Die U19 des BVB plant am Sonntag den großen Coup gegen den VfB Stuttgart. Gewinnt der BVB, wäre das nicht der erste Titel bei den Deutschen Meisterschaften für Benjamin Hoffmann.
Am Sonntag gastieren die A-Junioren von Borussia Dortmund um 12.45 Uhr in Großaspach beim VfB Stuttgart zum Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Trainer Benjamin Hoffmann zeichnet in der Partie letztmals für diesen schwarzgelben Jahrgang an der Seitenlinie verantwortlich, bevor er die sportliche Leitung für die Jahrgänge von der U12 bis zur U16 beim BVB übernimmt und Michael Skibbe die U19 trainiert. Im Gespräch mit dieser Zeitung wirft der Fußball-Lehrer einen Blick auf das anstehende finale Highlight, den Saisonverlauf und sein zukünftiges Betätigungsfeld beim BVB.
Wie läuft Ihre Woche vor dem Finale?
Es ist eine anstrengende Woche, aber eine, die man gerne hat. Wir können am Sonntag den Lohn aus unserer Arbeit schöpfen. Und daraus ziehen wir alle unsere Energie in dieser Woche.
Haben Sie den Trainingsrhythmus vor dem Finale geändert?
Nach dem Halbfinalerfolg gegen Schalke haben wir den Spielern ein paar Tage frei gegeben. Sie waren erleichtert, auch etwas müde. Aber jetzt sind alle wieder hellwach. Alles ist beim alten. Wir haben dieselben Trainingstage, dieselben Uhrzeiten. Die Jungs sind alle fokussiert. Die Anspannung ist natürlich da. Die Jungs haben sich alle über den Gegner informiert, haben uns am Montag ihre Analyse zum Gegner präsentiert. Die Spieler kennen sich natürlich untereinander, unter anderem aus den Nationalmannschaften.
Der lange Weg ins Finale war auch steinig. Wie haben Sie die Saison erlebt?
Wir sind ja mit acht Siegen super in die Saison gestartet. Mit der Niederlage gegen Köln gab es dann den ersten Dämpfer. Wir sind im DFB-Pokal Runde für Runde weitergekommen. Im Dezember haben wir gemerkt, dass die Spieler auf dem Zahnfleisch gehen. Vor allem die Jungjahrgänge. Die kannten aus dem U17-Bereich den 26-Spiele-Rhythmus. Die Partien hatten nur 80 Minuten. Bei uns hatten sie bis zur Winterpause schon 24 Pflichtspiele absolviert, mit Ligaspielen, DFB-Pokal und den Einsätzen in der Youth League. Das ist nicht spurlos an den Jungs vorbeigegangen.
Im Schlussspurt war es auch sehr eng…
Ja, Schalke hat nie losgelassen, Köln war immer mit dabei. Die Mannschaft hat aber immer an sich geglaubt, auch als es eng wurde. Wir sind zum Schluss noch einmal enger zusammengewachsen. Meinem Team wurde ja nach dem Aus in der Youth League, im DFB-Pokal und im Westfalenpokal nachgesagt, sie hätte nicht den nötigen Punch.
Hat Sie ihn denn?
Die Spieler haben im Schlussspurt und in den beiden Halbfinalpartien gegen Schalke deutlich gezeigt, dass sie den Punch haben. Wir haben jetzt die Chance, dass ganz große Ding zu erreichen, und das war unser großes Ziel. Die Jungs sind wieder auf dem Höhepunkt ihrer Leistungsfähigkeit.
Wie haben Sie die Mannschaft wieder in die Spur bekommen?
Wir haben die Spieler darin bestärkt, dass sie an sich, die Mechanismen und den Matchplan glauben sollen, haben ihnen positive Videoclips gezeigt, um ihnen ein gutes Gefühl zu vermitteln.

Benjamin Hoffmann hat Vertrauen in sein Team. © Peter Ludewig
Steht Stuttgart überraschend für Sie im Finale?
Es hat sich im Süden sehr früh herauskristallisiert, dass der Weg über den VfB Stuttgart läuft, die haben einen Topjahrgang. Ich hatte mit Bayern München gerechnet, die einen starken Kader haben. Durch Bundesliga, Youth League und Pokalspiele haben sie aber nicht immer konstant gespielt. Das hat Stuttgart ausgenutzt. Bringen wir aber unsere Stärken durch, werden wir die Partie gewinnen. Das ist unser Ziel.
Mal abgesehen vom Finale. Ihre drei Spieler Tobias Raschl, Luca Unbehaun und Patrick Osterhage haben beim BVB einen Profivertrag unterzeichnet. Eine gute Quote?
Ich freu mich wahnsinnig für die drei Jungs. Die Tür für den Profibereich steht für die drei offen. Da müssen sie jetzt durchgehen. Sie wissen aber, dass der Weg steinig sein wird. Für das Trainerteam sind die Verträge natürlich eine Anerkennung der eigenen Arbeit. Da zeigt sich, dass wir beim Scouting, beim Verpflichten und der Weiterentwicklung der Spieler einiges richtig gemacht haben. Neben dem möglichen Titelgewinn sind diese drei Verträge schon jetzt als Erfolg zu werten.
Der 2000er-Jahrgang, der das Gros ihres Teams stellt, zählt eigentlich nicht als so leistungsstark. Sehen Sie das aus BVB-Sicht anders?
Man muss zwischen internationaler, nationaler oder regionaler Sicht unterscheiden. Ich denke, unser 2000er-Jahrgang hat sich stetig verbessert und weiterentwickelt. Dieser Jahrgang spielt jetzt zum Ende seiner Jugendzeit zum ersten Mal im Finale. Das haben wir Externen zu verdanken, aber auch unserer Ausbildung. Dazu, dass dieser Jahrgang mit der Nationalmannschaft nicht viel erreicht hat, kann ich nichts sagen.
Ihr Nachwuchs-Koordinator Lars Ricken hat gesagt, dass der BVB bei den eigenen Jugendlichen immer auf der Suche nach dem einen Spieler ist, der es zu den Profis schafft.
Vielleicht hat dieser Jahrgang sogar drei hervorgebracht. Es gibt bei uns aber nicht den einen Spieler, der stellvertretend für den gesamten Jahrgang steht. Das war bei dem 1998er-Jahrgang, mit dem ich den U19-Titel geholt habe, etwas anderes. Von denen haben es Christian Pulisic und Jacob Bruun Larsen beim BVB als Profis geschafft. Aber auch Dzenis Burnic, Orel Mangala und Felix Passlack sind Profis. Das war schon ein extremer Jahrgang.

Benjamin Hoffmann absolviert am Sonntag sein letztes Spiel als U19-Trainer. © Peter Ludewig
Ist der 1998er-Jahrgang mit dem 2000er zu vergleichen?
Nein, in dem 98er-Jahrgang hatten wir eine Vielzahl an diesem Einen. Der Jahrgang 2000 ist aber auch etwas Besonderes.
Sie haben jetzt ein Jahr die U17 und im Anschluss drei Jahre die U19 trainiert, haben am Sonntag die Möglichkeit, zum zweiten Mal mit der U19 Deutscher Meister zu werden und standen mit der U17 im DM-Finale. Wie blicken Sie auf die Zeit zurück?
Mit einem Lächeln. Ich bin stolz auf die gezeigten Leistungen meiner Jungs. Ich wusste immer, was der Verein an Ergebnissen verlangt. Ich glaube, ich konnte die Ziele erreichen. Und es wäre eine runde Geschichte, wenn ich nach dem Titelgewinn im ersten U19-Jahr jetzt in meinem letzten U19-Jahr wieder Deutscher Meister werde.
Schmerzt der Abschied von der Trainerbank?
Es war nicht mein vorderster Wunsch, bei der U19 aufzuhören. Ich hätte die Mannschaft gerne weiter trainiert. Der Klub hat mir aber einen neuen Job angeboten, der spannend ist. Es ist eine neue Herausforderung für mich, übergreifend für mehrere Teams verantwortlich zu sein.
Wie gehen Sie mit der neuen Situation um?
Professionell, wie immer. Es wird spannend.
Wie sieht Ihr neues Aufgabenprofil aus?
Ich übernehme die sportliche Leitung für die Jahrgänge von der U12 bis zur U16. Ich begleite die Mannschaften und die Trainer. Ich bin dafür da, die Trainer zu unterstützen, aber auch, um ihre Arbeit zu reflektieren. Ich muss ein Auge dafür haben, bei welchen Jahrgängen wir an welchen Positionen Verstärkungen benötigen. Ich erstelle Konzepte, wie wir in Zukunft Fußball spielen wollen. Es wird vielschichtig.
Es ist schon etwas anderes, als eine Mannschaft tagtäglich zu begleiten.
Das wird eine große Umstellung. Das ist ein völlig neues Aufgabengebiet. Aber ich verschließe mich nicht neuer Aufgaben. Klar, ich habe davon gezehrt und dafür gelebt, mit einem Team zu arbeiten. Ich muss mich jetzt gedanklich neu einstellen.
Gibt es denn einen Weg zurück auf die Trainerbank?
Das will ich nicht ausschließen. Das Geschäft ist sehr schnelllebig.