir haben jetzt unser Hauptgerüst für die kommende Spielzeit zusammen. Wir müssen schauen, in welcher Liga wir dann spielen. Danach entscheidet sich, wie wir auf dem Transfermarkt agieren.

Was passiert bei einem Aufstieg in die Oberliga?

Dann werden wir uns mit bis zu sieben Spielern verstärken, die uns noch besser machen.

Mit sieben, die das Team noch besser machen?

Klar, die Oberliga ist ja noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Da müssen wir etwas machen.

Soll der direkte Regionalliga-Aufstieg folgen?

Der ist nicht zu planen. Dafür sind da zu viele gute Klubs, die auch einen anständigen Etat haben. Aber jeder, der mich kennt, weiß, dass ich immer Ziele habe. Und steigen wir auf, will ich auch unter die ersten fünf Teams kommen. Mit unserem aktuellen Kader sehe ich uns im Mittelfeld der Oberliga.

Was passiert, wenn der Aufstieg nicht gelingt?

Dann werden wir uns nur punktuell verstärken und noch einmal angreifen.

Planen Sie denn mit dem Oberliga-Aufstieg?

Platz eins ist machbar. Definitiv. Wir haben als Tabellenerster eine super Ausgangslage und alles selbst in der Hand. Ich gehe davon aus, dass wir nur die Hinrunde zu Ende spielen. Dann müssen wir von den restlichen neun Begegnungen sieben oder acht Spiele gewinnen, dann sind wir durch.

Jetzt lesen

Haben Sie damit gerechnet, dass es so gut läuft?

Wir wollten unter die ersten Fünf. Das war klar. Es ist aber nicht selbstverständlich, dass wir so gut dastehen. Wir haben erstmal zweimal unentschieden gespielt, ansonsten alles gewonnen.

Wenn man sich den Kader anschaut, kommt das nicht überraschend.

Ja, wir haben einen guten Kader. Trotzdem ist es nicht selbstverständlich, dass wir so gut dastehen.

Sie haben ja auch den nötigen Etat für einen Oberliga-Aufsteiger.

Wir haben keinen höheren Etat als die anderen Klubs, die in der Liga oben dabei sind.

Jetzt lesen

Wirklich?

Ja. Wir machen hier keine verrückten Dinge.

Das sieht die Konkurrenz aber anders.

Das ist mir egal, was die anderen denken. Jeder soll sich auf sein Wohnzimmer konzentrieren und schauen, dass da alles ordentlich abläuft. So machen wir es auch. Wir gucken nicht, was die Konkurrenz macht. Wir müssen nicht schlecht über andere reden. Ganz im Gegenteil. Schauen wir mal auf den FC Brünninghausen. Die haben den Kurs gewechselt und setzen jetzt auf jüngere Spieler. Die machen das überragend. Davor habe ich Respekt. Die liegen mit ihrem Team nur drei Zähler hinter uns, können aufsteigen.

Es wird Ihnen aber vorgeworfen, dass Sie mit dem Geld nur so um sich werfen.

Das stimmt einfach nicht. Wir haben ein tolles Gesamtpaket für die Spieler. Da geht es nicht nur ums Geld. Hier läuft alles legal. Wir zahlen Lohnsteuer, Sozialabgaben und alles was nötig ist. Ein Steuerberater klärt alles für uns, damit auch nichts schiefläuft.

Jetzt lesen

Sie haben mal gesagt, dass der Fußball auch ein Geschäft für Sie sei.

Das stimmt ja auch. Willst du erfolgreich sein, musst du sehr viel investieren.

Wie viel Geld investieren Sie denn persönlich?

Aus meiner privaten Tasche gibt es gar nichts. Aber mit investieren meine ich nicht nur das Geld. Damit meine ich auch die viele Zeit, die wir für den Klub aufbringen. Ich bin mir für nichts zu schade. Ich besorge Sponsoren. Ich grill aber auch Pommes oder Cevapcici. Oder häng die Trikots für die Spieler auf. Wir versuchen hier einfach viel zu bewegen. Die Kabinen haben wir neu gemacht, das Vereinsheim, und auch eine Tribüne haben wir hochgezogen.

Wenn Sie persönlich nichts bezahlen, wo kommt denn das ganze Geld her?

Wie bei jedem anderen Verein auch: über einen Sponsoren-Pool. Und klar, unser Hotel Livin ist auch Sponsor. Benötigen wir mal 10 Euro und die Sponsoren bekommen nur 9 Euro zusammen, wird das Livin den zehnten dazutun. Man muss aber auch kreativ sein, um an Geld zu kommen.

Jetzt lesen

Wie meinen Sie das?

Man muss den Sponsoren und Zuschauern etwas bieten. In erster Linie attraktiven und erfolgreichen Fußball. Hinzu kommt, dass ich unsere Sponsoren untereinander vernetze, damit jeder von jedem profitiert. Und am Ende profitieren wir als Verein davon, weil die Sponsoren zufrieden sind und uns immer ein bisschen mehr geben. Und bei noch einer Sache hilft uns der attraktive und erfolgreiche Fußball.

Und zwar?

Bei den Zuschauern. Wir hatten in der Vorbereitung vier Spiele auf unserer Anlage und alle waren ausverkauft. Ebenso waren unsere Westfalenliga-Heimspiele bisher alle ausverkauft. Wir haben allein 100 Dauerkarten für 100 Euro verkauft. Das sind schon wieder 10.000 Euro für uns.

Und da profitieren Ihre Spieler von. Es ist ja nicht üblich, dass Westfalenliga-Spieler Autos von ihren Klubs bekommen.

Ja, vier Spieler fahren ein Auto von uns. Die bezahlen aber nicht wir, das machen die Sponsoren.

Jetzt lesen

Wir träumen jetzt zusammen. Sie schaffen den sportlichen Durchmarsch in die Regionalliga. Bekommt der Verein das gestemmt?

Wir sind ja dabei, unser Stadion weiter auszubauen. Ich kann mit vorstellen, dass wir überdachte Tribünen für 1500 Zuschauer hier hochziehen. Spiele wie gegen Essen, Aachen oder Wuppertal werden hier nicht stattfinden. Das ist klar. Vielleicht müssten wir dann in die Rote Erde umziehen. Aber ich kann es mir vorstellen, mit dem Klub in der Regionalliga zu spielen. Auf wenn das noch ganz, ganz weit weg ist.

Kein Bövinghausen-Interview ohne eine Großkreutz-Frage. Wie sieht es mit der Verpflichtung aus?

Nichts Neues. Wir haben uns mal wieder getroffen. Die Chancen stehen weiter bei 50:50. Wir hoffen natürlich, dass es klappt. Hier wird aber niemand jammern, wenn Kevin sich doch weiter für den Profi-Fußball entscheidet.