
© Schaper
Bei Türkspor spielt sich ein Talent in den Vordergrund, dessen Namen selten fällt
Fußball-Landesliga
Das Team des Fußball-Landesligisten Türkspor Dortmund ist bestückt mit prominenten Namen. Ein Spieler, der nicht so bekannt ist, hat sich einen Stammplatz erkämpft.
Das Starensemble von Türkspor Dortmund geht in vielerlei Hinsicht mit breiter Brust in die Landesliga-Saison. Selbst wenn er mit gerade mal 20 Jahren ein Kandidat dafür wäre, im Konzert der Großen im Kader unter dem Radar zu fahren, schaffte es der Linksverteidiger nicht nur dank starker Leistung beim Hecker-Cup-Sieg ins Rampenlicht.
Der Youngster darf sich glücklich schätzen, dass seine Leistungen bei Trainer Sebastian Tyrala Würdigung erfahren. Der Coach sagt vor dem Saisonstart gegen Westfalia Langenbochum über ihn: „Ein guter Junge, ich bin sehr zufrieden mit ihm.“
Und was Okan Saritas noch gerne aus des Trainers Mund hören wird: „Ja, er wird spielen. Keine Frage!“ Was aber sagt die Entdeckung der Vorbereitung selbst? „Ich hatte mir im zweiten Jahr bei Türkspor vorgenommen, mich richtig reinzuhängen. Natürlich mit dem Ziel, Stammspieler zu werden. Ja, und ich bin selbst mit der Vorbereitung sehr zufrieden.“
Das Wichtigste im Leben von Talenten, die in Nachwuchsabteilungen von Bundesligisten gekickt haben und merken, dass es für ganz oben nicht reicht, ist, mit sich trotzdem im Reinen zu sein. Und das kommt im Gespräch klar durch: Der Linksverteidiger ist geerdet, wobei er der Enttäuschung von damals auch Raum gegeben hat: „Wer, wie ich für den BVB, Schalke oder RW Essen gespielt hatte, war natürlich etwas traurig, wenn es dann nicht auf diesem Level weitergeht.“

Okan Saritas (r.) hat sich in den Vordergrund gespielt. © Schaper
Also fuhr der Youngster zweigleisig. Und so ist ihm die Berufsausbildung zum Industriekaufmann wenigstens genauso wichtig wie der Erfolg im Fußball. Oder sogar wichtiger: „In meiner derzeitigen Situation steht für meine Zukunft sogar an erster Stelle, meine Lehre nach dem aktuell dritten Jahr erfolgreich abzuschließen.“
Abgeschlossen hat Saritas auch mit dem Kapitel ASC 09. Hier wollte er den Sprung in den höheren Seniorenbereich schaffen. Warum reichte es nicht? „Ich denke, am Ende waren sich beide Seiten einig, dass eine Trennung besser war. Ich fand, ich hätte zu wenige Chancen erhalten, mich zu zeigen. Aber um erstmal auf der Bank zu sitzen oder in der Reserve auszuhelfen, fehlte mir dann auch die Geduld.“
Also kam der Lockruf vom Mendeplatz gerade recht. Und selbst wenn Realität Landesliga für das Talent zunächst eher hart klang, fand es schnell Gefallen daran - weniger an der Liga, eher am Klub: „Um ehrlich zu sein, ist Türkspor die Station, an der ich mich bisher am wohlsten fühle. Ich wohne zwar weiterhin in Datteln, fahre immer gerne zum Training. Ich treffe viele gute Menschen.“
Und da Saritas - wie viele von uns allen - durch Lob noch besser werden, fand er in Tyrala genau den passenden Coach: „Allgemein ist es doch für jeden Fußballer toll, wenn ein Ex-Profi dich trainiert. Er weiß einfach, wovon er redet. Und er weiß, wie wir Fußballer ticken.“
Und Saritas sah seine Chance. „Sebastian behandelt alle gleich. Auch das schätze ich an ihm. Ich habe versucht, mich zu empfehlen, in dem ich mich immer richtig reingehängt habe. Das fiel mir aber auch leicht, weil Sebastian als Typ auch ein ganz besonders guter Trainer ist, der uns Spaß am Fußball vermittelt.“
Und der ist bekanntlich für die meisten Aktiven in diesen Ligen noch immer ein ganz elementarer Grund, diesen Sport zu betreiben: „Für mich kam bei aller Enttäuschung nie in Frage, mit dem Fußball aufzuhören.“ Und wer 20 Jahre alt ist, darf noch träumen. Vielleicht geht es ja sogar schon mit dem Verein, in dem er sich - auch für Außenstehende spürbar – äußerst wohlfühlt, nach oben. „Na klar, da wollen wir hin. Diese gute Perspektive und das familiäre Klima im Verein lassen in mir den Wunsch reifen, hier länger zu bleiben.“
Und das hören sie dann auch bei Türkspor wieder gerne. Denn neben den alten Hasen wie Marcel Reichwein, Ömer Akman oder Youssef Yesilmen brauchen erfolgsorientierte Teams auch junges, unbekümmertes Blut. Dabei spielte Okan Saritas beispielsweise in Aplerbeck schon so wie ein Routinier. Defensiv hielt er hinten links dich, schaltete sich immer wieder forsch nach vorne ein.
„Der Hecker-Cup war unser erstes Meisterstück.“ Das zweite möchte nicht nur Saritas, sondern auch die stetig wachsende Fangemeinde des Nordstadt-Klubs im kommenden Sommer erleben. Dann soll der gesamte Verein im Rampenlicht stehen – ganz egal, wie zuvor die Gegner heißen. „Langenbochum“, räumt Saritas ein, „kenne ich noch gar nicht. Aber das ist auch nicht wichtig, wenn wir unser Spiel durchziehen. Ein guter Start ist wichtig. Ich glaube daran.“
Es sieht gut aus für Okan Saritas: Wohlfühlklima, Turniersieg, Stammplatz. Oder wie der selbstbewusste, aber geerdete Außenverteidiger überzeugt sagt: „Ich bin bereit, wir sind bereit!“ Von Traurigkeit keine Spur mehr!
Dortmunder Jung! Seit 1995 im Dortmunder Sport als Berichterstatter im Einsatz. Wo Bälle rollen oder fliegen, fühlt er sich wohl und entwickelt ein Mitteilungsbedürfnis. Wichtig ist ihm, dass Menschen diese Sportarten betreiben. Und die sind oft spannender als der Spielverlauf.
